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Urmel spielt im Schloß

Urmel spielt im Schloß

Titel: Urmel spielt im Schloß
Autoren: Max Kruse
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«das ist nötiger denn je. Tja — nun ja — na denn — ehem!» Mit
diesen bedeutenden Äußerungen suchte er seine Fassung wiederzufinden. Dann
sagte er — es klang ein wenig gereizt: «Aber so einfach können Sie doch nicht
abreisen! Ich darf Sie nicht weglassen, Naftaline.»
    «Sie muß!»
trumpfte der König auf. «Ihr Onkel hat mir schon die Hölle heiß gemacht...
Direktor Doktor Zwengelmann!»
    «Wie?» rief
der Professor. «Sie... Sie sind Zwengelmanns Nichte?»
    «Ich bin
es!» sagte sie. «Aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Habakuk! Ja,
ich bin ursprünglich hergekommen, um Titiwus Geheimnis zu lösen. Das ist mir ja
auch gelungen. Ich wollte eine Reportage schreiben, und es fällt mir schwer,
darauf zu verzichten. Sie wäre ein Knüller geworden, der mich mit einem Schlag
bekannt, ja sogar berühmt gemacht hätte...»
    «Oh—»,
stöhnte der Professor.
    «Aber ich
werde es nicht tun!» versprach Naftaline. «Erstens habe ich euch alle sehr
liebgewonnen. Ich fühle mich hier wie Eva im Paradies. Auch ich habe vom Baum
der Erkenntnis gegessen. Aber ich werde die Erkenntnis für mich behalten, denn
es wäre ein Verbrechen, dieses Paradies zu zerstören!»
    «Paradies
mit schmutzigen Fenstern, öfföff!» sagte Wutz.
    Der
Professor ergriff Naftalines Hand: «Danke!»
    «Und außerdem»,
fuhr sie fort, «habe ich das Gefühl, daß ich keinen beruflichen Erfolg mehr
brauche, weil ich einen anderen errungen habe!» Sie lächelte den König an. Und
der König faßte ihre andere Hand und drückte sie zärtlich. So saßen sie und
hielten sich zu dritt an den Händen.
    Bis Wutz
grunzte: «Der Kaffee wird kalt!»
    Am Abend
verließen Naftaline und der König die Insel, nachdem sie ausgiebig Abschied von
allen Tieren genommen hatten. Besonders ihrer Freundin Wutz drückte Naftaline
immer wieder die Pfote.
    Als sie
weggeflogen waren, riegelte sich der Professor in seinem Arbeitszimmer ein.
Wutz begab sich in die Schlummertonne und wartete, bis er wieder aufschloß.
Dann räumte sie das Kaffeegeschirr weg.
    Der
Professor war bleich, aber gefaßt. Er ordnete Papiere auf seinem Schreibtisch.
«Wutz», sagte er, «du erinnerst dich doch sicher noch daran, wie das Urmelei in
einem Eisberg an unseren Strand getrieben wurde? Das war ein großer Zufall, dem
wir viel verdanken. Aber für mich als Wissenschaftler darf es keine Zufälle
geben! Ich möchte wohl einmal zum Nordpol... Weißt du, wo meine Brille ist?»
    «Auf deiner
Nasenspitze, öfföff!» brummte sie und ging beruhigt schlafen. Wenn der
Professor nachdachte, brauchte sie sich keine Sorgen um ihn zu machen.
    In der
gleichen Nacht führten der König und Naftaline ein langes, langes Gespräch
miteinander. Sie hatten sich viel zu sagen. Und Pumponell fand später, es sei
der schönste Flug seines Lebens gewesen.
    Einmal —
ungefähr in der Mitte der Strecke über dem Ozean — stürzte der Hubschrauber im
Schrägflug nach unten, weil der Pilot seine Hände leichtsinnig vom Steuer
genommen hatte. Auch seine Augen hatte er nicht dort, wo es die
Flugzeugführerschule vorschreibt. Er hatte sie sogar geschlossen.
    «Hoppla!»
sagte Naftaline, als sie den Mund wieder zum Reden verwenden konnte.
    Und König
Futsch zog die Maschine hoch, ehe sie auf die Schaumkronen klatschte und zu den
Fischen baden ging. Und dann rief er auch noch ganz laut: «Hurra!»
    Naftaline
lächelte.



Das Urmel macht
einen nächtlichen Ausflug
     
    In der
gleichen Nacht, die dem König den schönsten Flug seines Lebens bescherte, flog
auch das Urmel aus. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn Sami sich neben
es ins königliche Prunkhimmelbett gelegt hätte, wie Wutz es vorgeschlagen
hatte. Aber er schlief nun mal lieber in seinem eigenen und dachte, es genüge,
wenn er die Tür seines Schlafzimmers offenließe...
    Das Urmel
schloß sie jedoch leise, als es ihn ruhig atmen hörte. Zuerst schlich es sich
in den Keller, wo es sich drei Flaschen schweren Rotwein stibitzte. Dann
schlich es sich in des Königs Schlafzimmer, nahm drei Schlaftabletten, machte
die drei Flaschen auf, warf in jede eine hinein und verkorkte sie sorgfältig
wieder. Dann tat es die Flaschen in ein Netz und hängte es sich um den Hals.
Auch das ‹URMEL›-Schild steckte es dazu.
    Dann tappte
es auf den Speicher. Dort suchte es das Dachfenster. Klar funkelten die Sterne
am schwarzen Himmel.
    Das Urmel
kletterte hinaus. Die Ziegel schepperten. Es machte einen Hupser und flog. Es
flog mit rauschenden Flügeln
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