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Urmel aus dem Eis

Urmel aus dem Eis

Titel: Urmel aus dem Eis
Autoren: Max Kruse
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durchzog die feuchte Luft, der den König irgendwie erheiterte. Unversehens stand er vor jenem Steintopf, dem das sonderbare Gas entstieg. „Sami!“ rief er, aber schon mußte er unwiderstehlich lachen, und Sami, der seine Nase auch über den rätselhaften Krater hielt, begann gleichfalls zu kichern.
    Sie konnten sich bald nicht mehr fassen vor Heiterkeit, sie hüpften, krümmten sich im Lachkrampf, die Tränen rannen über ihre Backen, und mit „Hihi!“ und „Haha!“ fielen sie sich in die Arme; ihre Bäuche hüpften, sie rangen nach Luft...

    Besorgt blickte Wawa in die Wölbung. Das Gelächter und das Brausen der Höhlenorgel erzeugten ein wirres Konzert. Aber glücklicherweise entfernten sich die beiden von der Quelle ihres Vergnügens. Die Wirkung des Gases ließ nach. Langsam kamen sie wieder zu sich.
    Erschöpft ließen sie sich auf den Schotter fallen und atmeten tief durch.
    Aber was war das? Ein Lichtstrahl blitzte durch den See, als sei ein Scheinwerfer angedreht worden, der rote Panzer der Krabbe leuchtete auf, die Kugelaugen funkelten...
    „Das Urmel!“ schrie König Futsch. Er riß das Gewehr an die Wange, ein Schuß durchpeitschte die Höhle, doch die Kugel prallte am Panzer der Krabbe ab...
    ...und schlug weit hinten ins Wasser. Aus dem Knall wurde ein Grollen, das hin und wider rollte, gewitterte, rumpelte und bollerte und schließlich in ein ohrenbetäubendes Prasseln überging, als ob die Felswände zusammenstürzen wollten.
    Aus dem Eingangstunnel quoll eine mächtige Staubwolke, die dunkel durchs Gewölbe zog und zum Husten reizte.
    Als sich Dunst und Qualm gelegt hatten, sahen sie, was geschehen war: der Höhleneingang war verschüttet, der Gang war zusammengestürzt.
    Sie hasteten hin, kletterten auf die Geröllhalden und rutschten herunter. Sami und der König versuchten, die Steine mit den Händen wegzuräumen — umsonst! Auch Wawa fand nirgends den winzigsten Spalt, um hindurchzuschlüpfen.
    Sie waren gefangen, abgeschnitten von der Welt, im Berg begraben, ohne Aussicht auf Rettung!
    Furcht überfiel sie. Wawa zischelte tonlos: „Jetscht ist alles tschu Ende!“



Fünfundzwanzigstes Kapitel:

In dem Professor Tibatong scharf nachdenken muß

    Spät schlug das Urmel die Augen auf. Es wackelte mit den Fledermausohren, öffnete die Nilpferdschnauze und gähnte herzhaft. Dann wieherte es leise: „Hihihihi!“
    Wutz hatte die Nacht im Zimmer verbracht und auf jeden Atemzug des Patienten gelauscht. Erst als es zu dämmern begann, war sie eingeschlafen. Jetzt schreckte sie auf. Sie hatte tiefe Ringe unter den Augen.
    Das Urmel hob den Kopf ein wenig von der Matratze, mußte ihn aber gleich wieder niederlegen. Es jammerte: „Wieso bin ich zu Hause? Und warum triege ich tein Fühstück?“
    Wutz erhob sich: „Bleib liegen! Du bist krank!“ Sie trabte zum Professor, der im Bett schnarchte. Sie schnappte den Zipfel seiner Decke, riß sie weg, so daß der Arme plötzlich im Kühlen lag und erschrocken rief: „Du liebe Güte! Ist der König hier?“
    „Das Urmel will frühstücken. Was darf es kriegen — öff?“
    Der Professor ließ sich aufs Kissen zurückfallen. „Immer das Urmel! — Und weshalb weckst du mich so roh?“
    „Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan, und du schläfst wie ein Murmeltier“, grunzte sie vorwurfsvoll.
    Er sah ein, daß er doch keine Ruhe mehr finden würde. Mit den Zehenspitzen angelte er nach den Pantoffeln und begab sich im wallenden Nachthemd ins Urmel-Zimmer.
    „Ach, Pofessor!“ piepste dieses matt. „Ich bin in einem Berg drin dewesen, uiii, und da war ein ekelhaft droßes Ding, und dann... dann hab ich so lachen müssen, und dann... und dann... dann weiß ich nichts mehr!“
    „Gib ihm leichte Kost, Kokosmilch und Bananenbrei!“ sagte der Professor und gähnte. „Und es soll heute den ganzen Tag liegen bleiben!“
    Das Urmel fragte verwundert: „Wieso, bin ich trank? Is es sehr slimm? Is es eine besondere Trankheit? Eine, die niemand anderes hat?“
    „Du wirst bald wieder gesund sein, wenn du brav bist!“ versprach ihm der Professor.
    Wutz zerquetschte fünf Bananen und ließ sich von Tim Tintenklecks eine Kokosnuß aufschlagen.
    Während sich Professor Tibatong anzog und rasierte, gingen ihm allerlei Gedanken durch den Kopf: wo der König sei, was es mit dem unterirdischen See für eine Bewandtnis habe, ob vielleicht wirklich der sagenhafte unsichtbare Fisch darin lebte, wie die Höhle überhaupt entstanden war und woher die
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