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Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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hinzu.«
     Er hatte bei der Arbeit genug zu ertragen von »dieser schlampigen Redeweise«, wie er es nannte, und das Geringste, was er zu Hause erwarten durfte, war korrektes Englisch. Aus diesem Grund neigte Mrs. Ransome, die schon normalerweise sehr wenig sagte, dazu, sogar noch weniger zu sagen.
     Als die Ransomes in Naseby Mansions eingezogen waren, hatte sich das Haus mit einem Majordomus in einer pflaumenfarbenen Uniform, passend zur Farbe des Hauses, gebrüstet. Er war eines Nachmittags im Jahre 1982 verstorben, während er für Mrs. Brasbourne aus dem zweiten Stock ein Taxi herbeigewinkt hatte. Sie hatte daraufhin verzichtet, damit er ins Krankenhaus gefahren werden konnte. Keiner seiner Nachfolger hatte je denselben Diensteifer oder Stolz auf seine Uniform an den Tag gelegt, und mit der Zeit war die Funktion des Majordomus mit der des Hausmeisters verschmolzen, der nie an der Tür anzutreffen war und auch selten anderswo, da er sich in einem heißen Kellerraum hinter dem Heizkessel zu verschanzen pflegte. Dort verschlief er den größten Teil des Tages in einem Lehnsessel, den einer der Mieter hinausgeworfen hatte.
     In der fraglichen Nacht schlief der Hausmeister, wenn auch, was für ihn ungewöhnlich war, nicht in seinem Lehnsessel, sondern im Theater. Auf der Suche nach einem Mädchen mit mehr Klasse hatte er sich entschlossen, einen Kurs der Erwachsenenbildung zu besuchen und sich für den Englischkurs entschieden; wenn möglich, so hatte er dem Dozenten mitgeteilt, wollte er ein richtiger Bücherwurm werden. Der Dozent hatte einige aufregende, wenn auch nicht besonders klar formulierte Ideen über Kunst und den Arbeitsplatz. Als er erfuhr, daß er es mit einem Hausmeister zu tun hatte, besorgte er ihm Karten für das Stück selben Namens, denn er glaubte, die sich daraus ergebenden Einsichten würden sich stimulierend auf die Interaktion in der Gruppe auswirken. Der Hausmeister fand den Abend nicht befriedigender als die Ransomes Cosi, und die Einsichten, die er gewann, blieben begrenzt: »Was die Hausmeister arbeit betrifft«, berichtete er dem Kurs, »war es Quatsch.« Der Dozent tröstete sich mit der Hoffnung, daß sich an diesem Abend ohne Wissen des Hausmeisters Türen geöffnet haben mochten. Darin hatte er recht: Die fraglichen Türen gehörten zur Wohnung der Ransomes.
     Die Polizei kam irgendwann vorbei; doch dazu war mehr erforderlich, als nur nach dem Telefon zu greifen. Das hatten sowieso schon die Diebe übernommen, sie hatten sogar nach sämtlichen drei Telefonen gegriffen. Sie hatten den Draht bündig mit der Fußbodenleiste abgeschnitten, so daß sich Mr. Ransome, nachdem aus der gegenüberliegenden Wohnung keine Antwort kam. ›Wahrscheinlich im Appartement in Portugal‹, bemerkte Mr. Ransome, ›oder bei einem Big-Band-Konzert.‹
    »Kein Spaß«, wie er zu Mrs. Ransome sagte, seit Telefonzellen heutzutage überdies als öffentliche Bedürfnisanstalten benutzt wurden. Die beiden ersten, bei denen es Mr. Ransome versuchte, waren sogar ausschließlich Urinale, das Telefon war schon vor langer Zeit herausgerissen worden. Ein Handy wäre natürlich die Antwort gewesen, doch Mr. Ransome hatte sich dieser Neuerung widersetzt (›Verrät einen Mangel an Organisation‹), so wie er sich den meisten Neuerungen widersetzte, mit Ausnahme derer auf dem Gebiet der stereophonen Wiedergabe.
     Er wanderte weiter durch verlassene Straßen und fragte sich, wie andere Leute zurechtkamen. Die Pubs waren geschlossen, einzig ein Waschsalon mit einem Münztelefon im Fenster hatte geöffnet. Dies empfand Mr. Ransome als Glücksfall; da er noch nie Grund gehabt hatte, eine solche Einrichtung zu benutzen, war ihm nicht in den Sinn gekommen, daß ein Ort, an dem man Wäsche wusch, über so etwas verfügen könnte; doch als Neuling in einem Waschsalon war er sich auch nicht sicher, ob es jemandem, der nicht tatsächlich hier seine Wäsche wusch, erlaubt war, diesen Vorteil wahrzunehmen. Das Telefon wurde gegenwärtig jedoch von der einzigen Person benutzt, die an diesem Ort anwesend war, einer alten Dame in zwei Mänteln, die ihre Kleidung offensichtlich seit einiger Zeit nicht mehr gewaschen hatte; deshalb faßte Mr. Ransome Mut.
     Sie stand da, den Hörer an ihr schmutziges Ohr gepreßt, ohne etwas zu sagen, doch auch ohne wirklich zuzuhören.
     »Könnten Sie sich bitte beeilen«, sagte Mr. Ransome, »dies ist ein Notfall.«
     »Dies auch, mein Lieber«, entgegnete die Frau, »ich rufe in Padstow an,
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