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Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Titel: Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)
Autoren: Eileen Dreyer
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»In was für Schwierigkeiten habe ich dich nur gebracht.«
    Sie wusste, dass ihr Tränen über die Wangen rannen. »Ich habe es dir schon gesagt«, erwiderte sie. »Ich habe dir längst vergeben.«
    Er schüttelte den Kopf und umschloss mit seinen Händen ihr Gesicht. »Ich wäre an deiner Stelle nicht so schnell mit meiner Vergebung. Ich würde mich dafür leiden lassen.«
    Olivia wusste, dass Jack spürte, wie sie erstarrte. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihn zu lieben. Aber ihre Erfahrung hatte sie vieles gekostet, und das Leben, das sie beschützen musste, war wertvoller als ihr eigenes.
    Jack drückte seine Stirn gegen ihre. »Lass mich den Anfang machen, Liv. Bitte. Ich will dich an einem sicheren Ort unterbringen und dich besuchen. Ich will wieder um dich werben.«
    Die Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Ich würde es gern versuchen.«
    Langsam, ganz langsam, sodass sie beinahe die Geduld verloren hätte, neigte Jack den Kopf, bis seine Lippen ihren Mund berührten. Er umarmte sie fester, küsste sie, als wäre sie das Kostbarste auf der Welt.
    »Und jetzt, mein Herz«, sagte er und setzte sie behutsam zurück aufs Sofa, »ist es Zeit für dich, dich wieder hinzulegen. Allein. Ich würde es allerdings schön finden, wenn du wenigstens von mir träumen würdest. Ich werde mich derweil mit den Wyndhams auseinandersetzen. Danach wird es höchste Zeit, die Bekanntschaft eines kleinen Jungen zu machen.«
    Olivia konnte kaum still sitzen. Sie und Jack waren den ganzen Tag nach Shoreham unterwegs gewesen. Von dort aus wollten sie nach Devon segeln, um Zeit zu sparen. Sie war ungeduldig, denn sie wollte ihren Sohn sehen, und er war immer noch mindestens eine Tagesreise von ihnen entfernt.
    Sie hatten bei einem von Jacks Häusern haltgemacht. Oak Grove war ein reizendes Queen-Anne-Haus aus rotem Backstein auf den Hängen der South Downs. Zu jeder anderen Zeit hätte sie es genossen, über den Rasen zu schlendern oder weiter aufs Feld hinaus zu der Stelle, von der aus sie die Küste sehen konnte. Doch sie konnte an nichts anderes denken als daran, wie weit sie noch von Jamie entfernt war.
    Sie hatte Angst. Seit sieben Monaten hatte sie nichts mehr von Georgie gehört. Ging es ihnen gut? Wuchs Jamie und war er gesund? Würde er sie wiedererkennen? Würde er zu ihr laufen wie jedes Mal zuvor, als hätte er am Fenster auf sie gewartet? Würde er vergnügt kreischen, wenn sie ihn hochhob und ihn herumwirbelte? Und würde er noch immer diesen wundervollen Duft eines kleinen Jungen verströmen?
    Oh Gott, sie konnte es kaum noch erwarten.
    Die Augen geschlossen, betete sie um Geduld. Um Weisheit. Um Urteilsvermögen. Sie hatte endlich das besondere, gut verschlossene Behältnis geöffnet, in dem all ihre Liebe für ihren kleinen Jungen verborgen gewesen war, und war erfüllt von bittersüßem Schmerz.
    Nun war nur noch ein Behältnis übrig, das ganz oben im Regal stand. Darin befand sich der alte Traum, dem sie sich noch immer nicht stellen wollte. Der Traum von ihrer Familie: Jack und Jamie und sie. Vielleicht noch weitere Kinder. Atemlose Tage, an denen sie Schritt hielten mit ihrem kleinen Jungen. Ruhige Abende, die sie am Kamin verbrachten. Nächte, in Liebe verloren.
    Es war ein Wunsch, der zu zerbrechlich war, um ihn genauer zu betrachten. Ein lang gehegter Traum, der zerbrochen war und im Dunkeln darauf wartete, wiederhergestellt zu werden.
    »Du solltest etwas essen«, sagte Jack.
    Erschrocken wandte sie sich um und sah ihn ins Zimmer kommen. Wie immer, wenn sie ihn sah, fühlte sie, wie ihr Herz ins Stolpern geriet. Sein tabakbraunes feines Jackett war noch ein wenig zu weit, aber er sah schon wieder viel gesünder aus.
    Würde Jamie Angst vor ihr haben? Sie hatte blaue Flecken, und ihre Narbe war rosa und trat hervor. Sie hatte noch nie behaupten können, eine ausgesprochene Schönheit zu sein, doch jetzt … Sie hatte in einem Gasthaus Frauen beobachtet, die sich von ihr abgewandt hatten.
    Und hier stand Jack und lächelte sie an, als würde er zum ersten Mal die Heimat sehen.
    »Ich kann nichts essen«, erwiderte sie, »ich will weiter.«
    »Bald«, antwortete er, als er an den Tisch kam. »Sam repariert gerade einen gerissenen Zugriemen am Pferdegeschirr.«
    Sie wäre beinahe aufgestanden, um hin- und herzulaufen. In dem Moment nahm sie wahr, dass Jack etwas in den Händen hielt und es anblickte, als hätte er Angst davor. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass er genauso nervös war wie sie.
    »Jack?
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