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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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haben wir zwei Stunden für uns. So kann ich dich endlich in meine Arme schließen, dich überall küssen, auf den Mund, auf die Brüste, auf den Bauch, zwischen die Schenkel …«
      »Nein, nein, Pippo, ich fühle mich schon ganz schwach werden …«
      »Warte einen Augenblick, Lillinè, ich hab da irgendwas gehört. Ich geh mal eben nachsehen, warte am Telephon … Wer ist da? Ist da jemand? Wer ist da? Ach, Sie sind's, Papà? Buongiorno. Sieh da, wie seltsam, ich habe Sie gerade zu Hause zu erreichen versucht, und statt dessen sind Sie hierhergekommen! Ich fragte Signora Lillina gerade … O Gott, was ist? Was wollen Sie da tun? Nein, Barmherziger, nein, nein …«
    »Pippo? Pippo? O heilige Mutter Gottes, was passiert da? Was war das für ein Knall? Pippo! Pippo! Was war das? Was tun die da, schießen die noch mal? Pippo! Pippo!«

    D
(Obergefreiter Licalzi – Tenente Lanza‐Scocca)

    »Licalzi, zum Teufel noch mal! Tritt man ein, ohne anzuklopfen?«
      »Entschuldigen Sie, Signor Tenente. Aber es ist etwas Unglaubliches passiert! Sonst hätte ich mir gewiß nie erlaubt …«
    »Reden Sie.«
      »Sie haben mir befohlen, jedesmal, wenn ich Zeit dazu habe, in der Nähe von Genuardis Holzlager vorbeizuschauen und zu beobachten, wer hineingeht und wer herauskommt …«
    »Ja, und?«
      »Vor fünf Minuten war ich in der Nähe des Holzlagers und es kam mir vor, als hätte ich einen trockenen Knall, einen Schuß gehört. Ich bin dann näher hingegangen, und diesmal habe ich einen weiteren Schuß gehört, ganz deutlich. Ich habe keinen Zweifel, da wurde geschossen.«
    »Bist du hineingegangen?«
    »Jawohl.«
    »Was war geschehen?«
      »Daß der Schwiegervater des Genuardi zuerst seinen Schwiegersohn und dann sich selbst mit derselben Waffe erschossen hat.«
    »O Gott, was sagst du da?«
    »Die Toten sind im Holzlager, Signor Tenente. Wenn Sie wollen, gehen Sie hin und sehen Sie sich das an.«
      »Warum hat er das nur getan? Los, sonst kann inzwischen jemand dort hinein und …«
      »Keine Sorge, niemand kann hinein oder heraus. Ich habe das Tor zum Holzlager mit dem Schlüssel abgeschlossen. Hier ist der Schlüssel.«
    »Gehen wir, verlieren wir keine weitere Zeit.«
      »Hören Sie zu, Signor Tenente. Ich bin davon überzeugt, daß niemand die Schießerei gehört hat. Es besteht kein Grund zur Eile. Wir können die Dinge in aller Ruhe angehen.«
    »Was für Dinge, Licalzi?«
    »Das ist doch eine einmalige Gelegenheit, Signor Tenente.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Dann will ich's Ihnen jetzt erklären.«

    »IL PRECURSORE«
Politisches Tagblatt

    Hg. G. Oddo Bonafede 27. Juli 1892

    ZWEI PERSONEN VON BOMBE ZERFETZT

    Gestern morgen, gegen neun Uhr, wurde von den Bewoh‐ nern der Via Crispi in Vigàta (Montelusa) eine gewaltige Explosion wahrgenommen, die gleich zu erheblicher Pa‐ nik führte. Der Tenente der Kgl. Carabinieri, Ilario Lanza‐ Scocca, der gemeinsam mit seinem Untergebenen Licalzi zufällig in der Nähe vorbei‐ ging, lief unverzüglich zum Ort des Geschehens.
      Die Explosion hatte sich im Holzlager von Signor Genu‐ ardi Filippo ereignet, das sich an der Nr. 22 der genannten Straße befindet. Dem Tenente und seinem Untergebenen, welche durch das von der Explosion aus den Angeln gerissene Tor ins Lager einge‐ drungen waren, bot sich ein schauriges Bild: Unter den Trümmern lagen die fürchter‐ lich zugerichteten Körper des Genuardi und seines Schwie‐ gervaters, Schilirò Emanuele,
    60 Jahre, eines bekannten und hochgeschätzten Kaufmannes dieser kleinen Stadt.
      Über die Ursache dieser Tragödie gibt es keinerlei Zweifel: Es handelt sich um eine Bombe von mittlerer Sprengkraft, die zufällig exp‐ lodierte, als der nämliche Ge‐ nuardi sie zusammenbastelte (in der Nähe seiner Leiche wurden nicht explodierte Pat‐ ronen und Zündschnüre für den Bau anderer Sprengkör‐ per gefunden).
      Die sich spontan stellende Frage ist: Hat sich der Schwiegervater, Schilirò Emanuele, nur zufällig in dem Holzlager befunden, oder war er ein Komplize des Genu‐ ardi, welcher seit langem schon vom Kommando der Kgl. Carabinieri in Vigàta als gefährlicher Subversiver ver‐ dächtigt wurde?
      Wir erinnern noch einmal daran, daß der Genuardi, vor einiger Zeit in eine obskure Verletzung in Palermo verwi‐ ckelt, zuvor bereits von zwei Haftbefehlen wegen subversi‐ ver Thätigkeiten verfolgt worden war, doch eigen‐ thümlicherweise immer frei‐ gesprochen
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