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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot
Autoren: Karen Chance
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Kreis mich zu töten versuchte, in der Hoffnung, mich durch eine geeignetere Pythia zu ersetzen. Geeigneter nach den Maßstäben des Kreises, wohlgemerkt eine von Kindesbeinen an indoktrinierte Pythia, die in dem festen Glauben aufwuchs, dass der Kreis nichts falsch machen konnte. Über ein paar tausend Jahre hinweg hatte er die Pythien wie Bedienstete behandelt und war gar nicht glücklich mit unabhängiger denkenden Amtsinhaberinnen.
    »Da wir gerade beim Kreis sind…«, begann ich, doch Agnes hielt mir den Mund zu. Wir hatten den Außenraum des Kellers betreten, und ich nahm an, dass der Magier nichts von unserer Rückkehr erfahren sollte. Meinetwegen. Ich hatte den Eindruck gewonnen, dass leichte Spannungen zwischen der Pythia und ihren magischen Beschützern normal waren, doch die ganze Ich-will-dich-tot-Sache mochte sie erschrecken.
    Was mich erschreckte, war das plötzliche Erscheinen des Magiers. Bleich und mit weit aufgerissenen Augen kam er aus dem Schießpulverraum gerannt. Er prallte gegen mich, und instinktiv hielt ich ihn fest und bekam dafür eine Faust in den Bauch. Ich trat ihm gegen das Knie, und er schrie, wich zurück und hob die Faust, erstarrte aber, als er Agnes’ Knarre am Ohr fühlte.
    »Nur zu«, sagte sie. »Der Papierkram für ein Gerichtsverfahren ist bloß lästig.«
    »Zur Hölle mit dir!«, knurrte er.
    Ich drückte mir die eine Hand auf den Bauch und richtete mit der anderen die Beretta auf den Burschen, während Agnes einer Tasche ihres Mantels Handschellen entnahm. »Ich habe ein Problem«, sagte ich schnell, bevor sie verschwinden konnte. »Ich bin wirklich die Pythia, aber ich kenne mich überhaupt nicht mit dem Amt aus, und in meiner Zeit gibt es niemanden, der mir helfen kann.«
    »Das ist ein Problem«, pflichtete mir Agnes bei und ließ die Handschellen zuschnappen. »ja.«
    »Viel Glück damit.« Sie packte den Magier am Kragen.
    »Wag es bloß nicht, mich einfach so zurückzulassen!«, stieß ich wütend hervor. »Ich habe dir geholfen!«
    »Du hättest hier fast alles in die Luft gejagt! Jedenfalls, selbst wenn ich dir helfen wollte, es gibt Regeln.«
    »Zum Teufel mit den Regeln! Ich habe dieses gottverdammte Amt dir zu verdanken…«
    »Das habe ich nicht gehört.«
    »… und jetzt glaubst du, einfach so den Abgang machen zu können? Du hast Verantwortung mir gegenüber!«
    Ich hatte aufgebracht mit der Beretta gefuchtelt, und plötzlich löste sich ein Schuss – die Kugel traf die Wand dicht über dem Kopf des Magiers. Er blinzelte. »Ah, meine Damen, wenn ich etwas vorschlagen dürfte…«
    »Halt die Klappe!«, sagten Agnes und ich gleichzeitig.
    Agnes versuchte zu springen, aber ich packte sie am Handgelenk und riss sie im gleichen Moment zurück, als sie sich durch die Zeit auf und davon machen wollte.
    »Bist du verrückt geworden?«, kreischte sie, aber es hörte sich wie in Zeitlupe gesprochen an.
    Die Zeit wackelte um uns herum. In einer Sekunde waren wir an der Stelle, an der ich in den Keller gekommen war, und Kugeln pfiffen an unseren Köpfen vorbei. In der nächsten befanden wir uns in der Zukunft und beobachteten einige Mäntel und sonderbare Hüte tragende Männer, die sich die Reste der Tür ansahen. Einer von ihnen bemerkte uns und erbleichte, und dann waren wir wieder fort und tanzten erneut durch die Zeit.
    Agnes schaffte es irgendwie, auf die Bremse zu treten und uns mit einem – ich schwöre! – hörbaren Plop aus dem Zeitstrom zu zerren. Für einen Moment standen wir einfach nur da, blass und zitternd, wieder am Ausgangspunkt, aber ein bisschen lädiert. Ich weiß nicht, wie es den anderen erging, aber ich fühlte mich, als hätte ich gerade eine Achterbahn verlassen. Mir war schwindelig und auch ein wenig schlecht.
    »Ich muss auf die Toilette«, ächzte der Magier.
    Agnes holte tief Luft, ließ den Atem entweichen und starrte mich an. »Du bist eine lausige Lügnerin. Wenn du von mir ausgebildet worden wärst, hättest du nicht eine solche Nummer abgezogen.«
    »Hast du mir nicht zugehört?«, erwiderte ich. »Du hast mich nicht ausgebildet. Das ist ja das Problem. Du hast mir diesen lausigen Job gegeben und bist gestorben, bevor…«
    »La-la-la, ich höre nichts.« Agnes steckte sich den einen Finger ins Ohr, was ihr aber kaum etwas nützte, denn die andere Hand blieb um den Kragen des Magiers geschlossen.
    Ich sah sie an. Meine letzte Erinnerung an Agnes zeigte mir, wie sie dabei gestorben war, als sie die Zeitlinie vor der Verwüstung
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