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Unverkäuflich!

Unverkäuflich!

Titel: Unverkäuflich!
Autoren: Bobby Dekeyser
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oft ich diesen Streifen gesehen habe, aber ich kann jeden Dialog auswendig. Was mir imponierte, war der Durchhaltewillen, der Kampfgeist, um den es im Film geht.
    Samstagnachmittags, wenn die Bundesliga lief, saß ich auf der Tribüne und sah zu, wie Fans kollektiv ausrasteten. Mit Fanatismus konnte ich noch nie etwas anfangen, und regelmäßig empfand ich dieses aggressive Brüllen der Masse, besonders dann, wenn es vulgär wurde, als abstoßend. Was mich faszinierte, war die Kunst des Torwarts: sein Stellungsspiel, sein Auge, seine Bewegungen, die Geschmeidigkeit, aber auch die Fähigkeit, zu antizipieren, was gleich geschehen würde. Mein Leben drehte sich nur noch um Stellungsspiel, Bewegungen, Geschmeidigkeit und die Fähigkeit, zu antizipieren. Was im echten Leben lief, bekam ich hingegen kaum noch mit, und wenn mein Kumpel Dieter nicht gewesen wäre, Dieter Kitzmann, Nachwuchsstürmer  – vielleicht wäre aus mir ein wunderlicher Fitnessguru geworden. Dieter, heute treu sorgender Familienvater, früher Mädchenschwarm, nahm mich mit zu Partys und vor allem in die Tanzschule Zöller. In der Tanzschule Zöller traf sich sonntagabends die Jugend von Kaiserslautern, und es sah aus, wie es bis heute in jeder Dorfdiskothek aussieht. Die Mädchen tanzten oder warteten darauf, aufgefordert zu werden, und die Jungs, die sich nicht trauten, standen in der Gegend herum, wollten irgendwie lässig wirken und warteten darauf, dass der nächste »Klammerblues« gespielt wurde. Manche Dinge ändern sich vermutlich nie.
    Ich sah Ann-Kathrin zum ersten Mal, und ich erinnere diesen Moment, als sei es gestern gewesen. Mir wurde heiß, mir wurde kalt, und in meinem Magen bewegte sich etwas, das sich wie ein ungezogenes Nagetier anfühlte. Welch ein hübsches Mädchen! Welche Schönheit! Langes, braunes Haar, eine Figur wie ein Model (tatsächlich modelte Ann-Kathrin neben ihrem Job als Arztgehilfin) und diese Augen, dieser Blick. Ich war verliebt. Ich fühlte mich wie berauscht. Ich wusste: Diese Frau musste ich heiraten. Das mag bescheuert klingen und übertrieben, und wenn meine Töchter mir etwas von einem Typ erzählen, der beim ersten Anblick gleich ans Heiraten denkt, würde ich zur Therapie raten, aber: So war es. Ich wartete, bis der nächste Schmusesong gespielt wurde, ich wartete, ich war geduldig, ich ließ sie nicht aus den Augen. Dann spielte der DJ Reality von Richard Sanderson, die Hymne aller Stehbluesschieber aus dem Film La Boum mit Sophie Marceau. Ich ging auf die unbekannte Schönheit zu, ich federte auf sie zu, »federn« ist ein passendes Wort, denn meine Knie fühlten sich an, als hätten sich gerade die Gelenke verabschiedet, ich lächelte und fragte: »Möchtest du mit mir tanzen?«
    Sie sah mich irritiert an, nicht wie ein Insekt, das kann man nicht sagen, aber doch irgendwie so, als sei sie in etwas hineingetreten.
    »Nein. Ich habe einen Freund.« Sie drehte sich um.
    Ich hoffte, dass sich nun der Boden der Tanzschule Zöller öffnen und mich für immer verschlucken möge, Sophie Marceau tanzte nicht mehr. So schnell ich konnte lief ich davon, zurück zu meinen Hanteln, den Trainingsplänen und einem Kühlschrank voller Magerquark.

    Eine von zahlreichen Schulstationen: Bobby Dekeyser
     (Dritter von rechts, untere Reihe) bei
     einem kurzen Gastspiel im Jungeninternat Collège Patronné, Eupen, Belgien.

Zwei
    MÜNCHNER MÄRCHEN
     
     
     
     
    I ch möchte niemanden beleidigen und mir ist es wichtig, anderen Menschen mit Respekt zu begegnen. Sollten Sie Ihr Geld als Soldat verdienen, dann überschlagen Sie vielleicht die nächsten Seiten. Als Soldat tauge ich nicht, und allein die Idee, ein Soldat zu sein und eine Uniform zu tragen, bereitet mir Unwohlsein. Ich lebe gerne im Rudel, aber ich bin auch ein Individualist, für den die Freiheit das höchste Gut bedeutet. Vorschriften, Verordnungen, Befehle, besonders solche, die mit größerer Dezibelzahl an mich herangetragen werden, bewirken bei mir das Gegenteil. Das war in der Schule so, das war immer so, in jeder Phase meines Lebens. Der Brief, der mich viele Nerven kosten sollte, lag auf meinem Küchentisch und beunruhigte mich. Einberufungsbefehl , las ich, darunter die Anschrift einer Kaserne nahe Brüssel und ein Datum. Entweder war der Brief lange unterwegs gewesen oder ich hatte ihn verlegt. Vier Tage blieben mir, die Wohnung aufzulösen, mein privates Fitnessstudio irgendwo unterzustellen und vor allem den Verantwortlichen des 1. FC
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