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Unternehmen Vendetta

Unternehmen Vendetta

Titel: Unternehmen Vendetta
Autoren: Jan Guillou
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ich im Namen des Oberbefehlshabers bestätigen kann, daß du in der schwedischen Mari …. Verzeihung, Armee vom Fähnrich zum Leutnant befördert worden bist. Hast du das auch verstanden?«
    »Yes, Sir.«
    »Gut. Um welche Zeit treffen wir uns morgen also?«
    Carl erhielt keine Antwort. Luigi Bertoni-Svensson war zu Boden gesunken und schlief zum ersten Mal seit vier Tagen. Carl schüttelte den Kopf und verließ den Raum.
    Außenminister Anders Stensson pfiff leise vor sich hin. Er war ungewöhnlich guter Laune. So wie die Meinungsumfragen jetzt aussahen, gut drei Monate vor der Wahl, hätte er kaum gute Laune haben dürfen.
    Die Dinge hatten sich jedoch erstaunlich schnell entwickelt. Er kannte den italienischen Botschafter nicht näher und hatte deshalb im voraus nicht ahnen können, wie dieser Vorschläge zu unkonventionellen Lösungen aufnehmen würde. Deshalb hatte er sich zu Beginn ihrer Gespräche langsam vortasten müssen.
    Zunächst hatte er natürlich den Sachverhalt dargelegt und ebenso selbstverständlich darauf hingewiesen, welche gemeinsamen italienisch-schwedischen Interessen auf dem Spiel standen. Mit einem neuen Bestechungs und Boforsskandal wäre niemandem gedient, weder hier in Stockholm noch in Rom.
    Insoweit kam es natürlich zu einer vollen politischen Einigung zwischen Schweden und Italien. Danach mußte Anders Stensson sich jedoch Schritt für Schritt vortasten, so wie man es auf dünnem Eis tut.
    Er holte Luft und sagte: »Bei allem Respekt vor der italienischen Gesetzgebung, denn wir auf der schwedischen Seite denken natürlich nicht einmal im Traum daran, sie außer acht zu lassen, aber bei allem Respekt, wie strikt muß man sich eigentlich an das Verbot halten, nicht mit Mafiosi zu verhandeln?«
    Der italienische Botschafter, der selbst Jurist war, hatte schnelle, unmißverständliche und sehr ermunternde Auskünfte gegeben: »Innerhalb Italiens, soweit es italienische Behörden und Privatpersonen betrifft, muß man das Verhandlungsverbot als recht rigoros ansehen. Wenn jedoch ein fremder Staat einen entsprechenden Wunsch äußert, entsteht eine völlig andere Lage. In diesem Fall hat die Regierung einen ziemlich weiten Spielraum mit verschiedenen Möglichkeiten, kann auf Notstandsrecht verweisen, auf das Verhältnis zu einer fremden Macht und ähnliches. Falls die schwedische Regierung also bestimmte Wünsche hat…?«
    Anders Stensson hatte da angebissen wie einer seiner Sommerhechte und von Seiten der schwedischen Regierung einen nachdrücklichen Wunsch geäußert. Der italienische Botschafter hatte daraufhin die Arme ausgebreitet, eine lateinische Geste, die wohl etwa bedeuten sollte, bitte sehr, ihr könnt tun, was ihr wollt. Jedenfalls hatte Anders Stensson die Geste zu Recht oder Unrecht so gedeutet.
    Danach war es den beiden gelungen, sehr konkret zu werden. Die beiden Organe, welche die direkte Zusammenarbeit organisieren sollten, waren das italienische und das schwedische Verteidigungsministerium. Der Hintergrund war, daß bestimmte Teile der mit Mafiaverbrechen befaßten italienischen Behörden ganz oder teilweise dem Verteidigungsministerium unterstellt waren. Die Carabinieri etwa sind ja eher eine militärische als eine polizeiliche Organisation. Die anfänglichen Kontakte sollten von den beiden Außenministerien hergestellt werden, dies jedoch nur, um ein gemeinsames politisches Ziel zu formulieren. Die operative Seite sollte dem Militär überlassen bleiben.
    Diese Schlußfolgerung machte Anders Stensson die Arbeit erheblich leichter. Er war sich sehr wohl bewußt, wie negativ sein Staatssekretär und enger Freund reagiert hatte, als er die Idee vorgetragen hatte, man müsse von schwedischer Seite einen Mann entsenden, dessen Qualifikationen so ausgeprägt waren, daß nur an Hamilton zu denken war.
    Das Erpressungsgespräch mit Bofors war sehr schnell und einfach verlaufen. Dort hatte man natürlich großes Verständnis dafür gezeigt, daß das Unternehmen für die Zahlung geradestehen müsse und nicht der schwedische Staat. Immerhin ging es um eine Problemstellung, die in der schwedischen Industrie schon auf mehreren Seminaren sorgfältig durchdiskutiert worden war, und so wußte man bereits seit einigen Jahren, wie weit man zu gehen hatte. Alle Spitzenleute der schwedischen Industrie hatten sich grundsätzlich darauf geeinigt, in solchen Situationen gegenseitig füreinander einzustehen, und bis zu einer finanziellen Schmerzgrenze, bei der man in unangenehme Zwickmühlen
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