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Untitled

Titel: Untitled
Autoren: nanu
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Taschen ­ lampe hielten. Meine Finger schlossen sich um die Lampe. Als ich sie einschaltete, hörte ich wieder einen Schuss. Dies ­ mal lauter. Näher.
    »Julian!« rief ich in die Dunkelheit.
    Das Telefon. Ruf Schulz an. Ich zwängte mich unter dem Schreibtisch vor, stand auf und richtete den Lichtkegel auf das Telefon. Ich wählte 911, bat sie, sofort zu Tattered Co ­ ver zu kommen, und legte auf. Die Stille lastete schwer auf mir.
    »Julian!« schrie ich wieder.
    Der Strahl meiner Taschenlampe fuhr über den Tep ­ pichboden zur Treppe.
    Und dann sah ich etwas, das nicht hierher gehörte und das mir das Herz stocken ließ. Kurz vor der Treppe war ein großer, dunkler Fleck auf dem Teppich. Ich stürzte darauf zu, blieb aber abrupt stehen und machte kehrt. Blut in einer Buchhandlung. Moment.
    Was hatte ich gerade zu mir gesagt?
    Etwas, das nicht hierher gehörte.
    In meinem Kopf schwirrte es.
    Was hatte die Frau in Lakewood gesagt? Etwas, für das es zu spät war, etwas, das nicht hierher gehörte … Was hatte Arch g e sagt? Man kann Andromeda im Sommer nicht sehen … und natü r lich konnte man im Winter kein Good-Humor-Eis vom Eismann kaufen, oder? Und in einer makellosen Küche würde ich keine Spinne finden, nicht? Tom Schulz hatte mir immer gesagt: Wenn du irgend etwas bemerkst, das fehl am Platz ist …
    Und jetzt wusste ich es. Die Verbrechen, den Täter, selbst die Methoden … ich kannte sie. Ich sank gegen ein Bücher ­ regal, mir wurde übel.
    Beweg dich, befahl ich mir.
    Ich ging die breite, mit Teppich belegte Treppe hinun ­ ter, richtete die Taschenlampe vor mich, bis ich den ersten Stock erreichte. Hier roch es anders, es waren mehr Men ­ schen hier gewesen, es lag ein stärkerer Schweißgeruch in der Luft. Seit den beiden Schüssen hatte ich kein Geräusch mehr gehört.
    »Julian?«
    »Goldy?« kam von weiter unten ein Schrei, der mir das Blut in den Adern gerinnen ließ. »Goldy! Hilfe!« Julians Stimme.
    »Wo bist du?« brüllte ich, hörte aber nur ein Scharren, Rennen und dumpfe Schritte. Fast stolperte ich, als ich den letzten Treppe n absatz hinunterlief.
    Hier im Erdgeschoss war es heller. Von den Straßenla ­ ternen der First Avenue und der Milwaukee Street fiel Licht durch die Scha u fenster herein.
    »Arh!« hörte ich wieder Julians erstickte Stimme. Und dann ein schleifendes Geräusch von … woher? Von der Ab ­ teilung für Wir t schaftsbücher.
    Ich rannte durch die Schatten zu der Stelle, an der ich ihn ve r mutete, in der Nähe des Ausgangs zur Milwaukee Street. Ich schwenkte den Schein der Taschenlampe über den Teppichboden – nichts. Als ich die Kassen im Erdge ­ schoss fast erreicht hatte, prallte etwas gegen mich. Ich fiel mit lautem Krach nach vorne, die Taschenlampe flog über den Teppich. Ich rappelte mich auf die Knie und machte einen Satz nach der Lampe, als mich der Körper wieder rammte. Ich schnappte die Taschenlampe und wirbelte herum. Der Lichtkegel schien in das wütende, ledrige Ge ­ sicht Hank Dawsons.
    »Sie Mistkerl!« schrie ich und schwenkte wild meine Ta ­ schenlampe. »Wo ist Julian?«
    Er machte einen Satz auf mich zu, aber ich sprang bei ­ seite. Fluchend wich er zurück und stürzte sich wieder auf mich. Außer mir griff ich nach einem Drahtgestell für über ­ große Paperbacks und kippte es vor ihm um. Hank stolperte und fiel. Verzweifelt schnappte ich mir Bücher, irgendwel ­ che Bücher, von Regalen und warf sie nach ihm.
    Zu meiner Verwunderung blieb er reglos am Boden lie ­ gen. Ich sauste um die Ecke in die Abteilung Wirtschafts ­ bücher.
    »Julian« rief ich zwischen die Regale, »ich bin’s! Du musst schnell herauskommen.« Welches von diesen verflixten Re ­ galen war das, das sich nach vorne ziehen ließ? Ich konnte mich nicht erinnern. Doch ganz langsam, widersinnig, als sei ich in einem Horrorfilm, sah ich ein Regal sich bewe ­ gen. Bücher schwankten und fielen auf den Boden. Ein Ge ­ sicht lauerte aus einem leeren Regal. Ich schrie kurz auf.
    »Ist Mr. Dawson … tot?«
    Es war Julian. »Am Boden, aber nicht k.o.«, sagte ich, als ich meine Sprache wiedergefunden hatte. »Mein Gott, Ju ­ lian, ist das Blut in deinem Gesicht? Ich bin so froh, dass du lebst. Die Polizei ist unterwegs, aber wir müssen hier raus.«
    »Ich kann nicht gehen«, wimmerte er. »Er hat mich an ­ geschossen …«
    Hank Dawson stöhnte und regte sich unter den Büchern.
    »Geh!« flüsterte Julian verzweifelt. »Verschwinde hier!«
    »Schnell
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