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Unternehmen Hongkong

Unternehmen Hongkong

Titel: Unternehmen Hongkong
Autoren: Carter Brown
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entsetzliche Geschichte«,
meinte er. »Worum ging es überhaupt ?«
    »Ich wollte, ich wüßte es«,
entgegnete ich achselzuckend. »Der Mann war tot, bevor er mir etwas sagen
konnte .«
    »Höchst mysteriös«, stellte er
fest. »Ich hoffe, die Polizei faßt den Täter .«
    »Ich fürchte, da wird es einige
Nüsse zu knacken geben«, sagte ich. »Keine Zeugen, niemand hat etwas gesehen —
und Carter, der Tote, war erst seit zwei Tagen in der Stadt gewesen .«
    Er ließ sich mir gegenüber
nieder, obwohl ich ihn nicht dazu aufgefordert hatte. Wenn man so reich ist,
wie Wong es angeblich war, tut man die meisten Dinge, ohne erst auf eine
Einladung zu warten.
    »Sind Sie in unserer Sache zu
einem Entschluß gekommen, Andy ?«
    »Ja.« Ich steckte mir eine
Zigarette an. »Ich glaube nicht, daß es das Richtige für mich ist, Wong.
Trotzdem danke ich Ihnen, daß Sie an mich gedacht haben .«
    »Das tut mir leid, Andy«, sagte
er sanft. »Sie hätten einen guten Eindruck auf meinen Freund gemacht. Jetzt muß
ich mich nach jemand anderem umsehen, dem das ebenfalls gelingt. Und das wird
nicht einfach sein .«
    »Vielleicht kann ich Ihnen ein
andermal helfen .«
    »Natürlich«, stimmte er zu und
stand auf. »Würden Sie mich jetzt entschuldigen ?«
    Er watschelte davon, und ich
blickte ihm nach. Er watschelte über die Terrasse zu der Tür, die in den
Ballsaal führte, und blieb dort stehen, um ein Paar vorbeizulassen, das soeben
den Dachgarten betrat. Das Mädchen war eine große, auffallende Brünette und
hieß Natalie Dove. Den Mann, der sie begleitete, kannte ich nicht, doch ein
Gefühl sagte mir, daß weder er noch ich auf die Freundschaft des
anderen Wert legten.
    Sie kamen auf meinen Tisch zu,
und als sie ihn erreicht hatten, stand ich auf.
    »Entschuldigen Sie, daß ich
mich verspätet habe, Andy«, sagte Natalie. »Ich wurde aufgehalten .«
    Sie trug ein schwarzes
Abendkleid, das tief ausgeschnitten war und eng wie eine zweite Haut ihren
Körper umschloß, bis hinunter zu den Knien, wo der Rock plötzlich in weiten,
schwingenden Falten auseinanderfiel.
    Ihr Begleiter räusperte sich,
um meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er war hochgewachsen und gut
gebaut, vielleicht eine Spur zu behäbig um die Mitte. Seine Züge waren grob und
kantig. Das blonde, beinahe weiße Haar fiel ihm in die Stirn, und auf seinem
Gesicht lag ein Ausdruck der Selbstgefälligkeit, der mich reizte. Ich nahm mir
vor, ihn später in Verlegenheit zu bringen, falls unsere Bekanntschaft sich
vertiefen sollte.
    »Das ist Joe Kahn, Andy«,
stellte Natalie vor. »Joe — das ist Andy Kane .«
    »Ja«, sagte Joe.
    Wir setzten uns und bestellten
etwas zu trinken. Für mich das gleiche wie zuvor, einen Martini für Natalie und
ein Bier für Joe.
    »Sie wollten wegen meines
Vorschlags mit mir reden ?« sagte Natalie, als die
Drinks vor uns standen und der Kellner außer Hörweite war.
    »Stimmt«, bestätigte ich. »Ich
nehme an .«
    »Oh, Andy!« Ein Ausdruck der
Bekümmerung huschte über ihr Gesicht. »Das tut mir leid, wirklich. Nur — ich
habe Joe heute morgen getroffen, und wir sind uns schon einig .«
    »Wie schön für Sie beide«,
meinte ich. »Und Hotelkosten spart man dabei auch gleich .«
    Kahns Gesicht rötete sich.
»Nehmen Sie sich in acht, Kane .«
    »Joe muß etwas besitzen, was
mir fehlt«, wandte ich mich an Natalie, ohne Kahn zu beachten. »Sie haben ihn
erst heute morgen kennengelernt, und bis zum Abend ist
schon eine Partnerschaft aus der Bekanntschaft geworden. Sie sind doch Partner ?«
    »Joe bringt mich hin, Andy«,
erwiderte sie. »Es tut mir leid, aber so ist es .«
    »Ich hab’ gehört, Ihnen war das
Geschäft sowieso nicht ganz geheuer«, erklärte Joe. »Jetzt sind Sie aller
Sorgen ledig .«
    »Haben Sie ihn beim Spiel
gewonnen ?« erkundigte ich mich.
    Sie schüttelte den Kopf.
»Bitte, Andy. Seien Sie doch nett .«
    »Ich will’s versuchen«,
versetzte ich. »Nett zu sein ist für mich etwas Neues. Ich verstehe nur nicht,
weshalb Sie mir eine Woche lang ständig in den Ohren gelegen und versucht
haben, mich zu überreden. Und jetzt, da Sie’s geschafft haben, werfen Sie alles
über den Haufen und fahren mit einem Mann, den Sie erst heute morgen
kennengelernt haben .«
    »Joe ist ein alter Freund. Ich
kenne ihn aus den Staaten .« Natalie zögerte. »Es war
unglaubliches Glück, daß ich ihm heute morgen begegnet
bin. So liegen die Dinge .«
    Ich sah ihn an. »Und Sie
glauben, Sie können es schaffen — die
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