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Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Titel: Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
Autoren: Teresa Medeiros
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aufgestellt worden. Clarindas Vater umklammerte seinen Gehstock mit dem Löwenkopfknauf aus Messing. Bei ihrer Heimkehr hatte er offen geweint, aber jetzt zeigte sein gerötetes Gesicht ein strahlendes Lächeln. Er hatte immer gehofft, dass sein kleines Mädchen einmal einen Mann wie Maximillian heiraten würde.
    Die Eltern ihres Bräutigams saßen nebeneinander auf der anderen Seite, sie wirkten alles andere als außer sich vor Freude über die Entwicklung. Clarinda vermutete sehr, dass die Tränen, die ihre zukünftige Schwiegermutter in ihr mit ihrem Monogramm besticktes Taschentuch vergoss, keine Freudentränen waren. Der Herzog und die Herzogin hatten sich immer gewünscht, dass ihr geliebter ältester Sohn jemanden seines Standes ehelichen würde und keine gewöhnliche neureiche Erbin, deren Vater sein Geld im Handel erworben hatte. Wenn der Herzog seiner Gattin nicht tröstend die Schulter tätschelte, sah er immer wieder nach seiner goldenen Taschenuhr, als wolle er sich vergewissern, dass Luca sie ihm nicht entwendet hatte.
    Für einen Zigeuner und eine ehemalige Konkubine hatten sich Luca und Yasmin ganz passabel herausgeputzt. Clarinda war gezwungen gewesen, Yasmin ihren Kleiderschrank zu öffnen, damit sie nicht in wehenden durchsichtigen Schleiern und Sandalen auf der Hochzeit erschien. Natürlich hatte sich Yasmin ein tief ausgeschnittenes Abendkleid ausgesucht, das absolut unpassend für den Vormittag war und das zudem wenigstens drei Größen zu klein war. Sie zog immer wieder den Ausschnitt nach unten, bis Clarinda fürchtete, dass ihr Busen herausquellen würde, noch bevor die Feier beginnen konnte. Diese Sorge teilte offensichtlich der Vikar, der am Rande eines Schlaganfalles zu stehen schien.
    Clarinda hatte Yasmin bereits dabei erwischt, wie sie ihrem Vater schöne Augen machte. Ein leiser Schauer durchlief sie, wenn sie sich vorstellte, wie es wäre, diese Frau als Stiefmutter zu haben. Wenn Yasmins durchsichtige Versuche, sich einen reichen Ehemann zu angeln, Luca in irgendeiner Weise beunruhigten, so ließ sich das jedenfalls nicht an seinem Zwinkern in Richtung des Zimmermädchens in der Ecke ablesen. Sein schamloses Flirten trieb dem jungen Mädchen die Röte in die sommersprossigen Wangen.
    Nur ein Stuhl im Raum war leer.
    Clarinda vermochte nicht zu sagen, ob das Funkeln in Maximillians Augen der Freude zuzuschreiben war, dass ihre Hochzeit endlich stattfand, oder der Erleichterung darüber, dass sein unberechenbarer Bruder sich passenderweise entschieden hatte, sich zu benehmen, wie es seinem Wesen entsprach, und die Bühne zu verlassen, noch bevor die Hochzeit begann.
    Clarinda holte tief Luft, was in dem enggeschnürten Korsett beileibe nicht leicht war. Da das Wetter so früh im Winter schon sehr kalt geworden war, gab es keine frischen Blumen für einen Brautstrauß. Einer der Gärtner hatte ein paar lila Stiefmütterchen aufgetrieben, die sie zu einem Sträußchen zusammengebunden in den Händen hielt. Es erstaunte sie, dass ihre Hände so ruhig waren. Sie begann sich zu fragen, ob sie diese Leere den Rest ihres Lebens fühlen würde.
    Sie mochte Max wirklich gern und war dankbar für alles, was er für sie getan hatte. Aber sie war nicht in ihn verliebt. Vielleicht hätte sie, wenn sie Ash niemals begegnet wäre, den Unterschied gar nicht gekannt. Sie hätte ihr Leben in ruhiger Zufriedenheit gelebt wie so viele Frauen ihrer Bekanntschaft. Sie kannte nicht eine, die für ihren Ehemann große Leidenschaft empfand.
    Aus irgendeinem Grund erschien Poppys überglückliches Gesicht vor ihrem geistigen Auge, was ihr einen schmerzlichen Stich versetzte.
    Vielleicht sollte sie die Taubheit begrüßen, die sie umfangen hielt, seit sie Ash am Grab ihres Sohnes zurückgelassen hatte. War das nicht deutlich besser als das wilde Pochen ihres Herzens, wenn er zu ihr ins Zimmer kam, die verzweifelte Sehnsucht nach etwas, was sie kurz gekostet hatte, aber niemals wieder hätte? War es nicht besser, nichts zu empfinden, als alles zu riskieren, nur um es am Ende zu verlieren?
    Endlich war sie am Altar angekommen. Als sie ihren Platz an Max’ Seite einnahm, ergriff er ihre Hand und lächelte ernst.
    Der Vikar öffnete sein Gebetbuch und räusperte sich. Er hatte eben auch den Mund geöffnet, als die beiden Flügel der Tür am Ende des Salons aufgestoßen wurden und Ashton Burke hereinmarschiert kam.

Kapitel zweiunddreißig
    Während sich Max’ Finger schmerzhaft um ihre Hand krampften, verschwand
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