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Urmel zieht zum Pol

Urmel zieht zum Pol

Titel: Urmel zieht zum Pol
Autoren: Max Kruse
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mir geben — und über die
wunderbaren Stoffe, aus denen er zusammengesetzt ist, Stoffe, von denen wir auf
der Erde bis jetzt nichts wußten. Der Meteorit aber gehört Angakorok — wenn er
ihn will. Er hat ihn verdient. Vielleicht bleibt er hier in der grimmigen Kälte
und Einsamkeit der Arktis der Welt noch lange verborgen, und man hält sein
Strahlen für ein Nordlicht. Und doch — Angakorok, ich flehe dich an: Zeige den
Stein niemandem, auch nicht deinen Freunden vom Eskimostamm!«
    Angakorok
nickte. Er umarmte den Stein. Da war er wie von einem Heiligenschein umgeben.
Dann drehte er sein bärtiges Haupt dem Professor zu:
    »Mein Freund
Hagebutt Tintengong hat weise gesprochen. Er ist klüger als Angakorok. Wahr
ist, was er zu seinem kleinen Begleiter Bim Bimpenfex gesagt hat. Böse weiße
Männer würden über den Schnee kommen. Sie würden zu Angakorok freundlich sein,
und wenn er schläft, töten sie ihn und rauben ihm die Sonne. Behalte sie!
Angakorok wird weiter, wie bisher, in den langen Winternächten singen, um die
Geister der Traurigkeit zu vertreiben!«
    Wutz wischte
sich heimlich die Augenwinkel.
    Der
Professor reichte Angakorok die Hand. »Du bist weiser als alle anderen
Menschen. Ich danke dir, denn du hast mich von einer großen Sorge befreit, der
Sorge um dein Leben und Wohlergehen.«
    »Wollen wir
die Kuller, das Leuchtedings jetzt etwa hierlassen?« fragte das Urmel.
    »Nein, wir
nehmen es mit. Die Homo-Saurier haben bewiesen, daß sie Geheimnisse bewahren
können. In der Tiefe des Meeres, in der Stadt unter dem Korallenriff, ist der
Meteorit am besten aufgehoben.«
    »Und für
Angakorok finde ich vielleicht doch noch ein Licht — und noch eine andere
Überraschung«, meinte Tim Tintenklecks.
    Sie wälzten
den Stein auf einen Schlitten, verbargen ihn unter Decken und verschnürten das
Bündel. Danach machten sie sich auf den langen Rückmarsch. Sie verließen den
Gipfel der Erde. Mit jedem Schritt, den sie weiter nach Süden kamen,
verlängerte sich ihr Schatten um Millimeterbruchteile — mit jedem Schritt
näherten sie sich Titiwu ein bißchen. Zwar dehnte sich die leblose Eiswüste
noch unendlich vor ihnen, doch schon versank die Sonne für kurze Zeit unter der
Erde. Die Zeiten der Dunkelheit wurden länger.
    Sie
wanderten und wanderten. Durch das Eis, über den Schnee. Nur die Schlittenkufen
sirrten, und die Hunde kläfften. Aber sie waren guten Mutes und voller
Hoffnung. Dann kamen Nächte, in denen das Mondlicht glänzte. Schwarzblau war
dann der Himmel mit silbernen Wolken übersät. Der Schnee schimmerte.
    Nach langen
Tagesmärschen erreichten sie endlich das Meer, genauer: den Packeisgürtel. Es
war ein wirres Durcheinander von Eiskloben — gezackte, platte, Schluchten,
Gipfel oder Hausdächer, Kirchtürme, Urgestalten... und dann doch einmal ein
dunkler Streifen — Wasser!
    Angakorok
blieb stehen. »Hier ist das Schiff!«
    »Hier sind
wohl tausend Schiffe — oder auch keines«, meinte der Professor. »Wo sollen wir
es hier finden?«
    »Mein Freund
Haferschluck Stiefelrock muß besser hingucken! Was bedeutet wohl der schwarze
Fleck dort oben?«
    »Hm —«,
sagte Tim Tintenklecks. »Er sieht aus wie eine eingefrorene, pottschwarze Krone
mit Eiszapfen!«
    »Ein
Schornstein vielleicht?« fragte der Professor.
    Angakorok
lachte. »Schwarzes Rohr... innen hohl. Kommt Rauch raus. Schiff liegt hier
schon hundert Jahre. Alles Eis ringsum. Einmal kam Schiff angedampft, sehr viel
Qualm, dann kaputt, dann sind Männer ausgestiegen. Schiff ist eingefroren,
bekam Mantel aus Eis, Mantel wurde immer dicker, jedes Jahr zog einen neuen
drüber — Männer sind lange weg, sind nie wiedergekommen!«
    »Das
traurige Schicksal von Polarforschern!« schluchzte Wutz.
    »Ja, sie
sind nun schon lange tot. Und der Dampfer hat keinen Besitzer mehr«, sagte der
Professor. »Nach internationalem Recht gehört das Schiff demjenigen, der es
birgt.«
    »Also dir!«
rief das Urmel.
    »Aber es ist
ja ein einziges Eispaket, öfföff, ich sehe nur oben einen schwarzen Klecks
Fliegendreck...«
    »Ich werde
es mit den Laserstrahlen aufschmelzen«, sagte der Professor. Tim, Angakorok und
er wickelten den Erdwolf vom Planeten Futura aus den Schutzhüllen und schoben
ihn auf dem Schlitten durch die Eisschlucht, dicht an das blauschimmernde
Gebirge. Dann gingen alle in Deckung, der Professor richtete die Mündung auf
einen bestimmten Punkt im Eispanzer: Nicht einmal eine Sekunde, aber es
zischte, wie wenn man Wasser in
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