Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
Vom Netzwerk:
bestanden. Dennoch hatte ihn alles Flehen seitens Mrs. Ransomes nicht davon abhalten können, heroisch zur Arbeit zu gehen; und seine Frau wußte selbst unter diesen noch nie dagewesenen Umständen instinktiv, daß es ihre Rolle war, großes Aufhebens um seine selbstlose Hingabe zu machen.
     Doch als er weg war und die Wohnung so leer, vermißte Mrs. Ransome ihn ein bißchen, als sie von einem hallenden Zimmer ins andere wanderte, unsicher, womit sie zuerst anfangen sollte. Sie beschloß, eine Liste anzufertigen, hatte in diesem Augenblick aber vergessen, daß sie nichts hatte, womit sie eine Liste schreiben konnte, und nichts, auf das sie sie schreiben konnte. Das bedeutete einen Besuch im Zeitungsladen zum Kauf eines Blocks und eines Bleistifts. Als sie dort war, stellte sie fest, daß nebenan ein Café war; das war ihr vorher nie aufgefallen. Anscheinend servierte man dort ein warmes Frühstück, und auch wenn sie sich in ihrer Operngarderobe zwischen den Taxifahrern und Fahrradkurieren, die den größten Teil der Kundschaft ausmachten, ein wenig fehl am Platze fühlte, nahm niemand besonders Notiz von ihr. Die Kellnerin nannte sie sogar ›Schatz‹ und offerierte ihr ein Exemplar des Daily Mirror, während sie auf Schinken, Eier, Baked Beans und Toast wartete. Der Mirror war nicht ihre gewohnte Zeitungslektüre, doch Schinken, Eier, Baked Beans und Toast waren auch nicht ihr gewohntes Frühstück. Schließlich gewann sie solches Interesse an den Geschichten über die königliche Familie und deren Ausrutscher, daß sie die Zeitung gegen eine Saucenflasche lehnte, um gleichzeitig essen und lesen zu können und vollkommen vergaß, daß sie eigentlich in dieses Café gekommen war, um sich eine Liste zu machen.
     Ohne diese Liste waren ihre Einkäufe ziemlich planlos. Zuerst ging sie zu Boots und kaufte einige Rollen Toilettenpapier und einige Pappteller und -becher, vergaß aber die Seife. Und als ihr die Seife wieder einfiel und sie zurückging, vergaß sie die Teebeutel, und als sie sich an die Teebeutel erinnerte, vergaß sie das Küchenpapier, bis sie allmählich davon erschöpft war, sich immer wieder bis halbwegs zu ihrer Wohnung zu schleppen und dann wieder umkehren zu müssen.
     Es war auf dem dritten dieser zunehmend enervierenden Wege (diesmal hatte sie das Plastikbesteck vergessen), daß Mrs. Ransome sich zu Mr. Anwar hineinwagte. Sie ging häufig an seinem Laden vorbei, da er auf halbem Weg lag zwischen ihrer Wohnung und der St. John's Wood High Street; sie erinnerte sich sogar an seine Eröffnung und an das kleine Textil- und Babystrickwarengeschäft, das er ersetzt hatte und dessen treue Kundin sie gewesen war. Es war von einer Miss Dorsey geführt worden, der sie im Lauf der Jahre gelegentlich ein Deckchen oder eine Rolle Garn abgekauft hatte, und, wesentlich regelmäßiger, schlichte braune Papierpackungen mit etwas, was man ›Binden‹ nannte. Die Schließung dieses Geschäfts in den späten Sechzigern hatte Mrs. Ransome ängstlich und schutzlos zurückgelassen. So war es eine echte Überraschung, als sie sich in die Drogeriekette Timothy Whites hineinwagte und feststellte, daß die Technologie in diesem intimen Bereich in letzter Zeit große Fortschritte gemacht hatte, von denen Miss Dorseys altmodische Bestände, deren beinahe letzte Käuferin einer schrumpfenden Kundschaft Mrs. Ransome gewesen war, nichts ahnen ließen. Sie war altmodisch, das wußte sie, doch auch Snobismus hatte eine Rolle gespielt, denn Mrs. Ransome fand es irgendwie stilvoller, das Erforderliche mit einem geduldig leidenden Lächeln seitens Miss Dorseys (›Unser Kreuz‹, sagte es) wortlos über die Theke gereicht zu bekommen, als es von irgendwelchen zusammengewürfelten Regalbeständen bei Timothy Whites zu nehmen. Doch es dauerte nicht lange, und Timothy Whites ging den gleichen Weg wie Miss Dorsey und wurde von Boots verschluckt. Doch auch Boots war ihrem Gefühl nach eine Stufe besser als die nächste Drogerie, Superdrug, die ganz und gar nicht stilvoll aussah.
     Nach der Schließung von Miss Dorseys Laden (sie wurde eines Nachmittags über der Theke liegend gefunden – sie hatte einen Schlaganfall gehabt) stand das Geschäft kurze Zeit leer, bis Mrs. Ransome eines Morgens auf dem Weg zur High Street sah, daß der Laden von einem asiatischen Lebensmittelgeschäft übernommen worden war und daß der Gehweg vor dem Fenster, wo früher allenfalls gelegentlich einmal ein Kinderwagen gestanden hatte, nun mit Kisten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher