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Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Titel: Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)
Autoren: Kirsty McKay
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das überhaupt interessiert hätte. Jedenfalls saß ich da, und als ich mir die Hosen wieder hochzog, stand da plötzlich ein Bär. Vielleicht drei Meter entfernt. Wunderschön, dickbäuchig und glänzend, und seine trägen Augen sahen mich an. Ich habe mich geduckt, habe mich in das Gras gekauert, das nass von meinem Urin war, und nach einem Stein oder einem Stock umgesehen. Nach irgendeiner Waffe halt, bloß da war nichts. Als ich wieder nach oben guckte, war der Bär weg. Später habe ich mir eingeredet, dass da nie einer gewesen war. Dass ich gar keinen gesehen hatte. Wer sieht schon einen Bären?
    Und genauso habe ich mir das Ächzen nur eingebildet. Keine Frage. Oder ein Rohr hat gegluckert oder es war Smitty. Ja, genau – dieser widerliche Kerl hat sich hier hereingeschlichen und will mir einen Schrecken einjagen.
    Da ächzt es ein zweites Mal.
    Es ist kein Rohr, es ist nicht Smitty und es ist auch kein verflixter Bär.
    Ich stütze mich an den Seitenwänden ab und steige langsam auf die Kloschüssel, ziehe mir so leise wie möglich Leggings und Jeans hoch und mache dann den Reißverschluss zu.
    Was immer da nebenan ist, es wimmert auf und der zittrige Laut steigert sich zu einem Heulen.
    Panik schnürt mir die Kehle zu. Ich sehe zur Tür. Abgeschlossen. Puuh! Bloß ist die Lücke unten an der Trennwand groß genug, um drunter durchzukriechen. Und damit ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass dieses Etwas da nebenan vielleicht einfach über die Wand springen oder die Tür einschlagen kann.
    Hier drin ist es nicht sicher. Ich muss definitiv hier weg. Bevor die Angst mich lähmt.
    Das Vieh keucht jetzt, es keucht und pfeift und ächzt.
    Wie schnell kann es rennen? Wenn es so ein Vieh wie Mr Taylor ist, dann wahrscheinlich nicht besonders schnell. Aber hör sich das mal einer an, da spekuliere ich mir schon wieder einen Vorteil zusammen. Ich kneife die Augen zu und stelle mir vor, wie ich den Riegel zurückschiebe, zur Tür laufe, sie aufmache und hinter mir zuknalle – vielleicht irgendwie versperre – und nach Smitty rufe, der hoffentlich inzwischen einen Weg in den Laden gefunden hat.
    Wahrscheinlich, vielleicht, hoffentlich – alles keine guten Wörter.
    Jetzt ist es still. Ich öffne die Augen und mache mich zum Laufen bereit, blicke auf meine Füße hinunter, die auf der Klobrille stehen. Ist ein bisschen eklig, dass ich nicht spülen konnte, andererseits: Ist es gelb, lass es stehen … sonst wird dich niemand wiedersehen. Ich muss versuchen zur Tür zu kommen, und zwar schnell.
    Als ich gerade losspringen will, ist ein neuer Laut zu hören.
    Ein vertrauter, rasselnder Laut.
    Als ich das letzte Mal einen Untoten gesehen habe, hatte der keine Verwendung für einen Inhalator.
    Ich steige auf den Wasserkasten, lehne mich an die Wand und richte mich auf, bis ich beinahe in die Nachbarkabine gucken kann. Sei mutig. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und zwinge mich da hinüberzulugen.
    Ein Junge kauert auf der Toilettenbrille, die Hände vorm Gesicht. Die weißen, flauschigen Haare sind unverwechselbar. Das ist Pete Moore. Der mit der durchsichtigen Haut und der Busklo-Stinkbombe. Anscheinend probiert er gern alle Klos aus, die er finden kann. Mein Herz schlägt ein bisschen langsamer.
    Ich flüstere: »Hey!«
    »Waaa…!« Pete streckt alle viere von sich wie eine Katze, die irgendwo herunterfällt, und landet mit dem Po in der Kloschüssel.
    »Alles okay, ich bin’s bloß!«, zische ich.
    Pete schaut mit wildem Blick zu mir nach oben.
    »Ich bin in deiner Klasse, weißt du nicht mehr?« Ich bemühe mich um einen beruhigenden Tonfall. »Sind wir hier drin alleine?«
    »Pah!« Pete krabbelt in eine Ecke der Kabine. »Ich weiß nicht … Warum fragst du mich das? Woher kommst du überhaupt? Warst du im Café? Weil, wenn du da nämlich drin warst, dann solltest du von mir wegbleiben. Geh wieder dahin zurück und komm nie wieder in meine Nähe …«
    »Du warst im Café? Hast du gesehen, was passiert ist?«
    »Na klar hab ich’s gesehen! Ich hab gesehen, wie der Tod gekommen ist!« Dann fängt er an zu heulen.
    »Pst, leise«, dränge ich ihn verzweifelt. »Mach die Tür auf und lass mich rein, okay?«
    »Lass mich rein, sagt sie!« Pete lacht hysterisch. »Lass mich rein, damit ich auf deinem Arm rumkauen kann. Noch eine Portion Pommes dazu? Nein, danke.« Er lacht vor sich hin, total durchgeknallt.
    Ich versuche, nicht weiter auf den dreckigen Fußboden zu achten, als ich hinunterspringe, auf
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