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Unternehmen Hongkong

Unternehmen Hongkong

Titel: Unternehmen Hongkong
Autoren: Carter Brown
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    »Ich hab’ mich nur gefragt, ob
diese verlockende Million, von der Sie dauernd sprechen, vielleicht gar nicht
aus hübschen, knisternden Scheinen besteht, sondern aus weißem Pulver. Das ist
alles .«
    Ihre Augen weiteten sich ein
wenig, während sie mich anstarrte.
    »Sie sind betrunken, Andy Kane.
Wir haben Ihnen doch erklärt, worum es geht — einfaches, gewöhnliches Geld —
nur eben gleich eine ganze Menge .«
    »Wenn ich mich darauf nur
verlassen kann«, erwiderte ich.
    Ich bückte auf meine Uhr und
stellte fest, daß es halb zwei war. »Es wird spät«, sagte ich. »Ich glaube, es
ist besser, ich gehe jetzt .«
    »Und mich wollen Sie ganz
allein lassen ?« Ihre Lippen verzogen sich zu einem
kleinen, ein wenig spöttischen Lächeln. »Stellen Sie sich vor, was geschieht,
wenn hier noch mehr Chinesen mit Messern auftauchen? Ich hätte Todesangst, Andy .«
    »Machen Sie einfach Ihre Tür
nicht auf«, riet ich. »Rufen Sie den Etagenkellner an und sagen Sie ihm, er
soll Ihnen ein paar Polizisten schicken .«
    »Wollen Sie nicht hierbleiben ?«
    »Nein«, sagte ich bestimmt.
    Ihre Augen waren halb
geschlossen.
    »Bis morgen also«, meinte ich.
»Sie, Corvo und fünftausend Dollar.«
    »Wir kommen alle drei«,
erwiderte sie. »Ich nehme an, es wird Sie nicht interessieren, wenn ich Ihnen
versichere, daß ich Ihnen eine ganze Liste von Männern zusammenstellen könnte,
die ihren rechten Arm opfern würden, wenn ich zu ihnen das sagte, was ich eben
zu Ihnen sagte .«
    »Was würden Sie mit einem
Bündel rechter Arme anfangen ?« versetzte ich. »Die
Kerle sind wahrscheinlich sowieso alle Linkshänder .«
    »Gute Nacht, Mr. Kane«, sagte
sie kalt. »Ich würde Ihnen ja gern wünschen, daß Sie sich im Aufzug das Genick
brechen, aber Sie sind uns nützlich; folglich werde ich den herzlichen Wunsch
auf einen späteren Zeitpunkt verschieben .«
    »Gute Nacht, Miss Donavan «, erwiderte ich. »Es war mir nur teilweise ein
Vergnügen .«
    Ich verließ die Dachetage und
fuhr mit dem Aufzug ins Foyer, ohne mir das Genick zu brechen. Dann machte ich
mich auf den Heimweg und kam kurz nach zwei in meiner Wohnung an. Charlie war
noch wach. Ich ging ins Wohnzimmer und sah ihm zu, während er mir einen Drink machte.
    »Alles in Ordnung, Chef«,
berichtete er. »Proviant, wie Sie befohlen haben, wird morgen früh geliefert.
Die Breda und die Taucherausrüstungen werden auch an Bord gebracht. Alles in
einem großen Sack mit Kartoffeln obendrauf .«
    Ich nahm ihm das Glas aus der
Hand.
    »Gut. Erinnerst du dich an Miss
Dove ?«
    »Ja, Chef.«
    »Sie will die Reise auch
machen. Aber nicht mit mir, sondern mit einem Mann namens Kahn. Sie haben noch
kein Boot. Wahrscheinlich werden sie versuchen, eines zu mieten, und es wird
ihnen auch gelingen. Ich möchte wissen, in welchem Boot sie fahren und wann.
Okay?«
    Er nickte mit ausdruckslosem
Gesicht.
    »Ich bald wissen, Chef. Wird
nicht leicht sein für sie .«
    »Das ist richtig. Aber ich
möchte Bescheid wissen, wenn es ihnen gelingen sollte .«
    »Ja, Chef.«
    »Charlie, hast du jemals von
den >Brüdern der Goldenen Lilie< gehört ?«
    Eine plötzliche Verwandlung
ging in seinem Gesicht vor. Chinesen mit rätselhaften, verschlossenen
Gesichtern gibt es nur im Kino.
    »Ja, Chef. Jeder kennt sie .«
    »Was weißt du über sie ?«
    »Sehr mächtig, Chef. Große
Gewalt hier in Hongkong. Niemand will sich mit den >Brüdern< anlegen !« Er fuhr sich vielsagend mit der Handkante quer über den
Hals.
    »Der Inspektor meint, daß sie
Carter getötet haben«, fuhr ich fort.
    »Wenn er recht hat, Chef, dann
ist es ein faules Geschäft .«
     
    Als wir am nächsten Morgen
zusammentrafen, trug Corvo wieder seinen makellosen weißen Tropenanzug. Tess
steckte in einem aufregend engen Kleid aus kupferfarbener Seide.
    »Ich habe Ihr Geld mit, Mr.
Kane« eröffnete Corvo das Gespräch und reichte mir einen Umschlag.
    »Danke .« Ich steckte den Umschlag in meine Tasche.
    »Wollen Sie es nicht nachzählen ?« erkundigte sich Tess kalt.
    »Ich warte, bis ich wieder zu
Hause bin«, erklärte ich. »Ich möchte niemanden in Verlegenheit bringen .«
    »Mein Gott«, sagte sie giftig.
»Wie Sie sich seit gestern abend verändert haben .«
    Corvo rieb sich die Hände.
    »Und jetzt«, meinte er mit
einem Grinsen, »finde ich, daß wir auf unseren Erfolg trinken sollten .«
    »Mir ist jeder Vorwand recht .«
    »Wann brechen wir auf ?« fragte er, während er sich mit Flasche und Gläsern zu
schaffen
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