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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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stürzte die Böschung hinunter. Sie stand wieder auf, wankte weiter auf die Wiese, auf der weiße Nebel wallten. Grillen zirpten gedankenlos, und ein Käuzchen
      (Käuzchen jemand stirbt)
      rief in die große Stille des Morgens hinein.
      Sie begann zu rennen, ihr Atem ging schwer, sie rannte vor Tommy weg, vor den Feuersbrünsten und den Explosionen, weg von Carrie, aber vor allem vor dem Grauen. Dieser letzte Gedanke verschwand rasch im schwarzen Tunnel der Ewigkeit, gefolgt von dem leeren, idiotischen Dröhnen nüchterner Elektrospannung. Zögernd verblaßten die Bilder und hinterließen eine wohltuende, kühle Dunkelheit ohne Wissen. Sue wurde langsamer, blieb stehen und merkte, daß irgend etwas geschah. Sie stand inmitten der großen, von Nebel eingehüllten Wiese und wartete auf das Ereignis.
      Ihr rascher Atem beruhigte sich, wurde langsamer, stockte plötzlich —
    Und befreite sich in einem fürchterlichen, heulenden Schrei.
      Als sie spürte, wie warmes Menstruationsblut an ihren Schenkeln hinabfloß.

    Epilog

    TRÜMMER

    WESTOVER MERCY HOSPITAL / TOTENSCHEIN

    Name White Carietta N.

    Adresse 47 Carlin Street
    von

    (Nachname) (Vorname) (Mitteln.)

    Chamberlain, Maine 02259

    Notaufnahmezimmer keines________ Ambulanz Erfolgte Behandlung keine________ Zeitpunkt des Todes
    28. Mai 1979 — ca. 8.00 Uhr

    Todesursache
    Verbluten, Schock Herzversagen
    und/oder Herzthrombose (möglicherweise)

    Identifiziert durch
    Susan D. Snell
    19 Back Chamberlain Road Chamberlain, Maine 02249

    Nächste Anverwandte keine__________ Leichnam freigegeben an
                                       Bundesstaat Maine Diensthabender Arzt __________ Pathologe __________

    Fernschreibermeldung der Nationalen AP, Freitag, 5. Juni 1979: CHAMBERLAIN, MAINE (AP)
    VON OFFIZIELLER STELLE VERLAUTET, DASS SICH DIE GESAMTZAHL DER TOTEN IN CHAMBERLAIN AUF 409 BELÄUFT. 49 PERSONEN WERDEN NOCH VERMISST. UNTERSUCHUNGEN BETR. CARIETTA WHITE UND DAS PHÄNOMEN ›TK‹ SIND IM GANGE. GERÜCHTE SIND IM UMLAUF, DASS EINE AUTOPSIE DES WHITE-MÄDCHENS GEWISSE DEFORMATIONEN IM GROSS- UND KLEINHIRN ERKENNEN LIESS. DER GOUVERNEUR DIESES STAATES HAT EINE KOMMISSION ANGEKÜNDIGT, DIE STUDIEN ÜBER DIE GANZE TRAGÖDIE VORNEHMEN SOLL. ENDE.
    5. JUNI 0303 N AP

    Aus: The Lewiston Daily Sun, Sonntag, 7. September (S. 3):

    Das Vermächtnis der Telekinese Versengte Erde und versengte Herzen

    CHAMBERLAIN. Die Ballnacht ist jetzt Geschichte. Die Gelehrten behaupten seit Jahrhunderten, daß die Zeit Wunden heilt, aber die Wunde dieser kleinen Stadt in Maine könnte tödlich sein. Das Villenviertel der East Side ist noch wie früher, bewacht von majestätischen Eichen, die seit zweihundert Jahren dort stehen. Die schmucken Häuser in der Morin Street und am Brickyard Hill sind noch immer ansehnlich und vollkommen unbeschädigt. Aber diese neuenglische Idylle befindet sich am Rand eines verkohlten und zertrümmerten Zentrums, und vor vielen der hübschen Häuser stehen Schilder mit der Aufschrift ZU VERKAUFEN. Jene, die noch bewohnt sind, sind dadurch gekennzeichnet, daß an den Eingangstüren schwarze Kränze hängen. Die orangefarbenen und grellgelben Möbelwagen der Speditionsfirmen sind in jenen Tagen ein bekannter Anblick in Chamberlain.
      Der Hauptindustriebetrieb der Stadt, die Chamberlain Weberei, steht noch, verschont vom Feuer, das über einem Großteil der Stadt an jenen zwei Tagen im Mai gewütet hat. Aber seit dem 4. Juni wird nur in einer Schicht gearbeitet, und nach Aussage von William A. Chamblis, dem Präsidenten der Weberei und Spinnerei, werden in Zukunft weitere Feierschichten nötig und unvermeidlich sein. »Wir haben Aufträge«, sagt Chamblis, »aber man kann keine Weberei führen ohne Arbeiter. Wir haben sie nicht. Ich habe seit dem 15. August Kündigungen von vierunddreißig Männern erhalten. Uns bleibt jetzt nichts anderes übrig, als die Färberei zu schließen und die Arbeit nach auswärts zu vergeben. Wir verlieren die Männer nur ungern, aber hier handelt es sich um ein Problem der finanziellen Überlebens-Chancen.«
      Roger Fearon hat seit zweiundzwanzig Jahren in Chamberlain gelebt, und davon hat er achtzehn Jahre in der Weberei verbracht. Während dieser Zeit hat er sich vom Hilfsarbeiter mit einem Stundenlohn von dreiundsiebzig Cents zum Vorarbeiter in der Färberei emporgearbeitet. Trotzdem läßt es ihn offenbar ziemlich kalt, daß er möglicherweise seinen Job verliert. »Ich
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