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Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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danach, sie im Arm zu halten und über irgendetwas zu sprechen – nur nicht über diesen Fall.
    »Gute Nacht«, sagte ich schließlich. »Geh auch schlafen.«
    »Nacht, Alex.« Ich vermisse dich, fügte sie stumm, nur mit
    den Lippen hinzu.
    »Sei vorsichtig«, sagte ich. »Pass auf dem Heimweg auf.«
    »Das tue ich immer. Pass du lieber auf.«
    Irgendwie gelangte ich nach Hause und nach oben ins Bett. Ich hatte zu lange und zu hart gearbeitet. Vielleicht brauchte ich es, dass ich den Dienst quittierte. Ich knallte mich aufs Kopfkissen. Gegen zwanzig nach zwei wachte ich auf. Im Schlaf hatte ich mich mit Frederic Szabo unterhalten. Dann mit einem der anderen Ermittler. Mann, o Mann!
    Es war eine selten üble Zeit, um wach zu sein. Für gewöhnlich erinnere ich mich nicht an meine Träume, was wohl bedeutet, dass ich sie verdränge – aber diesmal erwachte ich mit einem deutlichen und sehr beunruhigenden Bild der letzten Minuten.
    Der Bankräuber Tony Brophy hatte seine Begegnung mit dem Superhirn genau geschildert: wie er vor grellen Lampen gesessen hatte und nur die Silhouette des Mannes ausmachen konnte. Die Silhouette, die er beschrieben hatte, glich nicht der Kopfform Frederic Szabos. Nicht einmal annähernd. Er hatte von einer großen Hakennase und großen Ohren gesprochen. Die Ohren hatte er mehrfach erwähnt. Segelohren. So, als würden bei einem Auto die Türen offen stehen. Szabo hatte kleine Ohren und eine regelmäßige Nase.
    Aber plötzlich fiel mir jemand anderes ein! Herrgott! Ich schwang mich aus dem Bett und trat ans Fenster, starrte hinaus, bis mein Kopf klarer und meine Gedanken konzentrierter waren. Dann rief ich Betsey an.
    Sie meldete sich nach dem zweiten Klingeln. Ihre Stimme klang leise, wie ersticktes Stöhnen.
    »Ich bin's, Alex. Tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe. Aber ich glaube, ich weiß jetzt, wer das Superhirn ist.«
    »Ist es ein Albtraum?«, fragte sie.
    »O ja, unbestreitbar«, erklärte ich. »Das ist unser schlimmster Albtraum.«
     
    E s gab zwei Superhirne! Anfangs klang das verrückt, aber dann war ich beinahe sicher, dass es die Antwort auf sehr viele Fragen war, die uns im Laufe der Ermittlung so sinnlos erschienen waren.
    Szabo war das »Superhirn«, aber man hatte ihm diesen Namen im Scherz verliehen, weil er zu penibel, zu perfekt war. Es gab aber noch jemand anderen. Ein zweites Superhirn. Diese Person war für seine Umgebung alles andere als ein Scherz – er hatte keine Kumpel. Er schrieb auch keine Hassbriefe aus einem Zimmer in einem Veteranenkrankenhaus.
    Ich benötigte etliche Minuten, um Betsey zu überzeugen, dass ich Recht haben könnte. Danach riefen wir Kyle Craig in Quantico an. Da wir zwei gegen einen waren, gelang es uns schließlich, Kyle zu überreden, uns grünes Licht zu geben, um in eine neue und völlig hirnrissige Richtung zu marschieren.
    Um elf Uhr morgens bestieg ich mit Betsey auf dem Bolling Field ein Flugzeug. Bis vor wenigen Wochen war ich noch nie auf dem Bolling Field gewesen, aber in letzter Zeit schien ich öfter von dort abzufliegen als vom National-Flughafen, der jetzt nach Ronald Reagan benannt ist.
    Kurz nach eins landeten wir auf dem Palm Beach International Airport im südlichen Florida. Die Außentemperatur betrug fünfunddreißig Grad – und das bei teuflisch hoher Luftfeuchtigkeit. Mir war die Hitze egal. Ich war aufgeregt und auf Hochtouren, weil wir das Puzzle jetzt vielleicht lösen würden. FBI-Agenten holten uns ab, doch Betsey führte das Kommando, selbst hier in Florida. Die örtlichen Agenten fugten sich ihren Wünschen.
    Sobald wir den kleinen, aber sehr gut geführten Flughafen verlassen hatten, fuhren wir auf die I-95 North. Nach ungefähr zehn Meilen bogen wir nach Osten ab, Richtung Meer und Singer Island. Die Sonne sah auf dem strahlend blauen Himmel aus wie ein gelber Zitronendrops.
    Auf dem Flug hatte ich Zeit, mir meine Theorie über die zwei Superhirne durch den Kopf gehen zu lassen. Je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer wurde ich, dass wir endlich auf der richtigen Spur waren. Immer wieder stand mir ein ganz deutliches Bild vor Augen.
    Es war das Foto des Therapeuten Dr. Bernard Francis. Das Foto war an Francis' Personalakte angeheftet. Zwei weitere Fotos hingen an den Wänden in Dr. Cioffis Büro. Ich hatte sie dort gesehen, als ich ihn befragt hatte. Bernard Francis war groß, mit beginnender Glatze, breiter Stirn und Hakennase. Außerdem hatte er große Ohren, richtige Segelohren. Wie ein
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