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Urmel aus dem Eis

Urmel aus dem Eis

Titel: Urmel aus dem Eis
Autoren: Max Kruse
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Tintenklecks, jetzt brauche ich vor allem deine Hilfe!“
    Ganz so schnell, wie es die drängende Wutz verlangte, schafften sie es allerdings nicht. Zwar gelang es Schusch, den kichernden Ping Pinguin am Nacken vor die Höhle zu schleppen, wo sein Lachen alsbald verebbte und er sich erschöpft ins Gras fallen ließ. Aber bis der Professor und Tim Tintenklecks aus starken Ästen eine Tragbahre zusammengefügt hatten, vergingen Stunden, die Wutz Jahrhunderte zu sein schienen. Und als sie den schlaffen Körper schließlich behutsam auf die Bahre geschoben hatten, konnten der Professor und Tim Tintenklecks sie kaum anheben. Wie sollten sie den langen Weg aus der Höhle und ins Blockhaus schaffen?
    Endlich, als es Nacht wurde, beschien der Vollmond einen geisterhaften Zug: Ein alter Mann und ein rothaariger Knabe schleppten eine Bahre, auf der ein ohnmächtiges Urmeltier wie ein schwappender Sack lag. Darunter stützte der kräftige Rücken eines Schweines das gewaltige Gewicht; kurz und dünn stelzten die Beine. Ein Pinguin watschelte im Frack wie ein Trauergast hinter einem Leichenzug. Ein Waran, in dessen Echsenaugen der Mond funkelte, räumte Äste und andere Hindernisse aus dem Weg. Und ein Schuhschnabel strich mit leisen Flügelschlägen über die Insel, um vor dem König zu warnen, wenn es nötig sein sollte.

    Aber der König wünschte nur zu schlafen.
    So gelangten sie sicher ins Blockhaus, wo sie das Urmel auf das Matratzenlager betteten. Professor Tibatong verordnete einen nassen Wickel, den Wutz dem Urmel auf die Stirn legte. Als sie sich glücklich und erschöpft ausruhen wollten, bemerkte Wawa: „Jetscht haben wir das Urmel tschwar aus der Höhle gerettet, aber jetscht ist es nicht mehr versteckt!“
    „Du liebe Güte!“ seufzte Professor Habakuk Tibatong erschrocken. „Was man aber auch alles bedenken muß!“



Zweiundzwanzigstes Kapitel:
In dem wir einen Verräter kennenlernen

    Der Mond stand also rund am tiefschwarzen Himmel. Und die Sterne bildeten einen funkelnden Teppich.
    Seele-Fant saß schlaflos auf dem Felsenriff, umgeben von einer dunklen Wasserfläche. Schwermut erfüllte sein Herz. Voll tiefer Empfindung tönte seine kehlige Stimme:

    „O Mond ond Störn’ ond Hömmölszölt,
    öch bön alleun ön Gottös Wölt!
    Öch bön alleun ön Gottös Wölt!
    O Mond ond Störn’ ond Hömmölszölt…”

    König Pumponell ruhte in der Hängematte. Das Lagerfeuer, über dem Sami die Kartoffeln zum Abendbrot geröstet hatte, war halb herabgebrannt; der kleine Diener stocherte gähnend in der Glut. Dort, wo noch heute morgen die Bambushecke geraschelt hatte, stand nun ein allseitig geschlossener Käfig, hübsch anzusehen. Über der hochgezogenen kleinen Tür prangte ein Schild:

    URMEL-HAUS

    Das Urmel würde sich bestimmt sehr freuen!
    König Futsch aber stöhnte: „Ich kann kein Auge schließen! Diese verflixte Insel mit ihren sprechenden Tieren! Ein Glück nur, daß der Professor nicht auch noch den Bäumen und Pflanzen das Reden beigebracht hat. Hör nur, wie dieser fette See-Elefant jault! Seit Stunden röhrt er ohne Pause, unerträglicher als ein Rudel Hunde, die den Mond anheulen!“ Er brüllte: „Ruhe!...“
    „O Mond ond Störn’ ond Hömmölszölt...“, wehte es herüber.
    König Pumponell feuerte einen Schuß übers Meer. Der scharfe Knall zerriß die Nacht. Für eine kurze Weile verstummte das schwermütige Lied. Doch bald klang es von neuem: „Öch bön alleun ön Gottös Wölt...“
    „Nein, das bist du eben nicht, rücksichtslose Bestie!“ rief der König. „Ich will endlich schlafen!“
    Sami warf ein Holzstück in die Flammen, die gierig emporzüngelten. „Majestät!“ brummte er müde. „Meiner bescheidenen Meinung nach sollten wir den Professor und seine Tiere in Frieden lassen.“
    „Fängst du nun auch so an!“ war die gereizte Antwort. Im stillen hatte König Pumponell schon lange ähnliche Gedanken. Aber er wollte nun einmal nicht nachgeben. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, das Urmel tot oder lebendig nach Pumpolon zu bringen. Was für ein Aufsehen würde das in der ganzen Welt geben! Reporter aus allen Ländern kämen angereist und fotografierten sie beide. Und alle Könige und Minister gratulierten ihm. Er würde für lange Zeit keine Langeweile mehr haben. Nein, nein, er blieb dabei! „Ich verbiete dir, mir Moral zu predigen!“ sagte er. „Schlaf! Morgen wird wieder ein anstrengender Tag.“

    Auch er schloß die Augen. Und allmählich vermengten
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