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Unvermeidlich

Unvermeidlich

Titel: Unvermeidlich
Autoren: Melanie Hinz
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nicht haben.
    Nicole zieht eine gespielt beleidigte Schnute.
    „Ach, Süße“, sage ich und gebe ihr einen Wangenkuss. „So reizvoll ein Frauenkörper sein mag, beziehungstechnisch funktioniert das für mich überhaupt nicht. Es reicht, wenn ein Part in der Konstellation einen achterbahnfahrenden Hormonspiegel hat. Mein eigenes PMS ist genug, das muss ich nicht zusätzlich von außen betrachten.“
    „Du weißt nicht, was du verpasst.“
    Mit unserem Gerede ziehen wir die Aufmerksamkeit einer Gruppe Kerle auf uns. Männer haben ja die Tendenz, nicht zuzuhören, wenn man ihnen etwas sagt. Aber lass nur die Andeutung von Lesbensex verlauten und du kannst dir sicher sein, dass sie das auch noch aus der lauten Musik eines Clubs rausfiltern.
    Nicoles eiskalte Blicke führen jedoch dazu, dass sie sofort den Schwanz einziehen und sich nicht trauen, uns anzusprechen. Sie ist keine männerhassende Emanze und steht nicht ausschließlich auf Frauen, aber falls sie sich mit Männern einlässt, dann nur mit ausgewählten - und erst recht nicht mit solchen Bubis.
    Dass sie mit Ende 20 bereits eine führende Position im Einkauf eines Modekonzerns hat und damit wesentlich mehr verdient als der durchschnittliche deutsche Mann, erschwert die Partnersuche wohl zusätzlich. Laut ihrer Aussage führt diese Tatsache entweder zu Erektionsproblemen oder dem Anspruch, sich aushalten lassen zu können.
    „Außerdem sind die meisten Kerle auf verstörende Weise auf Analsex fixiert“, fügt sie hinzu. Sandra rollt nur noch mit den Augen.
    „Da kann ich nicht mitreden.“ Ich hatte seit zwei Jahren keinen Sex mehr.
    „Mal ehrlich“, sagt sie und zupft an meinem Ärmel. Jetzt redet sie sich in Rage. „So nett ein anständiger Schwanz von Zeit zu Zeit ist, habe ich keine Lust, sie ständig von meinem Hintern fernzuhalten. Die Kerle machen ein riesiges Theater, mit Gesichtsausdrücken zwischen Übelkeit und Ohnmacht, wenn es um Sex während der Menstruation geht. Nur wegen einem bisschen Blut. Aber dir das Ding in den Hintern rammen, das tun sie, ohne Zögern, und wenn man sie lassen würde, auch ohne jede Vorbereitung.“
    „Gregor macht das nichts. Also das Blut, meine ich“, wirft Sandra grinsend ein und nuckelt weiter an ihrem Cocktail. Ich glaube, sie hatte genug für heute.
    „Okay, Mädels. Das waren selbst für mich etwas zu viele Feuchtgebiete für einen Abend. Ich suche mir jetzt ein Taxi.“
    „Brauchst du nicht“, sagt Sandra und schiebt ihr leeres Glas von sich. „Mein Liebster sammelt mich ein, wenn ich ihn anrufe. Mir reicht’s auch. Wir können dich zu Hause rauslassen. Was ist mit dir, Nicole? Sollen wir dich auch nach Hause bringen?“
    Die Antwort kenne ich. Ihre Blicke wandern bereits seit einer halben Stunde immer wieder über meine Schulter und beobachten das Treiben an der Bar.
    „Nee. Ich werde mir die Barkeeperin mal aus der Nähe ansehen und abchecken, wann sie Feierabend hat.“
    Sage ich doch.
     
    Alexander vor meiner Haustür zu finden, als ich bei Gregor und Sandra aus dem Auto steige, alarmiert mich. Er ist der ältere Bruder von Steffen, dem Vater von Anna. Zwar sehe ich ihn regelmäßig, doch wenn er um diese Uhrzeit hier aufschlägt, dann stimmt etwas nicht. Noch hat er mich nicht entdeckt, weil er eifrig auf seinem Handy herumtippt. Als er sich den Hörer ans Ohr hält, klingelt es gleichzeitig in meiner Handtasche und unsere Blicke treffen sich. Grinsend lässt er den Arm wieder sinken und beendet das Gespräch. Bevor er auf mich zukommt, schiebt er das Telefon in seine Gesäßtasche.
    „Ela“, sagt er mit heiserer Stimme und schließt mich kurz in seine Arme.
    „Warum bist du hier? Ist was passiert?“ Besorgt sehe ich zu ihm auf und halte dabei seine Hände fest.
    „Nichts Dramatisches. Mach dir keine Sorgen. Eigentlich wollte ich nur wissen, ob du von Steffen gehört hast?“
    Die Frage kann nur bedeuten, dass er wieder etwas angestellt hat.
    „Was hat er gemacht?“ Es wäre schön, mal für 5 Minuten gute Laune haben zu dürfen und nicht an diesen nutzlosen Scheißkerl zu denken.
    „Ach, Kleine.“ Liebevoll streichelt er mir über die Wange und lächelt mich aufmunternd an. Es tut mir leid für ihn, dass er immer inmitten dieses Dramas hängt. Sein Bruder ist 29 Jahre alt und Alex sollte sich nicht mehr für den Bockmist verantwortlich fühlen, den er auf regelmäßiger Basis veranstaltet.
    „Sag schon!“ Müde lehne ich mich in seine Berührung.
    „Es ist nicht so schlimm, aber
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