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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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sagen?«
    »Gibt es denn noch etwas Komisches in diesem Lande?«
      »Das, was ich Ihnen sage, ist es. Im Ministerium hat man keine Ahnung von Geographie. Da weiß man nicht, wo Noghedu liegt.«
    »Na, wo liegt es denn?«
    »Wenige Kilometer von Nuoro entfernt. Damit werde ich Ihnen wieder unterstehen. Und das ist ein schöner Trost für mich.«
      »Für mich auch. Entschuldigen Sie, das Telephon läutet. Hallo? Ja, ich bin es. Nein, Sie stören nicht, sprechen Sie nur. Ach ja? Unglaublich! Ich danke Ihnen. Ich werde vorbeikommen und mich von Ihnen allen verabschieden. Auf Wiedersehen und danke.«
    »Ich gehe, Herr Polizeipräsident.«
    »Spinoso, wollen Sie etwas Komisches hören?«
    »Gibt es denn noch etwas Komisches in diesem Lande?«
      »Man hat mich aus dem Polizeipräsidium angerufen. Gerade hat man erfahren, daß Präfekt Marascianno, der seinen Dienst wieder angetreten hat, nach Palermo versetzt worden ist, und zwar mit den Aufgaben eines Koordinators aller Präfekten auf der Insel. Bringt Sie das nicht zum Lachen?«
    »Nein, Herr Polizeipräsident. Ich verabschiede mich.«
    »Was tun Sie denn da? Sie reichen mir die Hand? Kommen Sie her, Spinoso. Umarmen wir uns.«

Anmerkung des Übersetzers

    Bei dem hier vorliegenden Roman von Andrea Camilleri haben wir es im Original mit einer komplexen Mischung aus Italienisch, Italienisch‐Sizilianisch und reinem Sizilianisch zu tun. Damit ist auch schon das alte Dilemma des Übersetzers umrissen: Was tun in einem solchen Fall? Der Dialekt einer Sprache kann nicht als Dialekt in einer anderen Sprache wiedergegeben werden. Wohl aber muß die Stimmung, die durch Verwendung von Dialekt in der Originalsprache entsteht, nachgestaltet werden. Daher schied eine Einfärbung in oder Anlehnung an einen deutschen Dialekt von vornherein aus: ein solches Sprachmittel hätte eine beträchtliche »atmosphärische« Verschiebung und damit eine einschneidende Veränderung der Originalvorlage zur Folge. Ein »neutraler« Jargon, der bei anderen Gelegenheiten seine soziale Berechtigung haben mag, kam hier ebenfalls nicht in Betracht, weil auf Sizilien – wie übrigens in den meisten Regionen Italiens – Dialekt nicht auf gesellschaftliche Stellungen hindeutet, sondern durchgängig von allen Klassen gesprochen wird. So ist nur eine Lösung geblieben: Hochdeutsch zu übersetzen, mit reichen Schattierungen; die mit Geschriebenes betitelten Kapitel gestalten über weite Teile ein altmodisches Beamtendeutsch aus der Zeit vor der Jahrhundertwende nach (schließlich spielt der Roman in den Jahren 1891/ 92), während sich das Gesagte eines sehr flüssig gesprochenen Deutschs mit gelegentlichen Verschleifungen bedient.
      Ich vertraue also auf die Ausdruckskraft der in dieser Übersetzung verwendeten ungewöhnlichen Worte und Wendungen und darauf, mit ihnen eine Stimmung geschaffen zu haben, die dem Humor des Originals sehr nahe kommt.
    Moshe Kahn
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