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DS045 - Die Macht des Shimba

DS045 - Die Macht des Shimba

Titel: DS045 - Die Macht des Shimba
Autoren: Kenneth Robeson
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1.
     
    Die beiden Männer in den weißen, flatternden Gewändern rannten atemlos durch den dichten Nebel am Fuß der Parry-Berge. Aus der Ferne hörten sie den dumpfen Klang der Buschtrommeln, der sie seit fast einer Woche nicht mehr verlassen hatte.
    Die Männer waren fünf Tage und sechs Nächte unterwegs. Sie hatten sich durch beinahe undurchdringlichen Dschungel gearbeitet, reißende Flüsse durchquert und kahle, sonnendurchglühte Ebenen überwunden. Jetzt waren ihre dunklen Gesichter ausgemergelt und schweißnaß, die Männer konnten sich kaum noch auf den Beinen halten. Trotzdem liefen sie weiter nach Süden, und die Trommeln hinter ihnen trieben sie vorwärts wie eine Peitsche.
    An einer Quelle hielten sie ausgepumpt an. Der kleinere der beiden blickte fragend zu seinem Begleiter. Einige Quellen, denen sie begegnet waren, hatten ausgesehen wie diese, doch waren sie vergiftet gewesen. Zwei der vier Gefährten, die mit den beiden Männern aufgebrochen waren, hatten das Gift nicht überlebt, die übrigen hatten sich unter Qualen weitergeschleppt.
    »Wir müssen trinken«, sagte der größere der Männer. Er sprach Kisuaheli, das Idiom der Bantu, die an der ostafrikanischen Küste lebten und von Arabern und Persern gleichermaßen beeinflußt waren. Seit langer Zeit war dieser Dialekt die Verkehrssprache in diesem Teil Afrikas und wurde bis tief ins Kongobecken verstanden. »Wir können nur hoffen, daß die Quelle in Ordnung ist.«
    Der kleinere Mann ließ sich auf die Hände und Knie nieder und kroch zum Wasser, der große Mann hielt Wache und spähte nach allen Seiten. Der kleinere Mann legte sich flach auf den Bauch und trank gierig. Er sog das Wasser in sich hinein und zuckte plötzlich zusammen. Durch die Luft schwirrte ein winziger Pfeil und drang ihm in den Nacken.
    Der große Neger schnellte zurück und schien mit dem Dschungel zu verschmelzen. Seine Erschöpfung war verflogen. Er glitt zwischen Baumriesen und verschlungenen Lianen dahin und hielt mit beiden Händen seinen kurzen Speer umklammert. Einige Male blieb er stehen und hielt scharf Ausschau, doch der Mensch, der für den Pfeil verantwortlich war, blieb verschwunden. Er oder seine Komplizen hatten nun drei der Boten auf dem Gewissen, die dem weißen Ingenieur die Nachricht hatten überbringen sollen, daß die Okoyong ins Land eingefallen waren und den Bau der Eisenbahn gefährdeten. Die Okoyong hielten sich für unüberwindlich, seit sie den Long Juju anbeteten. Sie kamen aus dem Innern Afrikas und hatten sich mit den Massai verbündet. Die Massai waren hamitische Viehhirten und ein gefürchtetes Kriegervolk.
    Das Dröhnen der Busch trommeln schwoll an. Der große Neger blickte sich nicht mehr um, fatalistisch hatte er sich in sein Schicksal ergeben. Er ließ den Dschungel hinter sich und kam auf eine weite Ebene mit einem breiten, klaren Fluß. Sehnsüchtig sah der große Neger zu dem Fluß hinüber. Seine Kehle war ausgetrocknet, sein Durst unerträglich. Der Wind trieb den Duft von gebratenem Fleisch zu ihm hin, das Fleisch hing nicht am Spieß über einem offenen Feuer, sondern befand sich in einer Pfanne, der Geruch verriet es, und solche Pfannen benutzten vor allem die Inglesi. Für den Kurier waren alle Weißen, die Englisch sprachen, Inglesi. Er begriff, daß er beinahe am Ziel war.
    Aber der Fluß war allzu verführerisch. Der Neger ging zum Ufer und blieb abrupt stehen. Der Speer entfiel seinen Händen, dann ging er schwerfällig in die Knie. Zwischen seinen Schulterblättern steckte eine mit Straußenfedern geschmückte Lanze. Der Neger bäumte sich auf, zuckte und stieß einen heiseren Schrei aus. Er versuchte aufzustehen, aber es gelang ihm nicht. Er kippte nach vorn und blieb reglos liegen.
     
    Der Mann im Khaki-Anzug sprang auf und eilte durch das Dickicht zum Rand der Ebene.
    »Ich hab’ den Schrei ganz deutlich gehört!« sagte er in amerikanischem Englisch. »Er kam aus dieser Richtung!«
    Er zerteilte das Lianengestrüpp und starrte entsetzt auf den Neger im flatternden Kittel und mit dem Speer im Rücken. Ein bulliger Neger, dessen Kleidung aus zerfransten Jeans bestand, lief zu ihm hin. Er versperrte dem Weißen den Weg.
    »Du bleiben hier«, sagte er in hölzernem Englisch. »Ich sehen nach zuerst!«
    Der Weiße war noch größer als der Neger und schob diesen ohne Anstrengung zur Seite. Er hatte ein verkniffenes Puritanergesicht und gewaltige Fäuste, die sogar für sein beachtliches Knochengestell ein wenig zu
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