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V wie Verrat

V wie Verrat

Titel: V wie Verrat
Autoren: Anna Schwarz
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haben. Beim ersten Mal war ich wie von Sinnen, taumelte wie ein Betrunkener, beinahe hätte ich die Kleine losgelassen. Bei ihrem letzten Atemzug hat sie den Namen ihren Liebsten geseufzt.
    Liebe. Was ist das schon?
    Sasha wollte mir immer weismachen, dass auch wir dazu fähig sind. Ich habe sie ausgelacht.
    Dazu fähig? Wir sind weit darüber hinaus, nichts kann uns mehr verletzen. Gerade das macht uns so stark. Das waren Vaters Worte. Und wie könnten sie falsch sein?
    Oh, ich habe geliebt. Katja, meine bildschöne und kluge Schwester. Der wundervollste Menschen, den es jemals auf dieser Erde gegeben hat. Ich habe sie so sehr geliebt, dass ich mit ihr fortlaufen wollte. Wir haben Pläne geschmiedet, wollten nach Frankreich und zusammen ein neues Leben beginnen. Sie versprach mir die Welt zu zeigen und ich habe es geglaubt. Und dann kam er. Der Mörder.
    Schon von Anfang an wusste ich, dass er ihr wehtun würde, nicht gut für sie ist. Er hat mir alles weggenommen, alles zerstört. Sie sprach nie mehr von Paris, nie mehr von uns beiden. Nur noch von ihm. Sie hat gesagt, ich müsse das verstehen. Das sei die Liebe, dagegen wäre man machtlos. Ich würde es begreifen, wenn ich es selbst erlebt hätte. Ich habe sie angefleht, gebettelt wie ein kleines Kind, aber sie hat nur gelacht. Kurz darauf war sie tot. Abgeschlachtet wie Vieh.
    Er hat sie einfach liegen lassen. Sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihre Nacktheit zu bedecken, sodass jeder sehen konnte, was er zuvor mit ihr getrieben hat. Ihr Blut hat er sich genommen, bis zum letzten Tropfen, aber seinen stinkenden Samen hat er dagelassen. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie ich es geschafft habe, sie zu säubern und anzuziehen. Als ich wieder zu mir kam, war es Nacht. Ich lag neben ihr, hielt sie in meinen Armen. Sie war so kalt, so schrecklich kalt.
    Oh Vater, wärst du nicht gekommen, um mich zu holen, wäre ich neben ihr gestorben. Mein Herz war schon tot, so kalt wie das ihre.
    Liebe? Das ist nichts, gemessen an dem Hass, den ich empfinde!
    Vater! Komm zurück! Ich brauche dein Blut. Deine Kraft.
    Ich werde wie die Apokalypse über ihn kommen. Er soll es fühlen. So wie ich. Diesen Schmerz, der alles Denken auslöscht. Denn zuerst werde ich mir seine Geliebte nehmen.
    Jetzt.

Kapitel 13.
    »Liebster. Bist du da?«
    Atemlos vor Glück setzte ich mich auf. Konnte noch nicht fassen, dass es funktioniert hatte.
    »Aber ja Cherie. Für dich bin ich doch immer da.«
    Der Schrei blieb mir in der Kehle stecken. Mir genau gegenüber, lässig an die Wand gelehnt, die Arme verschränkt, stand Pierre! Seine Augen schillerten im Halbdunkel, wollten mich sofort wieder in ihre gnadenlosen Tiefen ziehen.
    Nicht hinschauen!
    Ich senkte schnell den Blick auf meine zitternden Hände. Wie kam er hier rein? Das war eigentlich unmöglich. Meine Gedanken überschlugen sich.
    Wer war im Haus? Lin, Toni, Darius. Von ihnen hatte ihn sicher niemand hereingelassen. Ich brauchte Hilfe! Musste mich irgendwie bemerkbar machen. Meine Hände krallten sich in die Bettdecke, während ich fieberhaft überlegte.
    Sein spöttisches, kleines Lachen hätte mich beinah dazu verleitet, wieder aufzusehen.
    »Anna, Anna, Anna. Du denkst so laut, dass ich mich anstrengen müsste, es nicht zu hören. Aber mach dir keine Hoffnungen, außer mir - hört dich niemand.«
    Ich bemühte mich flach und gleichmäßig zu atmen, um jetzt keine Panikattacke zu bekommen.
    Ruhig. Denk nach. Nein! Denk an was anderes. Denk an die Rosen.
    Ich schloss die Augen, stellte den Blumenstrauß in mein kleines Kämmerchen, schlug die Türen zu und wartete. Er schien sich köstlich zu amüsieren, denn er lachte wieder leise. Ein unglaublich sinnliches Geräusch. Ich hatte vollkommen vergessen, dass auch diese Samtstimme eine hypnotische Wirkung hatte.
    Konzentrier dich! Die Rosen.
    Voller Entsetzen sah ich zu, wie die wundervollen, roten Blüten die Köpfe hängen ließen. Wie im Zeitraffer fiel der Strauss in sich zusammen. Eine Tür öffnete sich knarrend und ein Schwarm dicker, widerlicher Fliegen summte herein.
    Nein! Das ist mein Zimmer!
    Mit aller Gewalt versuchte ich das Bild wieder zurückzuholen. Mein Kreislauf stand kurz vorm Kollaps. Das Blut raste mit dem Tempo eines ICE durch meinen Körper. Ich konnte es in meinen Ohren rauschen hören. Für einen winzigen Moment drückte ich die Tür wieder zurück ins Schloss, da bewegte sich das Bett und ich riss erschrocken die Augen auf. Er hatte sich mir gegenüber ans
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