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Urmel spielt im Schloß

Urmel spielt im Schloß

Titel: Urmel spielt im Schloß
Autoren: Max Kruse
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gedehnt.
    «O ja —
Wissen Sie, im Grunde bin ich Ihnen sogar dankbar! Ich hätte den Professor nur
ungern allein gelassen. Aber nun, wo Sie bei ihm bleiben, kann ich es tun. Ach,
er weiß es noch nicht, der Gute, und der Abschied wird mir schwerfallen,
öfföff. Aber ich habe nun den Haushalt des Königs kennengelernt — das ist doch
eine feinere Sache. Dort ist Sami und hilft mir. Ich kann Journale lesen, das
Leben an des Königs Seite ist interessant, ich lerne alle gekrönten und
abgekrönten Häupter der Welt kennen, ich organisiere Feste für Pumponell, bin
mit Fürstinnen und Gräfinnen auf Du und Du, fahre schnelle Autos, habe ein
Flugzeug, eine Segeljacht — und vor allem, ich sorge dafür, daß er wieder etwas
leistet. Er ist nämlich ein kluger, begabter Mann, о ja. Aber er hat keine
Aufgabe, keinen Menschen, für den er sorgen muß — und das braucht er nun
einmal...»
    «Meinst du?»
fragte Naftaline und spielte mit ihrer Kette.
    «Ich meine
es nicht, ich weiß es, öfföff!» sagte Wutz.
    «Tja», sagte
Naftaline, «da kann ich dir eigentlich nur Glück wünschen!»
    «Vielen
Dank!» antwortete Wutz. «Natürlich würde ich den Professor nie verlassen, wenn
er mich noch braucht!» Sie stand auf, fächelte sich die Stirn und ging zum Durchschlupf.
Ehe sie das Zelt verließ, wendete sie noch einmal das Haupt und fragte:
«Übrigens — haben Sie bemerkt, wie zärtlich Sie der König angesehen hat?»
    Sie
verschwand, nur ihr Ringelschwänzchen winkte noch kurz durch den Stoffschlitz.
    Kein Wunder,
daß sie das Reden gelernt hat, dachte Naftaline. Dumm ist sie wahrhaftig nicht,
schon eher raffiniert!



Manches klärt sich,
und ein Versprechen wird gegeben
     
    Als Wutz den
Berg Homi erklommen hatte und auf den Vorplatz des Blockhauses kam, blieb sie
vor ihrer Schlummertonne stehen und legte die rechte Vorderpfote darauf. «Gutes
altes Haus», grunzte sie, «schön, dich wiederzusehen. In dir ist mir noch nie
ein Gespenst erschienen, öfföff!»
    «Das könnte
säch ja ändern!» plapperte Schusch leise auf dem Baum, mehr zu sich selbst als
zu jemand anderem. Und Babu steckte die Nase aus seinem hohen, luftigen Haus,
um hinabzurufen: «Wutz, dein Salat ist der beste!»
    Wutz nickte:
daran hatte sie nie gezweifelt. Dann betrat sie das Blockhaus ohne anzuklopfen.
Hier saßen sich der König und der Professor am Tisch gegenüber und machten von
Zeit zu Zeit «Hm — hm—»; das war ihre ganze Unterhaltung oder Aussprache.
    Als Wutz
hereinkam, nahm der Professor erfreut die Brille ab und putzte sie. Dann
schneuzte er sich. «Oh», rief sie, «wie lange hast du dein Taschentuch nicht
mehr gewechselt?»
    «Ich weiß
wirklich nicht!»
    «Das sieht
man!»
    «Es fehlt
eben eine Frau...», murmelte der Professor.
    König
Pumponell erhob sich ruckartig, stellte sich ans Fenster und verkrampfte die
Finger ineinander: «Ich hoffe, Sie machen keine Dummheiten!» sagte er.
    «Wir wollen
erst in Ruhe Kaffee trinken», schlug Wutz vor. «Ach, da kommt ja auch
Naftaline, wie nett. Da werde ich gleich eine Tasse mehr auf den Tisch
stellen.»
    König
Pumponell drehte sich um, und der Professor sah Naftaline an — sie huschte
durch die Tür wie der Sonnenschein. Sie lächelte den Professor an, und sie
lächelte den König an, und Ping Pinguin, der sich neben Wawa unter dem Tisch
versteckt hatte, flüsterte diesem zu: «Wieder so ein Durcheinandergegucke!»
    Schusch
hatte zum Fenster hineingeschaut. Jetzt flog er zu Tim Tintenklecks, der eben
Babu aus der Lesefibel für das erste Schuljahr vorlas, und rief ihm zu: «Täm!
Wä gesagt: Sä läben säch alle!» Tim Tintenklecks seufzte: «Deshalb habe ich mich
auch verzogen!»
    Schusch aber
flog zu Seele-Fant, um ihm mitzuteilen, daß Wutz wiedergekommen sei. Der Koloß
preßte vor Freude das rosa Luftballonschweinchen so heftig mit den Flossen vor
der Brust zusammen, daß es zerplatzte. Peng!

    «Schadö —
abör ös macht nöchts, öch brauchö ös nöcht mör!» raunzte er.
    Inzwischen
war im Blockhaus ganz still und unauffällig ein Herzensdrama zu Ende gegangen.
Naftaline hatte den König unvermittelt gefragt: «Wann fliegen wir?»
    Und er hatte
glücklich geantwortet: «Wann Sie wollen, noch heute, sofort!»
    «Schade, daß
Sie uns schon verlassen, öfföff!» grunzte Wutz scheinheilig. «Professor, mach
nicht ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Sie wird uns ja einmal besuchen!
Freu dich, daß du wieder in Ruhe arbeiten kannst!»
    «Allerdings—»,
stammelte er,
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