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Unzaehmbares Verlangen

Titel: Unzaehmbares Verlangen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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verursachen eine äußerst unangenehme Krankheit, die schwer zu heilen ist.«
    »Unsinn«, sagte Stephanie, während sie zur Küche zurückging. »Statistisch gesehen besteht nur eine sehr geringe Gefahr, sich durch verdorbenen Fisch eine Magenverstimmung zu holen. Natürlich sollte man immer darauf achten, nur in erstklassigen Restaurants zu speisen.«
    Morgan wandte sich wieder an Letty. »Warum erzählst du uns nicht von deinen Plänen? Immerhin besitzt du jetzt ein eigenes Unternehmen.«
    »Ich habe viel darüber nachgedacht.« Letty trank einen kleinen Schluck aus ihrem Glas. Sie spürte, wie Joel sich anspannte; er schien auf einmal in einem Zustand äußerster Wachsamkeit. Erschrocken stellte sie fest, daß sie sich noch nie in ihrem ganzen Leben der Gegenwart eines Mannes so bewußt gewesen war - und diese Erkenntnis beunruhigte sie.
    »Ja, Letty, erzählen Sie uns von ihren Plänen«, forderte. Joel sie leise auf, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
    ■ »Mir ist klargeworden, daß ich in meinem Leben einiges ändern muß«, murmelte Letty. »Die Erbschaft von Großonkel Charlie hätte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. Vielleicht war es Schicksal. Auf dem Flug hierher habe ich beschlossen, nicht nach Vellacott zurückzukehren.«
    Morgan sah sie überrascht, aber erfreut an. »Nun, ich bin froh, das zu hören. Normalerweise verhältst du dich sonst nicht so impulsiv, mein Liebling. Was hat dich dazu bewogen, eine so rasche Entscheidung zu treffen?«
    Letty bestrich eine Scheibe Toast mit der roten Sauce aus getrockneten Tomaten und biß hinein. »Vor kurzem habe ich meine Verlobung mit Philip gelöst. Dann habe ich meinen Job gekündigt und beschlossen, nach Seattle zu ziehen, um Thornquist Gear zu übernehmen.«
    Alle zuckten bei dem Geräusch von splitterndem Glas zusammen. Letty drehte sich um und sah, daß Joel die Bierflasche aus der Hand gefallen war.
    Er betrachtete einen Moment die Scherben auf dem Boden, dann sah er Letty durchdringend an.
    »Entschuldigung«, sagte er leise. Seiner Stimme war keine Gefühlsregung anzumerken. »Ein Mißgeschick. Keine Sorge - ich werde sofort saubermachen.«

2
    Joel wachte schweißgebadet auf. Einige Bilder aus dem Traum standen ihm noch klar vor Augen. Er sah, wie das Auto über die Klippe stürzte und im Meer versank. Wie immer erschien das Gesicht seines Vaters am Fenster der Fahrerseite. Er starrte seinen Sohn wütend an und preßte die Hand gegen die Scheibe. Joel konnte seine Schreie hören, als der Wagen unterging. Die Worte seines Vaters klangen ihm immer noch in den Ohren.
    »Das ist alles deine Schuld«, hatte sein Vater geschrien.
    Alles deine Schuld.
    Joel lag einen Moment ganz still da und versuchte, sich an die fremde Umgebung zu gewöhnen. Das Heulen des Windes in den Bäumen brachte ihn rasch in die Wirklichkeit zurück. Er warf die Decke zurück und setzte sich auf die Bettkante.
    In letzter Zeit hatte er diesen Traum wieder häufiger. Er brauchte keinen Psychiater, der ihm erklärte, warum. Nach fünfzehn Jahren war er endlich kurz davor, Rache nehmen zu können. Das brachte alte Erinnerungen zurück und wühlte ihn auf. Mit ein wenig Glück würde dieser verdammte Traum ihn nicht mehr verfolgen, wenn alles erledigt war. Nur noch einige Wochen, dann würde es vorüber sein.
    Aus Erfahrung wußte er, daß er nicht wieder einschlafen konnte, bis der Adrenalinstoß verebbt war. In seiner Wohnung in Seattle hätte er sich jetzt an den Trimmgeräten im Gästezimmer abreagiert. Leider gab es in dem Haus der Thornquists weder Hanteln noch ein Trimmfahrrad.
    Aber es gab genügend Platz, um zu laufen. Joel zog sich. Jeans und Turnschuhe an, holte sich ein Handtuch aus dem Bad und schlich die Treppe hinunter.
    Als er an Lettys Schlafzimmer vorbeiging, hatte er das unbestimmte Gefühl, daß auch sie nicht schlief. Unbeirrt ging
    er ins Wohnzimmer und öffnete gerade die Glasschiebetüren, als er ihre Stimme hinter sich hörte.
    »Was um alles in der Welt haben Sie vor?« fragte sie erstaunt. »Es ist ein Uhr mitten in der Nacht.«
    Er drehte sich um und sah einen Geist mit wilder Mähne in einem langen weißen Baumwollnachthemd vor sich. Die Brille auf der Nase machte aus Letty ein äußerst intellektuell aussehendes Gespenst. In dem schwachen Mondlicht konnte Joel erkennen, daß das lange, mit Volants besetzte Nachthemd einen Matrosenkragen hatte. Die Enden des roten Seidenbands, oben sorgfältig zu einer Schleife gebunden, reichten bis zur
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