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Urmels toller Traum

Urmels toller Traum

Titel: Urmels toller Traum
Autoren: Max Kruse
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Professor Habakuk Tibatong,
der seine Tierfreunde so ganz anders und so lange schon kannte, machte kein
fröhliches Gesicht. Wawa tat ihm Leid und alles kam ihm immer sonderbarer vor.
    Seine Majestät Urmel-König
trat, als Wawa-Braut die rechte Fußspitze auf die unterste Treppenstufe setzte,
einen Schritt vor und sagte ungnädig: »Da seid ihr ja endlich!«
    »Soll ich datschu immer noch
lächeln?«, zischte Wawa Wutz fragend an, und Wutz antwortete dem Urmel: »Auf
Bräute muss man stets warten. Auf Frauen übrigens auch, öfföff. Es wäre gut, wenn
du dich schnell daran gewöhntest!«
    Wawa-Braut zwinkerte inzwischen
seinem Freund Ping Pinguin zu und fragte: »Trägst du mir jetscht die Schleppe?«
    »Dir die Pfleppe tragen? Bei
dir piept es wohl? Ich muss trommeln!«, war die Antwort.
    »Nicht mal das, wo es so
tschwickt!«, seufzte Wawa.
    »Wo bleibt die Kutsche?«,
fragte Seine Majestät Urmel-König ungehalten.
    Schon öffnete sich wie durch
ein Wunder die Wand, als sei sie ein großes Portal. Blendendes Sonnenlicht
stürzte herein, der Professor suchte nach seiner dunklen Brille und Herr Mö zog
den Schirm seiner Mütze tiefer.
    In der Öffnung stand der
Traumkobold, gekleidet wie ein Hofmarschall. Er hatte einen bunten Stab in der
Hand, den er auf dem Boden aufstieß.
    »Die Kutsche!«, rief er. Schon
war er wieder verschwunden.
    Von Urmel-König angeführt, trat
die Gesellschaft ins Freie. Urmel-König reichte Wawa-Braut die Hand. Und da
Wawa-Braut sehr klein war, wenn er auf allen vieren ging, musste er sich auf
die Hinterpfoten erheben. Das fiel ihm zu schwer, deshalb stützte er sich mit
der anderen Vorderpfote auf Wutz’ breiten Rücken, die die ganze Zeit nicht von
seiner Seite wich.
    Draußen, im Schlosshof, stand
ein überaus prächtiges Gefährt. Es gefiel Ping Pinguin so gut, dass er das
Trommeln sein ließ und gackerte: »Oh, die pföne goldene Kutpfe! Pfaut nur:
sechs weiße Pfimmel!«
    »Schwarze Schimmel hat’s ja
auch noch nie gegeben, öfföff«, bemerkte Wutz.
    Auf dem Kutschbock saß
Seele-Fant. Seine Mundwinkel hingen traurig-trüb herab, er fühlte sich so
unwohl als Kutscher. Der Bock war so hoch. Freude hätte ihm höchstens das
Posthorn bereiten können, das an seiner Seite hing, nur leider vermochte er es
nicht zu blasen.
    Neben ihm, wie ein
Kutscher-Lehrling, schaute der kleine weiße Seehund Albi aus fröhlichen
schwarzen Augen in die Runde.
    Schusch riss den Kutschenschlag
auf, indem er den goldenen Türgriff mit dem langen Schnabel packte. Dann rief
er: »Eingestägen, bätte!«
    »Sollen wir alle in dieser
einen Kutsche Platz haben, möm?« Herr Mö sah griesgrämig-zweifelnd drein.
    Nun, sie hatten alle Platz. Die
Kutsche war wie aus Gummi. Je mehr Personen einstiegen, umso mehr dehnte sie
sich in die Länge und in die Breite, bis sie eine höchst sonderbare Form hatte,
gleich einem an allen Seiten ausgebeulten Sack.
    Aber schön war sie trotzdem
noch.

    Tim Tintenklecks mit der
Trompete schwang sich auf den Rücken des hintersten linken Schimmels. Schusch
und Babu sprangen auf den Tritt hinter dem Wagen. Honigeimer und Löffel lagen
verlassen im Schilderhäuschen des Bären.
    Der Schuhschnabel-Vogel und der
Pandabär gaben zwei sehr sonderbare Kutschen-Lakaien ab.
    Tim Tintenklecks trompetete.
    Seele-Fant ließ, so gut er das
eben konnte, die Peitsche knallen, den Stiel in der Schwimmflosse.
    Einen Ruck machte die Kutsche,
denn die vier Schimmel zogen an, als hätten sie Feuer im Leib. Die
Hochzeitsgesellschaft im Inneren kollerte durcheinander. Babu rollte vom
Wagenbrett herab und raste im sausenden Lauf hinter dem Gefährt her.
    Die Schimmel waren
pfeilschnelle Renner. Sie kannten den Weg anscheinend ganz allein, es war
sinnlos, dass Seele-Fant an den Zügeln riss, sie beachteten es gar nicht. Da
ließ er jedes Bemühen, klammerte sich an die Seitenlehne und versuchte, ein
wildes, kühnes Kutscherlied anzustimmen:
     
    »Ön
brausöndär Fahrt
    übör
Stock und Steun,
    das
muss eun hörrlöchös Reusön seun!«
     
    »Tatü«, machte Tim
Tintenklecks.
    »Äch kann mär ein herrlächeres
Reisen vorstellen«, meinte Schusch, denn es rumpelte und ruckelte grauenvoll.
    In der Kutsche knurrte deshalb
Herr Mö Urmel-König zu: »Majestät sollten die Straßen ausbessern lassen, möm,
schätze, sie bestehen nur aus Schlaglöchern!«
    Und Wawa-Braut jammerte: »Das
ist meine schrecklichste Hochtscheitsreise. Wie das tschwickt!«
    »Hoffentlich sind die Pferde
nicht durchgegangen,
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