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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: Unknown Author
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ob sie nicht zu hoch liegt.
      ›Meine Mutter braute uns schottischen Tee, stark, mit Milch, so wie sie ihn zu machen pflegte, wenn ich vom Fahrrad gefallen war. Er war scheußlich, aber wir tranken ihn trotzdem und saßen einander in der Küche gegenüber. Sie hatte irgendein altes Hauskleid an, und ich trug meinen Hure-von-BabylonBikini. Ich hätte am liebsten geheult, aber es war zu wirklich, um zu heulen, nicht wie im Kino. Einmal, als ich in New York war, sah ich einen alten Trunkenbold, der ein kleines Mädchen in einem blauen Kleid an der Hand führte. Das Mädchen hatte Nasenbluten vom Heulen. Der Alte hatte einen Kropf, und sein Hals sah aus wie ein Schlauch. Mitten auf seiner Stirn prangte eine rote Beule. Alle gingen an ihm vorüber, niemand kümmerte sich um die beiden. Auch das war Wirklichkeit.
      Ich wollte das meiner Mutter erzählen, und ich hatte gerade den Mund aufgemacht, da passierte das andere... das, worüber Sie etwas erfahren wollen, nehme ich an. Draußen gab es einem mächtigen Schlag, die Gläser klirrten im Geschirrschrank. Es war eine Bewegung und gleichzeitig ein Geräusch, stark und handfest, als habe jemand gerade einen Stahlsafe vom Dach runtergeworfen.‹
      Sie zündet sich eine neue Zigarette an und beginnt nervös zu pfaffen.
      ›Ich ging zum Fenster und schaute hinaus, aber ich konnte nichts sehen. Dann, als ich mich gerade wieder abwenden wollte, fiel wieder etwas. Die Sonne glitzerte darauf. Zuerst dachte ich, es sei ein dicker Glasbrocken. Dann knallte es gegen eine Ecke des Whiteschen Hauses und zerbarst. Und es war alles andere als Glas. Es war ein großer Eisklumpen. Ich drehte mich gerade um, um Mom davon zu erzählen, da prasselten sie herunter, ein richtiger Schauer.
      Sie fielen auf das Dach der Whites, auf den vorderen und den hinteren Rasen, auf die Außentür des Kellers. Das war eine Stahltür, und als der erste Brocken dagegen knallte, machte es boing, ganz dumpf und dröhnend, wie eine Kirchenglocke. Meine Mutter und ich schrien auf. Wir klammerten uns aneinander wie Mädchen in einem Gewitter.
      Dann hörte es auf. Aus dem Haus kam nicht der leiseste Laut. Man konnte das Wasser von dem schmelzenden Eis die Dachrinne hinuntertröpfeln und in der Sonne blitzen sehen. Ein großer Eisbrocken war in einer Ecke des Daches beim kleinen Kamin steckengeblieben. Das Sonnenlicht auf dem Brocken blendete mich so, daß ich nicht hinsehen konnte.
      Meine Mutter fragte mich gerade, ob alles vorüber sei, da schrie Margaret. Wir hörten den Schrei sehr deutlich. In gewisser Weise war er schlimmer als das erstemal, denn diesmal spürte man die Angst darin. Dann hörte man Poltern und Scheppern, als werfe sie Pfannen und Töpfe nach dem Kind.
      Die Hintertür flog auf und knallte wieder zu, aber niemand kam heraus. Weitere Schreie. Mom sagte, ich solle die Polizei rufen, aber ich konnte mich nicht rühren. Ich war wie festgenagelt. Mr. Kirk und seine Frau Virginia kamen in ihren Garten raus, um nachzusehen. Auch die Smiths. Schon bald standen alle, die gerade zu Hause waren, auf der Straße, sogar die alte Mrs. Warwick, und die war taub auf einem Ohr.
      Man hörte, wie Sachen klirrten, zerbrachen, zusammenkrachten. Flaschen, Gläser, ich weiß nicht was alles. Und dann zerbrach das Seitenfenster, und der Küchentisch fiel halb heraus. Gott ist mein Zeuge. Es war ein großes Mahagoniding, und es nahm den ganzen Fensterrahmen mit, er muß dreihundert Pfund gewogen haben. Wie konnte eine Frau — auch eine große Frau — so was werfen?‹
      Ich frage sie, ob sie damit etwas andeuten will.
      ›Ich erzähle Ihnen nur‹, sagt sie, plötzlich beleidigt. ›Ich verlange nicht, daß Sie es glauben...‹
      Sie scheint nach Luft zu schnappen, dann fährt sie fort: ›Vielleicht fünf Minuten lang geschah dann gar nichts. Wasser tröpfelte aus der Dachrinne. Und der ganze Rasen der Whites war bedeckt mit Eis. Es schmolz sehr rasch.‹
      Sie lachte kurz auf und drückt ihre Zigarette aus.
      ›Warum auch nicht? Es war ja schließlich August.‹
      Sie wandert ziellos umher, zum Sofa, dann kehrt sie wieder um.
      ›Dann die Steine. Direkt aus dem blauen, blauen Himmel. Pfeifend und heulend wie Bomben. Meine Mutter schrie auf: Was ist das, in Gottes Namen! und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Aber ich konnte mich nicht rühren. Ich beob achtete alles, und ich konnte mich nicht rühren. Es machte ohnehin nichts aus. Sie fielen nur auf das Grundstück
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