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Urmel aus dem Eis

Urmel aus dem Eis

Titel: Urmel aus dem Eis
Autoren: Max Kruse
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Einen Augenblick nur zögerte er — dann verschwand sein Schwanzende aus dem Licht des Tages.



Elftes Kapitel:
In dem Seele-Fant Besuch bekommt

    Seele-Fant war daran gewöhnt, allein auf dem Felsenriff zu sitzen. Dieses war wild und zerklüftet, zwischen den Klippen gurgelte das Wasser, und weißer Schaum schaukelte hin und her.
    Das Felsenriff war eine kleine Insel für sich, eine ganz winzige, deren Mitte so abgeplattet war, als wäre eine Säge darüber hinweggegangen.
    Als Ping Pinguin vor ihm aus dem Wasser auftauchte, blickte ihn Seele-Fant verwundert an, denn selten besuchten ihn die anderen Tiere. Nun, es war ja auch wirklich keine einladende Gegend hier draußen. „Öst wödör eun Eusbörg angökommön?“ fragte er. „Odör was sonst?“
    „Nichts!“ krähte Ping Pinguin. „Ich dachte, daß du dich vielleicht sehr einsam fühlst und daß du es pfön findest, dich mit jemandem zu unterhalten!“
    „Wörklöch?“ brummte Seele-Fant. „Du hast doch so völö andörö Freundö auf dör Önsöl!“
    Ping Pinguin hüpfte aus dem Wasser. Nun saß er zwergenklein neben dem massigen See-Elefanten: „Ach, weißt du — seit das Urmel da ist, ist es nicht mehr so pfön wie früher. Ich bin traurig. Deshalb bin ich zu dir gekommen. Du verstehst das! Ich möchte mit dir singen!“
    „Eun traurögös Löd?“ Seele-Fants Augen schimmerten feucht. „Ös könntö schön seun, traurögö Lödör zosammön zo söngön...“
    „Ja — sehr pfön!“ seufzte Ping Pinguin.

    Und alsbald sangen sie wehmutsvoll das Seemannslied:

    „O Wolkön, Wönd ond rauhö Söö,
    ons öst oms Hörz so söltsam wöh,
    dö Wolkön zöhn, ös pfäumt dö Göscht,
    bös daß meun armös Hörzö bröcht...“

    Aber am heiterblauen Himmel war nicht das kleinste Wölkchen zu sehen.
    Deshalb brummte der Hubschrauber von König Futsch dem Ersten auch so gleichmäßig über den Ozean. Seine Majestät hielt das Steuer lässig, der Tropenhelm hing schief auf seinem Kopf, das geladene Gewehr lag quer über seinen Knien, und er pfiff leise vor sich hin.
    Mit halbgeschlossenen Augen döste Sami, der kleine Diener, auf dem Nebensitz. Die Sonne brannte durch die Glaskuppel. Nur Bläue über ihnen — unter ihnen nur blaues Meer. Sami gähnte. „U-aaah — Majestät, wie weit ist es denn noch zu dieser sagenhaften Insel mit diesem grauenhaften Ungeheuer?“
    „Such den Horizont ab. Wir müßten sie bald erreichen!“ Träge führte Sami das Fernglas an die Augen. „Wasser — Wasser — Wasser...“, seufzte er. „Nichts als Wasser. Oder — halt! Vielleicht ist der dunkle Streifen am Horizont dort Land — oder so etwas Ähnliches?“
    „Eine Insel eben...“, antwortete Sami.
    Weiter schwirrte das riesige Insekt. Dann rief Sami: „Wir haben es geschafft! Es ist eine Insel mit einem Berg.“
    Der König drosselte den Motor. „Und das Ungeheuer? Siehst du es?“
    „Nein!“
    „Das ist gut! Was wäre das auch für ein Jagdvergnügen, bei dem man das Wild nicht aufspüren müßte!“
    „Oder sollte dies das Ungeheuer sein?“ überlegte Sami nach einer Pause. „Vor der Insel ist eine Felsplatte im Wasser, und auf ihr sitzt ein großes Tier.“
    „Wir wollen es ansehen!“ Der König steuerte auf das Riff zu, der Hubschrauber sank in einer eleganten Spirale.
    Aber sie sahen nichts. Seele-Fant und Ping Pinguin hatten sich rasch unter einem Vorsprung verborgen.
    Der König landete wie abgezirkelt in der Mitte der Plattform. Er stellte den Motor ab, entsicherte die Büchse und sprang aus der Maschine.
    Zunächst dehnten und reckten sie sich beide.
    „Hier war aber bestimmt ein Tier!“ sagte Sami.
    „Es wird sich versteckt haben. Suchen wir!“ Auf Zehenspitzen schlichen sie am Rand der Steinplatte entlang und schauten zwischen die aus dem Wasser ragenden Felsbrocken und Zacken.
    „Komöschör Tag heutö!“ raunte Seele-Fant Ping Pinguin zu. „Ömmörzo krögö öch Bösoch!“
    Der König warf sich auf den Bauch, um hinabzuschauen. Seine Nase stieß fast an Seele-Fants Schnauze.

    „Gotön Tag! Sönd Sö ötwa auch traurög?“ brummte Seele-Fant.
    König Pumponell zuckte zusammen. Da löste sich ein Schuß — päng! Aber er ging in die Luft.
    „Fotsch öst fotsch!“ bemerkte Seele-Fant. „Söhr traurög. Hofföntlöch war ös nöchts Wörtvollös?“
    „Sami!“ schrie der König verblüfft. „Ich habe wohl den Sonnenstich! Fühl mal meine Stirn! Das Tier redet und kennt meinen Spitznamen!“
    Auch Sami war zunächst
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