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Unvermeidlich

Unvermeidlich

Titel: Unvermeidlich
Autoren: Melanie Hinz
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wird. Der hat nur sehr sporadisch das Verlangen, sein Kind zu sehen, um sich dann mit seinen tollen Vaterqualitäten zu brüsten. Der einzige Grund, warum ich ihm in diesen Momenten nicht ins Gesicht spucke, ist Anna. Er ist ihr Vater und es ist meine Pflicht, mich halbwegs sozial zu verhalten, auch wenn er nur an sich denkt.
    „Hast du wenigstens ein paar saubere Laken, in denen du heute Nacht schlafen kannst?“, frage ich über den Rand meiner Teetasse.
    „Müsste ich nachschauen. Ich will mir gar nicht vorstellen, was da in meinem Schlafzimmer abgegangen ist.“ Mit zerknirschtem Blick schaut er zu mir. „Sorry, Ela.“
    „Schon okay“, winke ich ab. „Das tut mir längst nicht mehr weh.“ Ich wünschte, Steffen würde eine Frau finden, die ihn komplett von Anna ablenkt. Es darf so nicht sein und jeder Vater sollte nach einer Trennung weiter seine Kinder sehen, aber in unserem Fall bin ich mir nicht sicher, ob ein klarer Schnitt für Anna nicht besser wäre.
    „Bleib heute Nacht hier, Alex. Meine Couch ist nicht so ungemütlich, wie sie aussieht. Dann können wir morgen früh zusammen deine Wohnung aufräumen und anschließend kommst du mit zum Sonntagsessen bei meinen Eltern.“
    „Gerne, Kleine. Auch wenn du mir nicht helfen musst.“ Dass er mir einen Arm um die Schultern legt und mich an sich zieht, sollte mich kalt lassen. Das sollte es wirklich. Doch meine Hormone sind da offenbar anderer Meinung. Ich will meine Schenkel zusammenpressen, weil ich ihn in diesem Moment wirklich überall spüre, aber ich muss das um jeden Preis unterdrücken.
    Alex ist tabu. Auf vielen Ebenen. Er ist zwölf Jahre älter als ich, der Bruder meines Ex-Freundes und damit der Onkel meiner Tochter. Er ist vollkommen tabu, auch wenn ich gerne meinen Kopf zur Seite drehen und ihn küssen würde.
    Glücklicherweise schleicht in dem Moment Bumblebee um meine Beine und wandert dann zu Alex, um an seiner Jeans hochzuklettern.
    „Hey, Kitten“, flirtet er mit dem Kätzchen und setzt seine Tasse auf dem kleinen Beistelltisch ab, um sie mit geübtem Griff hochzunehmen.
    „Sie hat ja schon ordentlich zugelegt“, stellt er fest und platziert sie nach einer kurzen Streicheleinheit wieder auf dem Boden.
    „Kein Wunder. Sie frisst uns fast die Haare vom Kopf. Inzwischen muss ich sogar den Brotkasten wegsperren, weil sie ihn selbst öffnet. Es war sehr lustig, als ich letzte Woche von der Arbeit kam und dachte, es hätte in Küche und Wohnzimmer geschneit. Dabei handelte es sich nur um ein gründlich zerfetztes Weißbrot.“
    Alex lacht leise. „Sie wird ruhiger, wenn sie kastriert ist.“
    „Das hoffe ich.“
    „Wie geht es dir, Ela?“ Er legt mir eine Hand auf den Unterarm und ich bin kurz davor, mich ihm zu entziehen, weil diese Berührungen einfach zu viel sind. Ich habe die Befürchtung, er kann spüren, dass ich schon lange mehr für ihn fühle.
    „Müde“, antworte ich knapp.
    „Das ist es nicht, was ich wissen wollte.“
    Und ich darf ihm nicht sagen, wie es mir wirklich geht.
    „Ich bin okay. Irgendwie geht es immer weiter.“ Grundsätzlich bin ich ein lebenslustiger Mensch und ich kann vieles für mich selbst weglachen und nicht ernst nehmen, doch in den letzten Monaten wird mir schmerzhaft bewusst, dass ich am Ende des Tages, wenn Anna im Bett ist, völlig alleine bin.
    Nickend nimmt er meine Antwort zur Kenntnis, obwohl es offensichtlich ist, dass er gerne mehr von mir gehört hätte.
    „Ich hole dir noch Decke und Kissen aus dem Schlafzimmer und lege mich anschließend auch hin. Gute Nacht, Alex.“ Im Vorbeigehen küsse ich ihn auf die Wange. Nur für einen Moment hält er mein Handgelenk fest und ich denke, dass er mir etwas sagen möchte, doch dann lässt er mich einfach gehen.
    „Gute Nacht, Kleine.“
    So sehr ich diesen Kosenamen inzwischen verabscheue, vielleicht ist er sicherer und schafft die nötige Distanz. Schließlich sieht er in mir noch das kleine Mädchen.

2.                   
    Meine Mutter freut sich immer, Alexander zu sehen. Deswegen darf ich ihn auch problemlos ohne Voranmeldung mitbringen. Im Gegensatz zu seinem Bruder ist er ein gern gesehener Gast bei meiner Familie.
    „Maamaa!!!!“ Mit Anlauf hüpft Anna von der Schaukel im Garten meiner Eltern und rennt auf mich zu. Ich kann mich gerade noch auf den Füßen halten, als sie mir in die Arme springt.
    „Hey, Maus. Geht’s dir gut?“
    „Opa macht gleich den Grill an und Jakob hat versprochen, dass er mir das
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