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Untot | Sie sind zurück und hungrig

Untot | Sie sind zurück und hungrig

Titel: Untot | Sie sind zurück und hungrig
Autoren: Kirsty McKay
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Arm. »Wir können froh sein. Wir haben Essen, Wasser, Strom. Die Behörden versichern uns, dass es nur noch ein paar Wochen dauert. Im Höchstfall.«
    Ich atme durch. Das Schluchzen lässt nach. Es ist mir ein bisschen peinlich. Andererseits stand mir das wohl zu. Na schön, dann sind wir also in Sicherheit. Militärkrankenhaus. Besser geht’s eigentlich kaum. Militär, das bedeutet Waffen. Und große, starke Leute, die mit ihnen umgehen können. Da halte ich es hier schon ein paar Wochen aus. Und dann kehrt das Leben zur Normalität zurück. Dann fahre ich nach Hause, zusammen mit Mum, der bösen Superwissenschaftlerin, und meinem Freund Smitty, der einzig bekannten Quelle des Heilmittels. Ich schließe die Augen.
    »Was ist mit den anderen Leuten im Bus?«
    Sie seufzt fast unhörbar. Jetzt kommt’s.
    »Bobby, ich erzähl dir das wirklich nicht gern, aber es gab Todesopfer.«
    »Wer?« Meine Hände ballen sich zu Fäusten, pressen sich gegen meine Augenhöhlen.
    »Einige hatten sich infiziert. Einige sind bei dem Unfall gestorben.«
    »Wer hat überlebt?« Spann mich nicht auf die Folter.
    »Außer dir noch drei.«
    Ich sehe sie an und es ist mir egal, dass mir der Mund offen steht. Nur noch drei andere? Von einer ganzen Busladung? Schüler, Lehrer, alle?
    »Es tut mir so leid, Bobby. Es gibt keine schonende Art, dir das beizubringen.«
    »Mir was beizubringen?« Ich beiße mir auf die Lippen, weil ich die Antwort schon kenne.
    Sie schüttelt traurig den Kopf.
    »Bobby, deine Mutter ist tot.«
    Ihre Worte schweben in die Luft hoch und hängen dort zwischen uns. Ich schaue zu ihnen hoch und lasse sie noch nicht an mich heran. Ich kann nicht.
    Und dann gehen die Sirenen los.
    Laute heulende Sirenen. So plötzlich und ohrenbetäubend, dass es mir in der Brust wehtut. Oder vielleicht ist das auch mein Herz, das bricht – lässt sich auf die Schnelle nicht sagen.
    »Du bleibst hier!«
    Marthas Gesicht drückt Panik aus. Sie steht auf, durchquert mit verblüffender Schnelligkeit den Raum, öffnet die Tür einen Spaltbreit und späht hinaus. Sie hat Angst. Sie versucht es zu verbergen, aber niemand späht so um eine Tür herum, wenn er nicht total Schiss hat.
    »Ist wahrscheinlich bloß eine Übung.« Ihre Miene ist angespannt und macht unmissverständlich klar, dass es eben nicht bloß eine Übung ist. Ich bin wie vor den Kopf geschlagen und weigere mich, diese Neuigkeit in mich aufzunehmen.
    Martha beugt sich über mich und ich kann verbrauchtes Deodorant an ihr riechen, süß und säuerlich zugleich.
    »Bobby, du musst mir vertrauen. Du hast für mich oberste Priorität.«
    Bevor ich antworten kann, fängt sich mir der Kopf an zu drehen. Martha leert gerade den Inhalt einer Spritze in die Flüssigkeit, die mir in den Handrücken tropft.
    »Nein! Was machen Sie denn?«, schreie ich sie an. Ich spüre einen Ruck nach vorn, mein Kopf scheint hinter mir zu schweben, während mein Körper auf einer Achterbahn die steilste Abfahrt hinaufgezogen wird.
    »Keine Sorge«, sagt Martha. »Es ist nur zu deinem Besten.«
    Der Achterbahnwagen kommt an der Spitze an und neigt sich zu der langen Abfahrt in die Bewusstlosigkeit.
    »Nein!« Ich will das richtig energisch rufen, aber es kommt ganz kläglich heraus.
    »Dir passiert nichts«, ruft Martha von irgendwo bei der Tür. »Ich bin bald wieder da!«
    Und damit geht es abwärts.

Kapitel
 
2
   »Wach auf, Roberta.«
    Smitty beugt sich dicht heran und ich rieche das Himbeershampoo, das er benutzt. Er küsst mich sanft auf die Stirn, seine Hand warm an meiner Wange.
    Sehen kann ich ihn nicht. Mein Blick ist verschwommen und ich reibe mir die Augen, aber das macht es nicht besser.
    Ach Quatsch. Ich weiß, warum ich nicht richtig gucken kann. Das hier ist ein Traum.
    »Steh auf. Rumdösen ist jetzt nicht angesagt.« Ich höre das Lächeln in seiner Stimme. »Wir sind alle auf der Straße ins Nichts unterwegs und du bist die Einzige mit einer Karte.«
    Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Ernsthaft? Wir machen jetzt einen auf kryptische Traumbotschaften, Smitty?«
    Er lacht. »Was Besseres ist gerade nicht drin, Bob. Aber was schimpfst du mit mir? Das hier ist schließlich dein Unterbewusstsein.«
    Seine Hände sind unter die Bettdecke geglitten und ich kann Haut an meiner Haut spüren. Warmer, sanfter Atem trifft auf meinen Nacken. An meinem kahlen Kopf flattern Wimpern.
    Freude erfüllt mich. Ich strecke die Hände aus und berühre ihn. Die vertraute Lederjacke knarrt ein
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