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Untot | Sie sind zurück und hungrig

Untot | Sie sind zurück und hungrig

Titel: Untot | Sie sind zurück und hungrig
Autoren: Kirsty McKay
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Kopfteil schießt nach oben, irgendwo macht’s klonk und Teile fahren hoch und wieder runter und das Bett nimmt die verschiedensten Positionen ein. Aber von der Stelle rührt sich das Scheißding nicht.
    Der Nachttisch fällt um und die Tür fliegt auf. Sie sind drin. Es ist aus mit mir.
    Ich springe auf die andere Seite des Bettes und schaue zu ihnen hinüber. Ich kann einfach nicht anders. Dabei sollte ich mich darauf konzentrieren, den verdammten Feststellhebel zu finden, und meine gesamten Anstrengungen darauf verwenden, dieses Teil zum Rollen zu kriegen, aber ich bin wie gelähmt davon, dass mir jetzt ein blutiger Tod bevorsteht und diese Bestien mich gleich in Stücke reißen werden.
    Es sind Kinder.
    Zombinos. Ein halbes Dutzend drängen herein und dann noch ein paar Nachzügler. Schulkinder. Jünger als ich. Neun, vielleicht zehn Jahre alt? Gott. Das ist dermaßen traurig, dass es mir die Kehle zuschnürt. Manche sind nackt. Andere tragen schmutzige Fetzen am Leib, die mit Blut und Speichel und allem besudelt sind, was aus einer menschlichen Körperöffnung sickern kann. Ihre jungen Gesichter sind eingedellt, ausgezehrt und haben die Farbe von Blutergüssen. Ihnen fehlen ganze Stücke im Fleisch. Manche Finger sind gebrochen und stehen verdreht nach allen Seiten ab, Gliedmaßen fehlen und ein Junge geht auf einem Stumpf, wo sein Fuß sein müsste, wie eine Großstadttaube.
    Die Anführer der Meute bleiben einen Moment lang schwankend stehen und richten ihre Blicke auf mich. Wir starren einander über das Bett hinweg an. Der größte Zombino ist ein Mädchen, lang und bleich und nackt. Über ihre flache Brust und den Bauch zieht sich ein grobes Ypsilon. Die Krankenhausleute haben sie aufgeschnitten und wieder zusammengenäht. Aber das ist nicht das Auffallendste an ihr; sie hat knallrote lockige Haare. Jede Wette, dass die mal wunderschön gewesen sind, der ganze Stolz ihrer Mutter – aber jetzt sind sie wattig, fast wie extra für den richtigen Zombielook hochtoupiert. Und ihr fehlt der halbe Kopf, wie bei einem mit dem Messer geköpften Frühstücksei. Sie steht schwankend da, entblößt und ohne Scham. Ich schaue in ihre trüben Augen und versuche ihr zu sagen: Nein, bitte tu mir nichts, Rotschopf – ich bin auch bloß ein Kind, nicht viel älter als ihr.
    Die Meute rührt sich nicht. Vielleicht spüren sie meine Hilflosigkeit?
    Mich überkommt ein Anflug von Hoffnung. Vielleicht weigern sie sich ja, ein anderes Kind anzugreifen, als ob es irgendeine Art von stillem Abkommen zwischen uns gibt und sie mich das Leben weiterleben lassen wollen, das ihnen jetzt für immer verwehrt bleibt.
    Und dann wirft die Rothaarige den Kopf in den Nacken und brüllt.
    Sie bewegen sich alle auf mich zu. Das hier ist keine Soligruppe junger Menschen, die sind scharf auf mein Gehirn.
    Ich reiße mich von dem Anblick los, packe das Bett mit aller Kraft, hebe das eine Ende an und zerre das Teil auf seinen festgestellten Rädern zu der Wand, die mir die einzige Fluchtmöglichkeit bietet. Die Rothaarige greift nach mir. Ich weiche aus, hechte aufs Bett, schnappe mir den Plastikstuhl, stelle ihn in verzweifelter Hoffnung auf das Bettende und springe auf die Sitzfläche. Die untoten Kinderchen kommen mit vorgereckten Händen angestolpert und in meiner Hast rutsche ich ab und falle wieder aufs Bett hinunter. Die verdrehten und gebrochenen Finger finden mich, krallen nach mir, versuchen mir das Fleisch von den Knochen zu reißen – aber ich habe Glück, weil sie bloß meinen Fleecepulli zu fassen bekommen, und bevor sie mehr in die Finger kriegen, stürze ich mich in einer halsbrecherischen Rolle auf der anderen Seite vom Bett hinunter.
    Das ist nicht der richtige Moment dafür, auf dem Boden herumzulümmeln. So verlockend es auch ist, mich unterm Bett zu verstecken, mir ist klar, dass ich sie damit höchstens für ein paar Sekunden austricksen kann. Es sind ja Kinder, also kennen sie die Masche; sie haben sich wahrscheinlich selber unterm Bett versteckt, als die Monster gekommen sind, um sie zu beißen.
    Ich will aufspringen, aber ich habe mich in irgendetwas verfangen – in irgendeiner Art Schnur, die mir die Arme an den Körper fesselt. Ich zerre daran und etwas fällt scheppernd zu Boden. Das war der Metallständer mit dem Beutel für intravenöse Ernährung, aber jetzt habe ich mich endlich von dem Schlauch befreit und die Lösung läuft aus, vermengt sich mit dem Pipisee und ich bekomme nasse Beine. Neben mir liegt
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