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Urmel spielt im Schloß

Urmel spielt im Schloß

Titel: Urmel spielt im Schloß
Autoren: Max Kruse
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Wöllst du möt mör söngön — öch habö noch nö möt eunöm
Schweun gösungön!»
    «O nein,
öfföff, ich kann nicht singen! — Aber erinnerst du dich, daß du mich einmal
gebeten hast, dir eine Oper zu schreiben, mit vielen Pfeifern, Knallern und
Trompeten?»
    «O ja!» Erfreut patschte er die Flossen vor der Brust zusammen. «Hast du sö?»
    «Nein—», sie
senkte beschämt den Kopf. «Aber ein Lied... man muß bescheiden beginnen!»
    «Eun Löd —
nur för möch, das sonst nömand könnt?» jubelte er.
    «Ich weiß natürlich
nicht, ob es dir gefällt, es handelt von mir, öfföff!»
    «Dann
göföllt ös mör!»
    «Hm—»,
machte sie. «Zuerst gefiel es mir auch sehr gut. Ich habe es mir heute nacht
ausgedacht und leise vor mich hingesummt. Aber jetzt, wo ich neben dir sitze,
bin ich nicht mehr so sicher, ob es ein gutes Lied ist, öfföff. Es ist nämlich
ein großer Unterschied, ob man ein selbstgedichtetes Lied leise vor sich
hinsummt und niemand hört einem zu, etwa so: hmhmhm — tralala...»
    «O ja, о ja,
das öst schööön!»
    «...oder ob
man es einem anderen vorsingt — einem geübten und erfahrenen Sänger», fuhr sie
fort. «Wenn man alleine ist, fällt einem alles mögliche ein, und man findet
alles mögliche schön. Wenn man es dann aber niederschreibt, wundert man sich,
wo die herrlichen Gedanken geblieben sind!»
    «Öst das so?
Nun, auf jödön Fall bön öch söhr neugörög! Böttö, söngö mör deun Löd jötzt
vor!»
    Sie seufzte.
Und dann begann sie mit einer verlegenen, zitternden Stimme zu piepsen und zu
glucksen:
    «O rosarote
Wolke Wutz,
    du schwebst
an meinem Himmel hin, öfföff.
    Du bist so
rein — so frei von Schmutz,
    du kommst
mir nicht mehr aus dem Sinn, öfföff!»

    Er hörte
schweigend zu und schaute sie an wie ein himmlisches Wesen. Als sie geendet
hatte, meinte sie: «Siehst du nun, wie seltsam es ist, daß auch du mich mit
einer Wolke verglichen hast! Das läßt auf Seelenverwandtschaft zwischen uns
schließen! Übrigens, du mußt natürlich nicht ‹öfföff› singen, weil du ja nicht ‹öfföff›
sagst, aber irgend etwas gehört an diese Stelle, vielleicht ‹blöffblöff› oder ‹schnöffschnöff›,
sonst fehlt ein Stück der Melodie!»
    «Öch söngö ‹öfföff›
wö du! Oh, ös öst eun schönös Löd — dönn ös stömmt allös! Und wö söltön öst das
beu Lödörn!» Da bekam sie feuchte Augen vor Glück. Als etwa eine halbe Stunde
vergangen war, kehrte Tim Tintenklecks zurück, um Wutz abzuholen. Seele-Fant
winkte ihnen lange, lange nach, während er das Lied leise vor sich hinsummte,
um es sich fest einzuprägen.
    Als in
dieser Nacht der Mond auf ging — eine schmale Sichel, denn es waren viele Tage
vergangen, seit der König mit dem Professor unter der vollen Scheibe gesessen
hatte—, ruhte Pumponell im Liegestuhl vor seinem Zelt und trank die letzte
Flasche Rotwein aus. «Meine Vorräte gehen zur Neige —», seufzte er. «Ich kann
nicht länger bleiben, ich muß nach Hause!» Und er stöhnte noch einmal, aus ganz
verschiedenen Gründen.
    Da erscholl
über das Meer ein schaurig-schöner, zweistimmiger Gesang:
    «O rosarotö
Wolkö Wutz,
    pitsch pfüh
öfföff,
    du schwöbst
am Aböndhömmöl hön,
    pitsch pfüh
öfföff,
    Du böst eun
kleunös Stückchön Schmutz,
    pitsch pfüh
öfföff,
    und eunö
großö Könstlörön,
    pitsch —
pfüh — öfföff,
    pitsch —
pfüh — öfföff!»
    Ach, dachte
der König, wer weiß, wie lange Seele-Fant noch singen kann. Und Wutz dachte:
Komisch, ein bißchen verändert kommt mir das Lied vor, aber es ist schön! Und
das Urmel dachte: Onkel Pitsch ist zu Besuch gekommen! Und Schusch rief wieder:
«Ruhe!»



Der König redet
endlich — weil er muß
     
    Auf Titiwu
gab es kein Kaufhaus, keinen Supermarkt. Und ein König lebt nicht von
Bambussprossen, er lebte auch nicht so anspruchslos wie der Professor, der — zu
Wutz’ Kummer — mehr als einmal nicht bemerkte, was er aß. Es konnten Knollen
oder Beeren oder Brennesselsalat sein.
    Sami aber
stellte von Tag zu Tag einen neuen, fühlbaren Mangel fest: «Der Magenbitter ist
alle..., die letzte Büchse Champignons ist verbraucht..., wir haben keine
Butter mehr. War denn nicht noch eine Tube Zahnpasta da...? Womit soll ich
jetzt die Wäsche waschen...? Und Suppe ohne Salz schmeckt widerlich! Majestät —
wir müssen heim nach Pumpolon, oder Sie müssen wie Robinson auf dieser Insel
leben!»
    Der König
nickte. «Wir fliegen...» Und er hoffte
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