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Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Titel: Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
Autoren: Teresa Medeiros
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Zwischengang geeilt, über den sie in die notdürftige Sicherheit des Schiffsbauches gelangen würden, als Clarinda jäh stehen blieb.
    Mit einem entschuldigenden Blick zu Poppy riss sie ihre Hand los und rannte zurück über das Deck.
    »Clarinda!«, schrie Poppy mit vor Entsetzen schriller Stimme. » Was tust du da? «
    »Ich erweise mich als sentimentale Närrin«, murmelte Clarinda halblaut.
    Das Skandalblättchen lag immer noch neben dem Stuhl, wo Poppy es achtlos hingeworfen hatte. Als Clarinda die Seite mit der Zeichnung von Captain Burke darauf aufhob, waren irgendwo an Bord die ersten Pistolenschüsse zu hören, gefolgt von dem Klirren von Stahl auf Stahl.
    Sie wirbelte herum, rannte an die Seite ihrer Freundin und zog die atemlose Poppy mit sich; sie beeilten sich nun beide, wie um die verlorene Zeit wieder gutzumachen. Clarinda wollte nicht, dass irgendjemand anders für ihre Dummheit büßen musste. Der Leutnant hatte gerade erst die Klappe geöffnet und winkte sie hastig zu sich und in die schattige Öffnung des Kabinenganges. Sie waren fast am Ziel, als seine Miene sich jäh änderte.
    Sein Mund wurde schlaff. Er schaute Clarinda verständnislos an, als hätte jemand auf seine Kosten einen Scherz gemacht, den er nicht ganz begreifen konnte.
    Dann senkte er seinen Blick auf seine Brust.
    Da erst bemerkte Clarinda die silbrige Spitze der Klinge, die in der Mitte aus seinem Brustkorb ragte.
    Poppy stieß einen markerschütternden Schrei aus. Als der Leutnant nach vorn fiel, machte Clarinda unwillkürlich einen Schritt in seine Richtung, um seinen Fall aufzuhalten. Während sie noch die Hände nach ihm ausstreckte, wurde die lange gebogene Klinge von hinten wieder aus seinem Oberkörper gezogen und vor ihnen geschwenkt. Der Leutnant sank in einem blutigen Haufen aufs Deck, sodass sie nun allein einem halben Dutzend Männern gegenüberstanden, die mit Pistolen und Krummsäbeln bewaffnet waren. Ihre Turbane und die wehenden Gewänder waren mit Blutspritzern übersät, von denen nur wenige von ihnen selbst stammten.
    Ihr Atem ging immer schneller, Entsetzen und Panik ergriffen von ihr Besitz, als Clarinda sich rückwärtsbewegte, sich von ihnen entfernte und dabei eine vor Schreck stumme Poppy mit sich zog. Sie sandte dem bemitleidenswerten jungen Leutnant einen letzten Blick, aber das Blut, das aus seinem Mund rann, und der Schleier, der sich vor seine Augen legte, zeigte klar, dass ihm nicht mehr zu helfen war. Im Tod wirkte er noch jünger als im Leben. Clarindas heftiges Bedauern, dass es ihr nicht wenigstens vergönnt gewesen war, seinen Kopf auf ihren Schoß zu betten, während er starb, wandelte sich in den wilden Drang, zu beschützen und zu überleben.
    Sie schob Poppy hinter sich, griff unter ihren Hut und zückte die einzige Waffe, die ihr zur Verfügung stand. Sie schwenkte die perlenbesetzte Hutnadel in Richtung der näher kommenden Männer. »Bleibt uns vom Leib, ihr elenden Briganten. Oder ich durchbohre euch, das schwöre ich.«
    Die Männer verstanden ihre Worte vermutlich nicht, aber das mörderische Funkeln in ihren Augen entging ihnen nicht. Der Hüne mit dem blutigen Krummsäbel in der Hand blickte von seiner langen geschwungenen Klinge zu der dünnen Nadel in Clarindas weißen Fingern.
    Sein olivfarbenes Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen, wobei mehrere blendend weiße Zähne zum Vorschein kamen und ein goldener, der sich genau in der Mitte seiner Zahnreihe befand. Er warf den Kopf in den Nacken und lachte bellend. Die anderen Männer zögerten nicht, stimmten in sein Gelächter ein und ließen keinen Zweifel daran, dass der Scherz auf Clarindas Kosten ging.
    Als der Mann dann sprach, tat er das mit lauter Stimme, aber in so klarem Englisch wie ihr eigenes. »Es wäre eine Schande, ein Geschöpf mit solchem Geist zu töten. Sie wird uns auf dem Markt einen hübschen Gewinn bringen.« Er musterte sie von Kopf bis Fuß, und das Glitzern in seinen Augen gab ihr das Gefühl, als stünde sie bereits nackt und zitternd auf dem Block des Auktionators auf irgendeinem Sklavenmarkt. »Es gibt viele Männer auf der Welt, die ein fürstliches Lösegeld für das Vergnügen zahlen würden, sie zu brechen.«
    In dem Augenblick riss eine plötzliche Windböe Clarinda den Hut vom Kopf. Ihr Haar löste sich aus den Kämmen und fiel in einer Wolke weizenblonder Seide auf ihre Schultern.
    Die Korsaren stießen bewundernde Ahs und Ohs aus. Ein Mann mit dem Gesicht eines unterernährten Wiesels und
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