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Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)

Titel: Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)
Autoren: Kirsty McKay
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das hat er sich selbst zuzuschreiben.«
    Ich nehme eine Auszeit. Ich versuche, beschäftigt auszusehen, so, als ob ich mich um den Fahrer kümmere, aber in Wahrheit nehme ich eine Auszeit. Machen wir alle. Smitty läuft auf dem Dach herum, Alice durchsucht anscheinend die Gepäckfächer – aber eigentlich brauchen wir bloß ein paar Sekunden, um uns wieder einigermaßen einzukriegen.
    Wir haben den Fahrer da liegen lassen, wo er hingefallen ist. Das ist ein bisschen entwürdigend – und auch unpraktisch, weil er den Gang blockiert –, aber vorerst muss das reichen. Ich überprüfe an seinem unverbundenen Handgelenk den Puls, wie mein Vater es mir beigebracht hat. Er ist schwach, aber regelmäßig. Ich zupfe den Verband zurecht und überzeuge mich davon, dass seine Atmung einigermaßen normal ist, und ich lege ihm sogar einen Pulli unter den Kopf als Kissen. Seine Jackentasche ist ausgebeult; ich zögere nur kurz, dann greife ich hinein. Ein Handy. Das Display ist leer: kein Empfang.
    »Schau mal, ob du das zum Laufen kriegst.« Ich werfe es zu Alice hinüber, die es geschickt auffängt.
    Ich hüpfe über den Fahrer hinweg und setze mich hinters Steuer. Dann drehe ich den Zündschlüssel eine Raste weiter und schalte vorsichtig das Radio ein. Lautes Rauschen dröhnt aus den Lautsprechern und lässt mich zusammenschrecken.
    Smitty folgt meinem Beispiel und macht den Bordfernseher an. Weißer Griesel erfüllt den Bildschirm.
    Schnee draußen, Schnee drinnen.
    So viel zur Technik.
    »Was ist mit dem CB-Funk?« Smitty zeigt auf einen kleinen schwarzen Kasten, der teilweise unter der Armlehne versteckt ist. »Mein Onkel hat CB in seinem Gästezimmer. Darüber hat man sich vor dem Internet mit Wildfremden unterhalten.« Er zwinkert. »Gib mir mal das Mikro.«
    Ich schätze, damit meint er das runde schwarze Ding, das über ein langes Spiralkabel mit dem kleinen Kasten verbunden ist. Ich tue, was er sagt.
    »Und jetzt leg diesen Kippschalter um, damit schaltet man es ein.«
    Ein kleiner Schalter an der Seite. Ich betätige ihn. Statisches Rauschen ertönt und auf einem kleinen Display erscheint eine rote ›14‹.
    Smitty drückt etwas an der Seite des Mikros und das Rauschen hört auf. »Hallo?«, sagt er. »Ist da jemand auf diesem Kanal? Bitte melden, bitte melden, over!«
    Ich sehe ihn fragend an. Er zuckt die Schultern.
    »Hab ich mal in einem Film gesehen«, nuschelt er. »Versuch mal mit diesem Knopf den Kanal zu wechseln.«
    Als ich den Knopf drehe, wird die rote Zahl schrittweise höher. ›15‹, dann ›16‹, dann ›17‹. Nichts als Rauschen. Dann ›18‹, ›19‹ …
    »Stopp!«, ruft Smitty. »Ich hör was.«
    Da sind Stimmen – leise und verzerrt, aber eindeutig Stimmen. Ich traue mich kaum zu atmen.
    »Was sagen sie? Kannst du mit ihnen sprechen?«, ruft Alice.
    »Mayday, Mayday«, sagt Smitty.
    Die Stimmen fahren fort, als hätte ihn niemand gehört.
    »Helfen Sie uns, bitte!«, ruft Alice.
    »Man muss den Knopf gedrückt halten, Lizzie«, spottet Smitty. Er macht es vor. »Ist da jemand? Wir brauchen Hilfe. Ich wiederhole, wir brauchen dringend Hilfe. Kommt schon, Leute! Das ist kein blöder Witz!«
    Wir lauschen angestrengt. Die Stimmen reden weiter, ohne dass man etwas versteht.
    »Achtung, Achtung!«, ruft Smitty. »Au secours! Au secours!«
    Ich sehe ihn schief an. »Wie jetzt, sind wir plötzlich in Frankreich oder was?«
    »Ist alles einen Versuch wert.« Er klickt mit dem Mikrofonschalter herum. »Ich glaube, den Morsecode für SOS kriege ich hin, aber vielleicht bestelle ich auch gerade was vom Lieferservice.«
    Ich muss grinsen. »Für mich keine Pizza Kotzarella, bitte.«
    Er grinst zurück.
    »Hört mal«, sagt Alice und beugt sich vor. »Ich unterbreche das zarte Knospen dieser Spinnerfreundschaft nur ungern, aber wir müssen Hilfe holen.« Sie lässt das Handy des Fahrers zwischen Daumen und Zeigefinger baumeln. »Das Einzige, was man mit diesem Ding kriegt, ist das Ohrenschmalz vom Fahrer und Einstein hier ist zu blöd das Funkgerät zu benutzen.« Sie schaut Smitty mit klimpernden Wimpern an. »Wir sollten einen Festnetzanschluss suchen und die Polizei oder die Armee rufen oder so. Damit sie kommen und uns retten. Und zwar très schnell.«
    Smitty zeigt zur Tür. »Dann bitte nach dir, Lizzie Borden. Mach den Anfang.«
    »Loser«, faucht sie.
    Smitty spitzt die Lippen. »Ja komm Baby, gib mir Tiernamen! Das macht mich voll an.«
    Alice schleudert das Handy des Fahrers nach ihm
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