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Unzaehmbares Verlangen

Titel: Unzaehmbares Verlangen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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Lockenmähne glich sie eher einem Zauberwesen der Nacht. Sie strahlte eine faszinierende Sinnlichkeit aus, wirkte aber gleichzeitig lieb und unschuldig.
    Joel schüttelte beunruhigt den Kopf. Das war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um an Sex zu denken.
    Mühsam konzentrierte er sich auf das Laufen. Was war nur los mit ihm? Letty Thornquist stellte ein großes Problem für ihn dar. Er durfte diese schwierige Situation nicht auch noch mit irgendwelchen Gefühlen komplizieren.
    Wahrscheinlich hielt Miß Thornquist sowieso nichts von Sex. Sicher hatte sie einen Artikel über die vielen Gefahren. studiert, die heutzutage damit verbunden waren.
    Sogar er hatte einiges darüber gelesen.
    Joel lief mit gleichmäßigen Schritten die kurvenreiche Straße entlang, die neben dem Fluß herführte. Das Ufer fiel so steil ab, daß er kaum das Wasser sehen konnte. Charlie Thornquist war oft zum Fischen hierhergekommen.
    Erneut versuchte er, nur noch an seine Schritte zu denken und damit seine Frustration in Energie umzuwandeln. Das war eine erprobte Taktik, die er immer anwandte, wenn die Ruhelosigkeit ihm zu schaffen machte. Bei Nacht war es gewöhnlich am schlimmsten.
    Andererseits konnte er in der Nacht sehr gut nachdenken. Ideen, die ihm oft wochenlang im Kopf herumgegangen waren, nahmen mit einemmal Gestalt an. Probleme, die bei Tag scheinbar unüberwindlich gewesen waren, ließen sich dann plötzlich lösen.
    Joel konnte viele Arbeiten am besten in der Nacht erledigen. Er hatte die Erfahrung gemacht, daß sich bestimmte Dinge, wie zum Beispiel Rachepläne, in den Stunden vor dem Morgengrauen hervorragend durchdenken ließen.
    Die kleine, unschuldige Miß Thornquist wäre wahrscheinlich höchst schockiert, wenn sie von seinem Plan wüßte, die Firma zu benutzen, um einen alten Feind zur Strecke zu bringen. Joel grinste verbissen und beschleunigte seine Schritte.
    Als er sich auf den Rückweg machte, spürte er befriedigt den Schweißfilm auf seiner Brust und den Schultern. Er atmete tief und gleichmäßig. Die kühle Nachtluft hatte seinen Alptraum vertrieben. Jetzt konnte er wieder klar denken.
    Seine Pläne waren also vorläufig vereitelt worden. Letty wollte nach Seattle ziehen, um Thornquist Gear zu übernehmen. Aber wie lange würde sie bleiben? Innerhalb eines Monats begriff sie höchstwahrscheinlich, daß das eine Schnapsidee gewesen war.
    Letty hatte keine Ahnung von dem Geschäft. Er konnte sie von interessanten und wichtigen Aufgaben so lange fernhalten, bis ihr der Job langweilig wurde. Wenn er es geschickt anstellte, würde sie nur eine Zeitlang den Betrieb ein. wenig stören. Schon bald wäre ihr klargeworden, daß es besser für sie war, wieder ihr Leben im Elfenbeinturm im Vellacott College aufzunehmen.
    Kein Zweifel. Innerhalb eines Monats hätte sie begriffen, daß sie fehl am Platz war. Sie würde einsehen, daß es am besten wäre, Joel die Firma noch ein Jahr führen zu lassen, bis er sie auszahlte. Dann bekäme sie eine Menge Geld, und er hätte endlich die Kontrolle über Thornquist Gear.
    Es gab keinen Grund, warum er in der Zwischenzeit seine Pläne, Victor Copeland zu vernichten, nicht weiterverfolgen sollte. Letty würde nie etwas davon erfahren, und selbst wenn, könnte Joel immer noch sagen, es handle sich um eine übliche Vorgehensweise. Es war an der Tagesordnung, daß Firmen wie Thornquist kleinere Unternehmen wie Copeland Marine Industries übernahmen und dann auflösten.
    Das ist in der Geschäftswelt so üblich, Miß Thornquist. Sie sollten sich mit den Tatsachen vertraut machen. Wenn Ihnen das nicht gefällt, dann kehren Sie besser in Ihren Elfenbeinturm zurück. Vielleicht nimmt Sie Ihr Verlobter wieder in Gnaden auf, wenn Sie ihn schön darum bitten.
    Joel runzelte nachdenklich die Stirn. Er fragte sich, welcher Typ von Mann sich mit Letty einließ. Ihr Verlobter war sicher ein langweiliger, zerstreuter Literaturprofessor. Joel versuchte sich vorzustellen, wie er ungeschickt unter der Bettdecke herumfummelte und dabei im Geiste seine Unterlagen für die Vorlesung über einen Roman des neunzehnten Jahrhunderts durchging, die er am kommenden Tag halten wollte.
    Vielleicht liebte Letty es, im Bett über Austen und Thackeray zu diskutieren.
    Joel überlegte, ob Miß Thornquist jemals einen Orgasmus erlebt hatte - keine kurz anhaltende Erleichterung, sondern einen richtigen Höhepunkt, der ihr unwillkürlich einen Schrei entlockte. Einen Höhepunkt, bei dem sie sich an ihren Partner
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