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Unternehmen Hongkong

Unternehmen Hongkong

Titel: Unternehmen Hongkong
Autoren: Carter Brown
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erledigten, vielleicht in seinem Auftrag eine
Reise unternähmen .«
    »Hier kann man keine großen
Reisen machen«, erwiderte ich. »Wenn er mit der Fähre nach Makao wollte, hätte er das selbst tun können .«
    »Ich dachte nicht an Makao «, erklärte er. »Ich dachte an das Festland, Mr. Kane.
Sie sind schließlich schon dort gewesen .«
    »Tatsächlich?«
    »Kommen Sie. Im Lauf des
letzten Jahres waren Sie mindestens dreimal drüben. Kanton, Weihaiwei und noch an einem dritten Ort, über den, das muß ich gestehen, wir uns nicht
ganz klar sind. Aber wir haben ein Auge auf die Leute, Mr. Kane, besonders auf
Leute Ihrer Art .«
    »Vielleicht könnten Sie recht
haben«, sagte ich milde. »Carter wurde jedoch getötet, bevor er mir mitteilen
konnte, was er wollte .« Ich grinste ihn an. »Aber
gleichgültig, was er wollte, es steht fest, daß er es jetzt nicht bekommen wird .«
    »Richtig«, stimmte der
Inspektor friedfertig zu. » Zur Zeit macht hier ein
hartnäckiges Gerücht die Runde — es kommt uns immer wieder zu Ohren. Diesem
Gerücht zufolge soll Carter etwas ganz Großes vorgehabt haben und deshalb
ermordet worden sein. Außerdem ist man allgemein der Ansicht, daß Sie
wesentlich mehr darüber wissen, als Sie zugeben wollen .«
    »Hongkong ist ein Nährboden für
Gerüchte«, erklärte ich.
    »Ferner besagt dieses Gerücht,
daß Sie, da Carter Sie ins Vertrauen gezogen hat, in eine gefährliche Lage
geraten sind. Besonders gefährlich, weil sich die >Brüder der Goldenen
Lilie< für die Sache interessieren und keine Konkurrenz wünschen .«
    »Die >Brüder der Goldenen
Lilie ?< « Ich hatte schon von ihnen gehört, doch vor
dem Inspektor stellte ich mich dumm. »Wo finden ihre Versammlungen statt? Im
Tal der Goldenen Lilie?«
    »Sehr witzig, Mr. Kane«,
stellte er säuerlich fest. »Aber ich würde Ihnen raten, sie ernst zu nehmen.
Ihre Polizei in San Francisco hat, wenn ich nicht irre, die Tong-Kriege auch
nicht auf die leichte Schulter genommen .«
    »Das ist schon lange her«,
versetzte ich. »Damals glaubten die Leute noch, daß jeder Chinese so böse sein
müßte wie Fu Manchu .«
    »Trotzdem sollten Sie die
>Brüder< nicht unterschätzen«, beharrte er. »Und da unser Gespräch im
Augenblick ganz inoffiziell ist, möchte ich Ihnen berichten, was wir über die
Organisation wissen, wenn es auch nicht sehr viel ist .«
    »Schießen Sie los .«
    Er lehnte sich in seinem Sessel
zurück.
    »Es handelt sich natürlich um
eine Geheimorganisation, und das ist an sich nichts Besonderes. In Hongkong
gibt es Geheimorganisationen wie Sand am Meer, einige von ihnen haben
politische Ziele, andere sind mystischer Art und wieder andere sind
verbrecherisch. Über die Hälfte der einflußreichen Chinesen in Hongkong gehören
der Vereinigung der >Brüder der Goldenen Lilie< an. Wer die Anführer
sind, konnten wir bis jetzt nicht feststellen. Wir wissen jedoch, daß die
Mehrzahl der Mitglieder gezwungen wurde, der Organisation beizutreten, und daß
sie erpresserische Beiträge leisten müssen. Wir vermuten, daß ein großer Teil
des organisierten Verbrechens und Schmuggels hier in Hongkong auf das Konto der
>Brüder< geht .«
    »Wenn Sie so viel darüber
wissen«, meinte ich, »dann müßte es Ihnen doch möglich sein, die Organisation
zu sprengen .«
    »Vor achtzehn Monaten«, fuhr er
ruhig fort, »löste sich ein chinesischer Kaufmann von der Gruppe. Er war in
Ihrem Land erzogen worden und entschlossen, den Zauber nicht länger
mitzumachen, wie er sich ausdrückte. Vier oder fünf Mitglieder schlossen sich
ihm an. Innerhalb von drei Wochen waren sie alle tot — ermordet .«
    »Und es ist Ihnen nicht
gelungen, die Mörder zu fassen ?«
    Der Inspektor schüttelte den
Kopf.
    »Jedesmal fanden wir ein Stück
Pergament neben der Leiche, und auf dem Pergament befand sich die Zeichnung
einer Lilie. Jedesmal eine wunderschöne Arbeit. Sie kennen ja die Feinheit der
Linienführung und die Zartheit der Farben, die der echte chinesische Künstler
schätzt .«
    »Sie machen Witze«, sagte ich
argwöhnisch.
    »Das liegt mir fern«,
versicherte er kühl. »Wenn an dem Gerücht etwas Wahres ist, dann würde ich
Ihnen in aller Freundschaft raten, äußerste Vorsicht walten zu lassen .«
    »Ich nehm’s mir zu Herzen«, erwiderte ich. »Danke für den Tip .«
    »Und Sie möchten Ihrer
vorherigen Aussage nichts hinzufügen ?«
    »Ich habe ihr nichts
hinzuzufügen .«
    »Na schön.« Er zuckte die
Schultern. »Sollten Sie Ihre Meinung
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