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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta
Autoren: Jan Guillou
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geraten konnte, war es noch ziemlich weit. Ein Betrag von bis zu zehn Millionen Dollar war jedoch vorstellbar. Darin war man sich in der Industrie einig.
    Die Geldfrage war also geregelt. Swedish Ordnance würde demnach einen ausreichenden Betrag entweder an die Banca di Sicilia oder eine etwas diskretere Bank in San Marino überweisen, sobald diese Frage aktuell wurde.
    Der nächste Schritt bestand darin, das schwedische Militär einzubinden, und zu diesem Zweck hatte Anders Stensson den Chef des militärischen Nachrichtendienstes zu sich gerufen, Kapitän zur See Samuel Ulfsson.
    Ulfsson hatte irgendwo draußen auf dem Flur gesessen und eine Viertelstunde gewartet, was Anders Stensson jetzt ausreichend erschien, als er ihn zu sich bitten ließ.
    Der Chef des Nachrichtendienstes zeigte deutliche Anzeichen von Nervosität und Unbehagen, was kaum verwunderlich war, denn er wurde nicht jeden Tag zum Außenminister gerufen. Wahrscheinlich dachte der arme Kerl, man habe jetzt etwas entdeckt, was man nicht habe entdecken sollen, habe etwas erfahren, was man nicht wissen sollte, und daß jetzt peinliche Erklärungen bevorstanden.
    Anders Stensson konnte es sich nicht verkneifen, darüber ein paar Scherze zu machen, als er den etwas steifen und besorgten Kapitän zur See bat, sich auf das gustavianische Sofa zu setzen, und mit einer Handbewegung Kaffee in Plastikbechern auf blauen Servietten hereinbefahl.
    »Nicht wahr, Sam, du hast ganz schön Angst vor dem, was jetzt kommt, was?« gluckste der Außenminister, sobald seine Sekretärin die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »In meinem Job ist es nicht schwer, Magengeschwüre zu bekommen. Hast du übrigens etwas dagegen, daß ich rauche?« erwiderte Samuel Ulfsson mit zusammengebissenen Zähnen und zündete sich sofort nach einem wohlwollenden Nicken des Außenministers eine Zigarette an.
    »Nun ja, ich werde dich lieber gleich vom Haken nehmen. Ihr habt uns jedenfalls keine Schande gemacht, zumindest mit nichts, was mir bekannt ist. Ich erwarte auch keinen Vortrag solchen Inhalts von dir«, fuhr der Außenminister mit spürbar guter Laune fort.
    »Wirklich nett zu hören«, erwiderte Samuel Ulfsson vorsichtig. Er konnte die Munterkeit des Regierungsmitglieds nicht recht deuten.
    »Wo steckt Hamilton eigentlich? Nein, nein, er hat wie gesagt nichts angerichtet, ich will nur wissen, wo er steckt. Ist er verfügbar?« fragte der Außenminister plötzlich und überraschend direkt.
    »Er befindet sich auf einer Dienstreise im Ausland, wird aber morgen oder übermorgen zurückerwartet«, erwiderte Samuel Ulfsson mit einem plötzlich erwachten Funken Neugier. »Sollen wir wieder auf Reisen gehen?«
    »Das kann man sagen. Wie du sicher weißt, sind zwei Leute von Bofors in Italien verschwunden.«
    »Ja. Sie sind also entführt worden? Wenn ja, ist das etwas für italienische Behörden.«
    »Ich bitte dich, Sam, fängst du jetzt auch noch an«, stöhnte der Außenminister. »Nun ja, wir haben mit italienischen Behörden eine Übereinkunft getroffen. Es geht also darum, die Schweden nach Hause zu holen, das Lösegeld für sie zu bezahlen, also Schweden gegen Geld zu tauschen, und Bofors bezahlt die Zeche. Das ist also der Auftrag. Was hast du dazu zu sagen?«
    Samuel Ulfsson hatte keine genauen Ansichten dazu. Die Natur des Auftrags ließ es geraten erscheinen, Personal von der operativen Abteilung des Nachrichtendienstes einzusetzen. Das war durchaus vernünftig. »Wenn es um so etwas geht wie einen nächtlichen Austausch, ein paar Autos an einem Treffpunkt, Geiseln gegen Geld, die Fähigkeit, mit heiler Haut davonzukommen, und so weiter - es ist völlig klar, daß wir derlei lieber kompetentem Personal als Diplomaten überlassen sollten. Na ja, bei allem Respekt vor unseren Diplomaten, aber…« Mehr war kaum zu besprechen. Theoretisch ließ sich vielleicht sagen, daß es sich um einen freiwilligen Auftrag handelte, doch nur theoretisch. Sobald Hamilton wieder zu Hause wäre, würde er seinen Marschbefehl erhalten. Samuel Ulfsson war allerdings der Meinung, daß man vielleicht zwei Operateure losschicken sollte. Nicht für die eigentlichen Verhandlungen, aber wenn es zu einem Austausch käme, wäre es ein außerordentlicher Vorteil, wenn die schwedische Seite aus mehr als nur einem Operateur bestand.
    Das war im großen und ganzen alles. Samuel Ulfsson sollte die Verbindungen zu den italienischen Streitkräften selbst herstellen, da die über ihr eigenes Außenministerium schon
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