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V wie Verrat

V wie Verrat

Titel: V wie Verrat
Autoren: Anna Schwarz
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Fußende gesetzt, lehnte am Bettpfosten und fing meinen Blick sofort ein. Verloren.
    Ich konnte die Lider nicht mehr schließen, den Kopf nicht mehr drehen.
    Hilfe! Viktor! Hilfe!!!
    Ein Zischen kam aus seinem Mund und seinen wundervollen, berauschenden Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Ohne Vorwarnung schoss ein roter Blitz in meinen Kopf und löschte jeden Gedanken darin aus. Hinterließ nur noch weißglühenden, unerträglichen Schmerz.
    »Wage es nicht noch einmal diesen widerlichen Namen auch nur zu denken!« knurrte er. Ein Dolch aus in der Hölle geborenem Feuer bohrte sich tiefer und tiefer in mein Hirn. Ich kämpfte mit aller Kraft darum, den Blick abwenden zu können. Keine Chance. Mein Puls kletterte auf schwindelnde Höhen, pochte in meinen Schläfen. Der Druck stieg immer weiter. Wimmernd presste ich die Hände an den Kopf, um ihn vorm Platzen zu bewahren.
    Dann war es vorbei.
    Ein Wimperschlag - und alles verschwand. Das Rot aus seinen Augen. Meine Schmerzen. Ich keuchte erleichtert auf.
    »Aber Cherie. Du darfst nicht böse zu mir sein, dann muss ich dir wehtun. Das will ich ja gar nicht, du bist doch mon Amour. Was mach ich denn nur mit dir?«
    Er seufzte wehmütig.
    »Ach Anna. Du bist immer so eigensinnig. Das kann ich nicht dulden, das verstehst du sicher.«
    Er rutschte ein Stück näher und streckte die Hand aus. Ich atmete schneller, stoßweise, bekam kaum noch Luft. Seine Finger hoben mein Kinn ein Stück an, er befahl mir, die Augen weit zu öffnen. Ihn voll anzusehen.
    Oh mein Gott. Ich habe noch nie etwas so Schönes gesehen.
    Schillernde Punkte in den Farben kostbarer Edelsteine leuchteten auf, verschmolzen wieder miteinander und schraubten sich in einer sanft wirbelnden Spirale in die Tiefe. In ein so vollkommenes, lichtloses Schwarz, das es allen irdischen physikalischen Gesetzen widersprach. Ich beugte mich so weit wie möglich nach vorne, tauchte ein in diesen Farbrausch - und verlor mich.

    Seine Stimme. Leise, seidensanft, wie ein Streicheln. In meinem Kopf.
    »Komm meine Schöne. Die Nacht ruft nach uns.«
    Er reichte mir die Hand und zog mich vom Bett hoch. Ich schwankte ein wenig und tastete nach einem Halt. Sofort legte er seinen Arm um meine Taille und zog mich an sich. Sein Gesicht war weniger als eine Handbreite entfernt. Staunend wie ein Kind sah ich zu ihm auf, bewunderte seine Schönheit. Die ebenmäßigen, klassischen Züge, das pechschwarze Haar, das ihm in weichen Wellen über die Schultern fiel. Ein zufriedenes Lächeln erschien auf dem vollen, lockenden Mund. Er neigte den Kopf, seine Lippen öffnete sich ein wenig. Ich fühlte seinen Atem und schloss voller Freude und Erwartung die Augen. Behutsam, langsam, fast andächtig legten sich seine Lippen auf meine und sie verschmolzen miteinander.
    Ein Feuerwerk aus Emotionen explodierte in meinem Hirn.
    Pures, ungezügeltes Verlangen. Panische Angst. Glühende, wilde Leidenschaft. Tiefster Abscheu. Wechselten sich ab. Hoben mich in taumelnde, nie für möglich gehaltene Höhen. Um im nächsten Moment in die dunkelsten, abgründigsten Tiefen abzustürzen.
    Heiße Tränen liefen mir über die Wangen. Ich wollte mich gleichzeitig an ihn klammern, mich nie wieder von diesem Mund lösen und ihn voller Entsetzen von mir stoßen.
    Anna. Engel! Halte durch. Wehr dich!
    Er zuckte zurück, als hätte ich ihn geohrfeigt. Das schöne Gesicht verzerrte sich vor Zorn. Seine Finger bohrten sich schmerzhaft in meine Schultern. Winzige rote Funken blitzten in seinen Augen auf. Ich stöhnte auf: »Oh bitte. Tu das nicht.«
    Schmiegte mich enger an ihn, sah ihn flehend an. Er zögerte, dann lachte er böse und sagte: »Lass uns gehen mon Amour. Wir suchen uns einen Platz, an dem wir ungestört sind.«
    Das Zimmer um mich herum begann zu wabern, verlor die Konturen und wurde durchscheinend wie ein Dia. Alles drehte sich, zerfloss wie Wasser. Schwindelig schloss ich die Augen und lehnte meinen Kopf an seine Brust.
    »Engel. Bleib bei mir.«
    Der Ruf war schwach, leise und verhallte wirkungslos im Nichts.

Kapitel 14.
    »Ma belle, wir sind zu Hause. Sieh dich um. Ich habe alles extra für dich so schön machen lassen. Gefällt es dir?«
    Wir standen in einem großen, fensterlosen Raum mit grauen, unverputzten Steinmauern. In der Mitte stand ein hölzerner, schwerer Stuhl, fast schon ein Thron. Die hohe Rückenlehne war über und über mit verschlungenen Ornamenten verziert, die sich in den Armstützen fortsetzten und in zwei
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