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Unternehmen Hongkong

Unternehmen Hongkong

Titel: Unternehmen Hongkong
Autoren: Carter Brown
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des Oriental Hotel. Der
Angestellte am Empfang strahlte, als ich nach Miss Donavan fragte.
    »Aber natürlich«, sagte er.
»Miss Donavan hat die Dachetage .«
    Ich fuhr mit dem Aufzug hinauf
und klopfte. Wenige Sekunden später öffnete sich die Tür, und Tess Donavan stand mir gegenüber. Sie trug ein hauchzartes Négligé , das aussah, als würde es beim nächsten Luftzug
wegfliegen. Leises Bedauern, daß die Jahreszeit der Wirbelstürme noch nicht
gekommen war, regte sich in mir. Auf ihrem Gesicht lag ein fragendes Lächeln.
    »Andy Kane ?« meinte sie. »Was für eine nette Überraschung.«
    Sie hielt die Tür auf, und ich
trat ein. Sie führte mich ins Wohnzimmer, dessen eine Wand praktisch ganz aus
Glas war. Der Mond am nachtblauen Himmel schien mit den Händen greifbar.
    »Möchten Sie etwas trinken ?« fragte sie.
    »Das ist eine überflüssige
Frage«, erklärte ich.
    Auf dem Tisch standen eine
Flasche Gin, ein halbes Dutzend Flaschen mit Tonic und eine Schüssel mit Eis.
Sie mixte mir einen Drink, nahm ihr eigenes Glas vom Tisch und setzte sich auf
die Couch.
    Sie klopfte mit der Hand auf
den leeren Platz neben sich.
    »Kommen Sie, setzen Sie sich
und erzählen Sie mir, was Sie beschäftigt .«
    Gehorsam setzte ich mich neben
sie und trank einen Schluck.
    »Also, erzählen Sie«, forderte
sie mich nochmals auf.
    »Wo ist Corvo ?« fragte ich.
    »Phillippe? Er hat einen Mann
aufgesucht, von dem er glaubt, daß er uns zur Kwan-Po-Bucht führen kann. Ein
Chinese namens Wong — aber die heißen ja alle Wong, nicht wahr ?«
    »Wenn es der Wong ist, an den
ich denke«, meinte ich, »dann hat Corvo aufs falsche Pferd gesetzt .«
    »Das glaube ich nicht«,
erwiderte sie gleichmütig. »Aber warum berichten Sie mir nicht, was Sie hierher
treibt ?«
    »Die Kwan-Po-Bucht«, entgegnete
ich. »Ich hab’s mir überlegt. Ich nehme Ihr Angebot an .«
    Sie rückte ein wenig näher an
mich heran. »So was !« sagte sie und lächelte. »Das ist
ja interessant .«
    »Ich könnte Sie hinbringen«,
fuhr ich fort. »In einer Dschunke.«
    »In einer Dschunke?« Sie zog
die Nase kraus.
    »Wenn Ihnen ein Schlachtschiff
lieber ist, könnte ich in Pearl Harbor anfragen .«
    »Aber Dschunken sind doch
schmutzige, stinkende Dinger und entsetzlich langsam .«
    »Die, von der ich spreche, ist
sehr sauber und keineswegs langsam«, gab ich zurück. »Sie ist mit einem
Fünfhundert-PS-Motor ausgestattet und macht gut ihre fünfzehn Knoten .«
    Sie lehnte sich entspannt
zurück. »Ich wußte, daß Sie der richtige Mann für uns sind .«
    »Sagen wir mal, Sie haben zur
Hälfte recht«, verbesserte ich. »Ich muß gestehen, daß Corvo nicht gerade mein
Typ ist —und ich auch nicht der seine .« Dieses »uns«
gefiel mir nicht. Am liebsten wäre mir gewesen, wenn Corvo nicht dazugehört
hätte. »Ihr Millionenschatz liegt vier Meter unter der Wasseroberfläche. Haben
Sie schon darüber nachgedacht, wie Sie ihn heben wollen ?«
    »Vielleicht könnten wir Taucher
engagieren«, meinte sie vage.
    »Seit achtzehn Jahren liegt das
Geld dort unten«, fuhr ich fort. »Wenn es überhaupt noch vorhanden ist, kann es
unter Sand und Schlamm begraben, von der Strömung weggeschwemmt worden sein.
Die Suche kann einen ganzen Monat dauern .«
    Sie zuckte teilnahmslos die
Schultern. »Wir müssen eben suchen, bis wir es gefunden haben .«
    »Sie kennen die chinesische
Küste nicht«, sagte ich. »Man kann nicht einen ganzen Monat in den Küstengewässern
treiben, ohne daß einem jemand unbequeme Fragen stellt. Die Aktion muß rasch
gehen. Ich habe zwei Taucherausrüstungen, die ich mitnehmen kann, aber das
erhöht den Preis .«
    »Sind hunderttausend nicht
genug ?«
    »Das gilt, wenn wir das Geld
finden«, erwiderte ich. »Aber das ist noch nicht sicher. Ich möchte fünftausend
Dollar, bevor wir anfangen .«
    »Das erscheint mir —« Sie brach
plötzlich ab. An der Tür klopfte es. Sie stand auf.
    »Das muß Phillippe sein.
Entschuldigen Sie mich einen Augenblick .«
    »Natürlich.« Ich erhob mich
ebenfalls und sah ihr nach, als sie zur Tür ging.
    Sie öffnete und trat
unvermittelt zurück. Zwei Chinesen drängten sie ins Zimmer. Der eine schlug die
Tür zu. Beide hielten Messer in den Händen und machten ganz den Eindruck, als verstünden
sie, mit ihnen umzugehen. Es sah so aus, als wollten sie uns eine
Gratisvorstellung geben.
    Jetzt war ein Held entschieden
nötig.
     
     
     

4
     
    Ich stürzte mich auf den
Nächststehenden, drückte die Hand, die
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