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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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hatte meine Mutter Dutzende Male auf die Schau angesprochen, die ich in unserem Garten abzog. Nun, mein Badeanzug war vollkommen in Ordnung — nach heutigen Begriffen sogar prüde — nichts weiter als ein einteiliger Jantzen. Mrs. White lamentierte dauernd, was für ein Skandal das für ihr Baby sei. Meine Mutter... nun, sie hat versucht, höflich zu sein, aber sie ist nun mal temperamentvoll. Ich weiß nicht, was Margaret White zu ihr gesagt hat, jedenfalls platzte ihr der Kragen — wahrscheinlich hat sie mich die Hure von Babylon genannt —, aber meine Mutter erklärte ihr, unser Garten sei unser Garten und ich könnte nackt Hula-Hula tanzen, wenn es mir Spaß machte. Sie sagte ihr auch, sie sei eine alte Schlampe und hätte Würmer statt ‘nem Hirn im Kopf. Es wurde noch eine Menge hin und her geschrien, aber das war wohl der Gipfel.
      Ich wollte mit dem Sonnenbaden aufhören. Ich hasse Schwierigkeiten. Die schlagen mir immer auf den Magen. Aber Mom — wenn die sich was in den Kopf, gesetzt hat, wird sie zur Furie. Sie kam von Jordan Marsh mit einem winzigen weißen Bikini nach Hause. Sagte mir, ich sollte so viel Sonne bekommen, wie ich nur könnte. Schließlich, hat sie gesagt, ist unser eigener Garten unsere Privatsache.‹ Stella Horan lächelt ein bißchen bei der Erinnerung daran und drückt ihre Zigarette aus.
      ›Ich hab versucht, mit ihr zu reden, sagte, daß ich keinen Streit mehr wollte, daß ich keine Lust hätte, der Spielball ihres Hintertreppenkrachs zu sein. War vollkommen sinnlos. Wenn meiner Mom was im Kopf herumspukt, dann kann man sie ebensowenig aufhalten wie einen Traktor, der ohne Bremsen einen Berg runterrast. Aber ich hatte Angst vor den Whites. Mit echten religiösen Fanatikern ist nicht zu spaßen. Sicher, Ralph war tot, aber was, wenn Margaret den 38er noch immer hatte?
      Aber eines Samstagnachmittags lag ich auf einem Handtuch in unserem Garten, mit Sonnenmilch eingeschmiert, und hörte mir Top Forty im Radio an. Mom haßte das Zeugs, und für gewöhnlich schrie sie mindestens zweimal nach draußen, ich soll abdrehen, bevor sie verrückt wird. Aber an diesem Tag drehte sie selbst zweimal an. Ich fing an, mich langsam wirklich wie die Hure von Babylon zu fühlen.
      Aber niemand kam aus dem White-Haus raus. Nicht mal die alte Dame, um ihre Wäsche aufzuhängen. Das ist auch so etwas — sie hat niemals irgendwelche Unterwäsche auf die Leine gehängt. Nicht einmal die von Carrie, und die war damals erst drei. Immer drinnen im Haus.
      Ich entspannte mich allmählich. Ich dachte, Margaret habe Carrie in den Park geführt, um Gott in der freien Natur zu preisen oder so was. Jedenfalls rollte ich mich nach einer Weile auf den Rücken, legte einen Arm über die Augen und döste vor mich hin.
      Als ich aufwachte, stand Carrie neben mir und sah mich an.‹ Sie bricht ab, blickt ins Leere. Draußen zischen ununterbrochen die Autos vorüber. Ich kann das ständige, leise Surren meines Aufnahmegeräts hören. Aber es kommt mir alles ein bißchen zu spröde, zu glatt vor, wie billige Patina über einer düsteren Welt — einer Welt, in der Alpträume ihren Platz haben.
      ›Sie war ein hübsches Mädchen‹, erzählt Stella Horan und zündet sich eine weitere Zigarette an. ›Ich hab ein paar Bilder von ihr aus der High School gesehen und dieses schreckliche Schwarzweißfoto in Newsweek. Ich seh sie an, und ich kann nur denken, guter Gott, was ist nur mit ihr geschehen? Was hat diese Frau ihr angetan? Dann fühle ich mich ganz krank und traurig. Sie war so hübsch, mit rosigen Wangen und strahlenden braunen Augen, und ihr Haar so eine Art Blond, wissen Sie, das denn dunkler und mausfarben wird. Süß ist das einzig passende Wort, süß und strahlend unschuldig. Die Krankheit ihrer Mutter hatte sie nicht tief betroffen, damals noch nicht.
      Ich schreckte hoch und versuchte zu lächeln. Ich wußte nicht recht, was ich tun sollte. Ich war benommen von der Sonne, und meine Gedanken arbeiteten langsam und träge. Ich sagte: Hallo. Sie trug ein kleines gelbes Kleidchen, recht nett, aber viel zu lang für ein kleines Mädchen im Sommer. Es reichte ihr bis auf die Schienbeine.
      Sie lächelte nicht zurück. Sie deutete nur auf mich und sagte: Was ist das?
      Ich blickte an mir hinunter und merkte, daß mein Oberteil während des Schlafens verrutscht war. Ich rückte es zurecht und sagte: Das sind meine Brüste, Carrie.
      Da sagte sie — ganz ernst: Ich will auch welche.
      Ich
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