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Untitled

Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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deine Brust ich flieh.›»
    «Nicht zu fassen. Aber komm, gib mir deine Hand. Schlangen am Busen nähren ist töricht, Würmer dagegen göttlich … Später dann, Aphrodite – merde ! Ich vergesse immer wieder, daß ich ein verheirateter Mann bin und du meine Ehefrau, die ich ins Theater führe. Also schön, meine Liebe, und was hältst du von Paris?»
    «Notre-Dame ist prachtvoll, und die Geschäfte sind teuer und sehr edel, aber die Taxis fahren viel zu schnell.»
    «Ich bin geneigt, dir hierin zuzustimmen», sagte Seine Lordschaft, als der Wagen unerwartet rasch vor den Türen der Comédie Française hielt.
    «Hat es dir gefallen, Darling?»
    «Ich fand es wunderbar. Und du?»
    «Ich weiß nicht», sagte Harwell unbehaglich. «Ganz schön gewalttätig, findest du nicht? Es ist natürlich der Schockeffekt, auf den das Ganze hin angelegt ist, aber es sollte schließlich Grenzen geben. Diese Würgeszene …»
    «Schrecklich aufregend, nicht wahr?»
    «Ja, wie sie einen fesseln können, das wissen sie genau. Aber trotzdem finde ich diese Form der Spannung irgendwie grausam.» Seine Gedanken waren einen Moment lang bei dem Londoner Intendanten, der auf seine Unterstützung hoffte, sofern sich ein passendes Stück finden ließ. «Für das West End müßte man es wohl ein wenig überarbeiten. Es ist intelligent und unterhaltsam, aber es ist wirklich grausam.»
    «Leidenschaft ist nun einmal grausam, Laurence.»
    «Bei Gott, mir muß das keiner sagen.»
    Sie bewegte sich leicht im Halbdunkel, und der Duft von zer
    drückten Blüten stieg ihm in die Nase. Als sie ihm den Kopf zuwandte, dessen Silhouette sich gegen die vorbeifliegenden Lichter des Boulevards abzeichnete, als sie sich mit ihrem Körper an den seinen preßte, da wurde ihm klar, daß das gottverdammte Theaterstück ihm aus irgendeinem Grund die Trumpfkarte zugespielt hatte. Das war es, was einen verrückt machte, was einen in diesen Rausch versetzte, was sich einem immer wieder entzog: Man konnte nie wissen, woran es lag. «Rosamund! Was hast du gesagt, Darling?»
    «Ich habe gefragt, ob sie es nicht auch wert ist.»
    « Wert ist …?»

    Mr. Paul Delagardie deponierte vorsichtig sein Gebiß in einem Glas mit Desinfektionslösung und summte eine kleine Melodie vor sich hin. Also wirklich, es gab keinerlei Anlaß für so eine Äußerung wie die von Maudricourt – er hatte den alten Narren im Foyer getroffen –, daß die Beine auch nicht mehr das seien, was sie früher einmal waren. Beine – und Brüste, wo wir schon dabei sind – hatten sich im Gegenteil seit seiner Jugendzeit sehr zum Vorteil verändert; zumindest war jetzt wesentlich mehr davon zu sehen. Maudricourt wurde langsam senil; die natürliche Folge, wenn man in seinen Sechzigern häuslich wurde und die Frauen aufgab. So etwas mußte ja zwangsläufig zu Drüsenatrophie und Arterienverkalkung führen. Mr. Delagardie zog den Gürtel seines Morgenrocks fester und faßte den Entschluß, auf jeden Fall morgen bei Joséphine vorbeizuschauen. Sie war ein braves Mädchen und, so glaubte er, hatte ihn tatsächlich gern.
    Er zog die Vorhänge zurück und blickte nach hinten hinaus in den Garten dieses großartigen Hotels. In vielen Fenstern brannte noch Licht, bei anderen war es bereits gelöscht. Während er hinsah, verschwand sogar noch eins, dann zwei und drei dieser leuchtenden Rechtecke in der Dunkelheit, wenn die Gäste, abrupt in Diskretion gehüllt, ihren Kissen zustrebten, um Trost zu suchen und gegebenenfalls auch zu finden. Oben am Januarhimmel flammten kalte Feuer, die keiner löschen würde. Mr. Delagar die fühlte sich so jung und beschwingt, daß er die Balkontür öffnete und sich hinauswagte, um einen besseren Blick auf Kassiopeias Stuhl zu haben, mit dem er eine sentimentale Erinnerung der angenehmen Sorte verband. Hieß sie Phyllis, oder war es Suzanne gewesen? Beim Namen war er sich nicht sicher, doch an das Ereignis erinnerte er sich nur zu gut. Und das Sternbild hatte mit den Jahren keineswegs etwas von seinem Glanz eingebüßt, ebensowenig wie die vom alten Maudricourt verleumdeten Beine.
    Von einem der dunklen Fenster über Eck wehte das leise Lachen einer Frau herüber. Es plätscherte sanft die Tonleiter hinunter und endete in einem schnellen, erwartungsvollen Seufzer. Als Gentleman trat Mr. Delagardie eilig vom Balkon und schloß die Tür. Außerdem wollte er auch gar nicht mehr hören.
    Es war schon einige Zeit her, daß sie so in seinen Armen gelacht hatten. Phyllis, Suzanne:
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