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Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Titel: Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
Autoren: Teresa Medeiros
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bin in der Halle unten zusammengebrochen. Max hat mich die Treppe hochgetragen und nach einem Arzt gerufen.«
    Ash hätte alles in seiner Macht stehende getan, dass sie nicht weitersprach. Er hätte sie liebend gern in seine Arme gerissen und sie bis in alle Ewigkeit geküsst, wenn er nur hätte verhindern können, dass sie die nächsten Worte aussprach.
    »Dewey war nicht der Einzige, der in jener Nacht gestorben ist«, sagte sie leise. »Ich musste wochenlang danach das Bett hüten. Alle dachten, ich trauerte um den Verlust meines Verlobten, und ich denke fast, das habe ich auch getan, weil ich schließlich wusste, dass er für nichts gestorben war. Nur mein Vater, Maximillian und eine Handvoll treuer Diener kannten die ganze Wahrheit. Max hat sich geweigert, meine Seite zu verlassen. Er war immer da, hat mir Brühe eingeflößt und mich in eine Decke gewickelt, mich zum Fenster getragen und mich genötigt weiterzuleben, obwohl ich nur eines wollte: sterben.«
    Zum ersten Mal begriff Ash, wie tief ergeben Clarinda seinem Bruder war. In dieses Verständnis mischte sich das wilde Aufwallen von Reue. Es war, als rettete Farouk sie erneut vom Sklavenmarkt. Warum konnte er nie im rechten Moment kommen? Warum konnten es nicht seine Hände sein, die ihr über das wirre feuchte Haar strichen oder ihr die Tränen trockneten, wenn sie weinte?
    Er hätte vielleicht genau das getan, wenn sie sich nicht selbst die Tränen fortgewischt hätte. »Als Max mich die Treppe hochtrug, war ich ein Mädchen. Als ich sie fast zwei Monate später selbst wieder hinunterstieg, war ich eine Frau. Max wollte immer noch, dass ich ihn heirate, aber nachdem du und das Baby nicht mehr da wart, sah ich keinen Grund mehr, überhaupt zu heiraten. Ich war damit zufrieden, allein zu sein.«
    »Das Kind?«, fragte Ash, unfähig, mehr durch seine wunde Kehle zu zwängen.
    Clarinda kniete sich wieder hin. Erst da merkte Ash, dass sie vor einem kleinen Stein kniete, der das letzte Mal, als er die Wiese besucht hatte, noch nicht da gewesen war. Er war mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt.
    »Mein Vater wollte das Baby wegwerfen, als sei es Müll, damit er so tun konnte, als habe es nie existiert. Als ich weinte und schrie und ihn anflehte, es mir nicht zu nehmen, hat er versucht, das als hysterischen Anfall eines trauernden jungen Mädchens abzutun. Es war Max, der eingeschritten ist und darauf bestanden hat, dass meine Wünsche beachtet werden. Er hat angeboten, für das Kind einen Platz in der Familiengruft der Burkes zu finden.« Ein trauriges kleines Lächeln spielte um ihre Lippen. »Aber ich wusste, wo er hingehörte.«
    Mit ihren behandschuhten Fingern strich sie behutsam den Schnee von dem schlichten Stein, sodass die darauf eingravierten Buchstaben zum Vorschein kamen.
    CHARLIE .
    Nicht CHARLES, auch nicht CHARLES CLARENCE BURKE oder auch nur ein Datum, um sein Ableben zu kennzeichnen, sondern einfach nur CHARLIE .
    Ihr Sohn ruhte an genau der Stelle, an der er gezeugt worden war, in einem Augenblick wilder leichtsinniger Leidenschaft zwischen zwei jungen Liebenden, die zugelassen hatten, dass ihr Herz ihren gesunden Menschenverstand ausschaltete.
    Wenn Charlie gelebt hätte, würde er jetzt vielleicht über die Wiese tollen, vor Freude jauchzen und versuchen, mit der Zunge Schneeflocken aufzufangen. Stattdessen ruhte er jedoch auf ewig unter den schützenden Armen der mächtigen Eiche, und sein Wiegenlied waren die sich ändernden Jahreszeiten und das Wispern des Windes in den Zweigen des Baumes.
    Clarinda stand auf und zog sich die Kapuze ihres Umhanges wieder über ihr Haar.
    »Bevor du gehst, will ich, dass du weißt, wenn ich auch nur ein Wort von dir gehört hätte, nachdem Charlie gestorben war – ein Brief, eine Nachricht, ein Zeichen deiner Zuneigung, irgendetwas –, dann hätte ich für immer auf dich gewartet.«
    Ash stand wie erstarrt, während sie ihm einen Kuss auf die Wange hauchte; ihre Lippen waren so warm wie ein Sommertag. Dann drehte sie sich um und ging über die Wiese.
    Er wartete, bis sie über die schneebedeckte Anhöhe verschwunden war, dann ließ er sich an genau der Stelle auf ein Knie nieder, wo sie gekniet hatte. Behutsam strich er mit seiner Hand über den kleinen Stein, und seine eigenen Tränen schmolzen dort, wo sie hinfielen, Löcher in den Schnee.
    Ash hätte nicht sagen können, wie lange er dort an dem kleinen Grab verweilt hatte und von seinem Sohn, den er nie kennen würde, Abschied nahm. Einem Sohn, der
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