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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte
Autoren: Hans-Christian Huf
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erlischt, und wir werden zum ersten Mal erfahren, wie sich Schwerelosigkeit wirklich anfühlt. Doch nur kurze Zeit können wir verwundert und berauscht dieses sensationelle Gefühl auskosten, bevor der Rücksturz zur Erde beginnt.
    Worüber könnten wir nachdenken während dieser sieben, acht Minuten, in denen wir losgelöst sind von aller Erdenschwere?
    Der Blick aus dem Spaceplane -Fenster wird uns die Schönheit unseres Blauen Planeten unvergesslich vor Augen führen. Wir werden fasziniert sein von der Zartheit der Farben und der Duftigkeit der kleinen Wölkchen, die sich über dem tiefen Azurblau des Atlantiks strahlend weiß abheben. Wir werden Europa ausmachen können und über die gewaltige Ausdehnung Asiens staunen. Die Sonnenreflexion im Amazonas wird uns kurz streifen, und deutlich können wir fruchtbare Landstriche von riesigen trockenen Steppen unterscheiden.
    Und wir wissen: Dort unten streben derzeit fast sieben Milliarden Menschen danach, glücklich zu sein. Und jährlich kommen gut achtzig Millionen dazu. Noch vor fünfzig Jahren zählte die Weltbevölkerung kaum mehr als drei Milliarden und um das Jahr 1800 herum gerade mal eine Milliarde. Zu Zeiten von Christi Geburt bevölkerten lediglich 300 Millionen Menschen die Erde, die meisten Landstriche waren noch unbesiedelt.
    Allen Untergangspropheten und Unkenrufen zum Trotz: Wir Menschen haben uns bis heute als ungeheuer erfolgreiches Lebensmodell erwiesen. Unsere Erfolgsgeschichte, die ganz bescheiden irgendwo in Afrika beginnt, ist atemberaubend. Aber wie lange wird das weitergehen?
    Noch einmal ein Blick aus dem Fenster: Die Verletzlichkeit und rührende Verlorenheit unseres kleinen Planeten im schwarzen Nichts weckt in uns ein warmes Gefühl für die Menschheit. Wir wollen nicht vergessen: Der Mensch ist unendlich aufwendig hergestellt; allein deswegen soll man ihn mögen. Über vier Milliarden Jahre hat es gebraucht, um jeden Einzelnen von uns über den komplizierten Weg der Evolution aus Kohlenstoffeinheiten, also aus bloßem Sternenstaub, zu schaffen. Und dieses Phänomen an sich bleibt ein wunderbares, ewiges Rätsel, das auch unsere kausalitätssüchtige Wissenschaft niemals durchschauen kann. Denn der Vorgang unserer Entstehung und der Entstehung unserer Welt mag geschichtlich beschreibbar sein – wissenschaftlich ist er keineswegs ergründbar, denn hier lässt sich nichts im Experiment wiederholen. Die Abläufe dieser Geschichte sind ein malig, kontingent, zufällig. Und es stört uns jetzt auch nicht, dass wir von diesem Geheimnis sicher wissen, dass wir nichts wissen können . Würde nicht die Naturwissenschaft auch das wirkliche Geheimnis des Lebens trivialisieren, wenn sie monoton nach dem Warum fragte? Letztlich, so müssen wir uns eingestehen, werden wir doch dadurch erst richtig selbstständig, dass wir uns von den Bedingungen des eigenen Entstehens emanzipieren und einfach »sind«. Mit allem Recht des Seienden. Und dem naturgegebenen Anspruch, auf eine gute Zukunft für uns zu hoffen. Wir nehmen uns also vor, eine positive Bilanz zu ziehen und optimistisch nach vorn zu blicken, so wie es der Philosoph Karl Popper einmal gefordert hat, als er von der menschlichen »Pflicht zum Optimismus« sprach.
    Wir leben! Und das trotz jährlich neu angesagter Katastrophen: trotz der Kubakrise 1962, die die Welt an den Rand des atomaren Untergangs brachte. Trotz der düsteren Zukunftsszenarien des Club of Rome in den Siebzigerjahren. Trotz der letzten furchtbaren Kriege im Nahen Osten oder auch der schrecklichen Völkermorde in Afrika und auf dem Balkan. Trotz Klimawandel und Eisschmelze. Trotz Waldsterben, Schweinegrippe, AIDS und Terrorismus. Und immerhin wissen wir: Noch zu keiner Zeit gab es so wenig Kriegsopfer wie in der gegenwärtigen Welt, die wir jetzt von hier oben betrachten. Gewiss, immer noch sterben viel zu viele Menschen durch Gewalt und Kriege. Noch immer gibt es viel zu viel himmelschreiende Armut und ungelindertes Elend. Aber tatsächlich gab es kaum jemals eine friedlichere Zeit als heute.
    Seit dem Jahr 2000 gelingen weltweit unglaublich viele Wohlstandsprojekte, vor allem in Asien, Indien und Südamerika, so rechnen uns die Statistiker des Weltwährungsfonds vor. Und auch was in den fünfzig Jahren davor geschah, war wirklich nicht immer zu beklagen: Mit der Bildung der Europäischen Gemeinschaft etwa gelang nach
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