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Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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prompt erwiderte: «Ich darf das doch hoffentlich als Einladung verstehen? Hyde House? Ist das nicht der große neue Block in Park Lane? Ich habe gehört, die Ausstattung dort ist das reinste Wunder an Komfort.»
    «Es ist absolut traumhaft», bestätigte Mrs. Harwell.
    «Wir sind hingerissen. Geräumige Zimmer, und stellen Sie sich vor, wir brauchen keine Küche – wir können im Restaurant im ersten Stock essen, oder wir lassen uns das Essen hochschicken. Nie wieder Ärger mit dem Personal, denn der ganze Service ist inklusive. Die Heizung ist elektrisch. Es ist wie im Hotel, nur daß wir unsere eigenen Möbel haben. Wir haben sehr viel aus Chrom und Glas und wunderschöne moderne Vorhänge, von Ben Nicholson, und ein paar Susie CooperVasen. Die Hausverwaltung füllt sogar unseren Barschrank auf – nicht daß der sehr groß wäre, aber es ist ein ganz entzückendes Stück, Nußbaum, mit eingebautem Radioapparat und einem kleinen Bücherregal an der Seite.»
    Monsieur Daumier sah Wimsey zum ersten Mal seiner Frau einen Blick zuwerfen. Wie sich herausstellte, waren seine Augen, wenn er sie einmal ganz aufmachte, von einem klaren Grau. Obwohl sich kein einziger Muskel im Gesicht Seiner Lordschaft bewegte, war sich der Beobachter eines stillen amüsierten Einverständnisses zwischen den beiden bewußt.
    «Und bei allen Wunderwerken der Technik, die ihm zur Verfügung stehen könnten», kommentierte Mr. Delagardie, «läßt mein von allen guten Geistern verlassener Neffe sein unglückliches Weib in einem vorsintflutlichen und, wie ich stark annehme, von Ratten heimgesuchten georgianischen Herrenhaus wohnen, ganze fünf Stockwerke hoch, das noch nicht einmal einen Aufzug hat. Alles die reine Selbstsucht und eine schwere Herausforderung für Leute, die langsam auf die mittleren Jahre zugehen. Meine liebe Harriet, wenn du nicht eine Menge Alpinisten zu deinen Bekannten zählst, wird euch wohl außer extrem jungen und energiegeladenen Leuten überhaupt niemand besuchen.»
    «Dann wirst du sicher der häufigste Gast in unserem Hause sein, Onkel Paul.»
    «Ich danke dir, meine Liebe, doch meine Jugend, ach! zeigt sich wohl nur im Herzen.»
    Laurence Harwell, dessen Ungeduld sichtlich zugenommen hatte, meldete sich nun auch zu Wort: «Darling, wenn wir uns jetzt nicht verabschieden, kommen wir noch zu spät.»
    «Ja, natürlich. Es tut mir wirklich leid. Wir wollen uns das neue Stück im Grand Guignol ansehen. Ein haarsträubender Einakter über eine Frau, die ihren Geliebten umbringt.»
    Monsieur Daumier hielt diese Ankündigung für unpassend.
    Wimsey erwiderte unbeeindruckt: «Wir dagegen wollen unseren Verstand in der Comédie üben.»
    «Und wir», sagte Mr. Delagardie und erhob sich von seinem Platz, «wir werden unsere Lebensgeister in den Folies-Bergère wecken. Du meinst sicher, in meinem Alter müßte ich es besser wissen.»
    «Im Gegenteil, Onkel Pandarus, du weißt schon viel zuviel.»

    Die Harwells belegten das erste Taxi, das in Reichweite kam, und fuhren in Richtung Boulevard de Clichy davon.
    Als die anderen vier noch einige Minuten auf der Eingangstreppe des Hotels warteten, hörte Monsieur Daumier, wie Lady Peter zu ihrem Gatten bemerkte: «Ich habe noch nie jemanden mit so viel Liebreiz wie Mrs. Harwell getroffen, glaube ich.»
    Worauf er wissend erwiderte: «Nein? Ich schon. Aber höchstens zweimal.»
    Eine Antwort, wie Monsieur Daumier fand, die zu allerlei Mutmaßungen Anlaß geben sollte.
    «Natürlich», sagte Peter mit einem Anflug von Gereiztheit, «müssen wir Onkel Pandarus über den Weg laufen.»
    «Ich mag ihn», meinte Harriet.
    «Ich auch – aber nicht, wenn ich mir vorkomme wie die Larve einer Köcherfliege, die aus ihrem Gehäuse gezerrt wird. Er hat Augen wie Nadeln, das ganze Abendessen über habe ich gemerkt, wie sie uns durchbohrt haben.»
    «Tief können sie bei dir nicht gekommen sein, du warst der formvollendete Granitblock.»
    «Das glaube ich gerne. Aber weswegen sollt' ein Mann mit warmem Blut erstarr'n unter dem Blick der Großahns zu Alabaster, nur weil der Onkel seine Nase überall hineinstecken muß? Aber egal. Mit dir kann ich frei atmen und die Überreste meines Verstands darauf verwenden, mein Gehäuse wiederherzustellen.»
    «Nein, Peter.»
    «Nein? Harriet, du hast keine Ahnung, wie nackt sich so ein armer Wurm ohne Hülse fühlt … Worüber lachst du?»
    «Ich muß an ein eigenartiges Kirchenlied denken, in dem es heißt: ‹Ein schwacher Wurm, von Angst erfüllt, an
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