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Urmel spielt im Schloß

Urmel spielt im Schloß

Titel: Urmel spielt im Schloß
Autoren: Max Kruse
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gemacht und
hinterher gleich die Zähne gefletscht!
    Herr
Hubenreiter rang nach Luft. Es klang wie das Röcheln eines Ertrinkenden. Er
wußte selbst nicht, wie er aus dem Saal kam. Er riß den Hörer vom Telefon im
Flur. Der Direktor meldete sich.
    «Es... es...
und es hat geniest!» gurgelte Herr Hubenreiter.
    «Wer, was,
wie?» fragte der Direktor.
    «Im Saal
vier... es niest... es bläst die Nüstern auf und...»
    «Was und?»
    «Ich habe es
vergessen!»
    «Ich komme
sofort!» sagte der Direktor und dachte, Hubenreiter müsse zum Arzt.
    Herr
Hubenreiter stand im Flur, zitterte und sagte: «Ich gehe nicht noch einmal
hinein, ich fürchte mich!»
    «Lächerlich!»
rief der Direktor. Entschlossen betrat er den Saal, sicher, nichts zu
entdecken. Jedoch er erstarrte. Vor ihm stand ein unbekanntes Tier, gewiß ein
Modell, das zeigte die Zähne, jawohl, und es hatte einen Leierkasten umhängen,
und an seinen Füßen lehnte ein Schild:
    URMEL
    Kreidezeit
— entdeckt von Professor Tibatong.
    Beherzt
wollte Zwengelmann es anfassen, es konnte ja nur aus Pappe sein. Doch da tönte
es deutlich, wimmernd und weinerlich: «O du lieber Augustin, alles ist hin!»
    Das war
selbst für Zwengelmann zuviel. Er verließ den Saal. Er rief das ganze Personal
zusammen, vom Kassierer bis zur Putzfrau. Von der Sekretärin bis zum Sachverständigen
für Wasser- und Landwanzen.
    Er
versammelte sie um sich im Gang. Er bat sie, sich in den Saal IV zu begeben.
«Und sagen Sie mir, ob Sie etwas Ungewöhnliches bemerken!» befahl er. «Gehen
Sie hinein.»
    Herr
Hubenreiter blieb mit ihm draußen, er schlotterte.
    «Wir können
nichts feststellen!» sagten die Mitarbeiter.
    «Herr
Direktor, wenn Sie meinen, daß ich nicht ordentlich aufgewischt habe, dann
kündige ich!» erklärte die Putzfrau.
    Direktor
Zwengelmann folgte nun in den Saal. Er war leer bis auf die altbekannten
Ausstellungsstücke. Und der Schädel des Brontosaurus grinste nicht im
geringsten. Aber von den Knochen des Urvogels Archaeopteryx senkte sich eine
Staubwolke hernieder, denn es hatte gerade vorhin eine ungewöhnliche
Luftbewegung gegeben.

    Die Mitarbeiter
schauten den Direktor an, und dieser schaute nur auf eine einzige
Stelle. Es war ihm, als höre er leise die Melodie: «O du lieber Augustin, alles
ist hin...»
    Und dann
drehte er sich wortlos um, ging in sein Büro, schloß die Tür ab und machte den
Schrank auf. Dort hing ein Spiegel. Direktor Doktor Zwengelmann streckte sich
die Zunge ’raus und kontrollierte, ob sie belegt war. Doch er konnte nichts
feststellen.
    Im Schloß
schleifte das Urmel den schweren Schwanz hinter sich her, als es die Treppe herabkam.
    «Wo warst
du, was hast du gemacht, öfföff?» wollte Wutz wissen.
    «Ich habe
nur den Leierkasten aufgeräumt!» sagte das Urmel.
    «Da sehen
Sie, wie brav es ist!» sagte Wutz zum König und schaute ihren Liebling
freundlich an.



Wutz überredet den
König zum Abflug
     
    Der Liebling
rollte sich auf dem Teppich zusammen, schloß die Augen und schlief so süß, als
ob er kein Wässerchen trüben könnte.
    «Hören Sie,
Majestät, öfföff», flüsterte Wutz dem König zu, «die Gelegenheit ist günstig.
Wir können das Urmel nun mit Sami alleine lassen. Es hat die erste Zeit des
Übermutes hinter sich, überwunden, sozusagen. Es ist aus dem Flegelalter
hinaus. Und es schläft! Wir beide schleichen uns jetzt aus dem Zimmer, sagen
Sami Bescheid und fliegen nach Titiwu!»
    «Meinst du
wirklich?» fragte er ebenso leise. Es klang erfreut.
    «Ja, das
meine ich, öfföff! Es gibt keine andere Lösung, ich habe es mir lange überlegt.
Das Urmel bleibt hier versteckt. Mich aber können Sie unbesorgt mitnehmen. Ich
falle nicht weiter auf, ein Schwein ist nun einmal ein Haustier und keine
zoologische Sensation...»
    «Da hast du
nicht ganz unrecht!»
    «Ja, aber
das soll nicht bedeuten, daß ich mich geringer einschätze! О nein! — Jedoch,
diskutieren wir jetzt nicht über die Bedeutung kluger Schweine. Mir sind der
Professor und Naftaline viel wichtiger. Ich muß mit beiden reden, ehe ein
Unglück passiert.»
    «Aber
Naftaline darf doch nicht wissen, daß du reden kannst!»
    «Ach, wie
dumm, öfföff! Ich hatte es mir schon alles so gut ausgedacht. Nun, dann muß ich
wenigstens mit dem Professor sprechen. Hoffentlich nimmt er Vernunft an.»
    «Auf jeden
Fall ist die Idee gut, dich auf die Insel zu bringen und Naftaline abzuholen!»
sagte der König. «Anschließend kann ich dann das Urmel
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