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Unternehmen Hongkong

Unternehmen Hongkong

Titel: Unternehmen Hongkong
Autoren: Carter Brown
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jeden Fall erst mal rein. Die Nacht ist
sowieso zum Teufel .«
    Ich steckte die Pistole in die
Tasche und trat zur Seite, um sie vorbeizulassen. Im Wohnzimmer bot ich ihr
etwas zu trinken an, und als sie ablehnte, mixte ich mir als Entschädigung
einen Doppelten. Eine Zigarette nahm sie dankend an. Ich gab ihr Feuer und
steckte mir selbst eine neue an. Dann musterte ich sie gründlich.
    Sie war groß, so groß wie
Natalie Dove, doch sie war blond mit blauen Augen und einem üppigen Mund, der
Entschlossenheit verriet. In den Bewegungen ihres schlanken, feingliedrigen
Körpers lag katzenhafte Anmut. Sie trug ein engsitzendes Kleid aus
stumpfglänzendem Satin, das tief ausgeschnitten war.
    »Jetzt ist Ihnen nur noch mein
Charakter fremd, Mr. Kane«, sagte sie unbefangen. »Möchten Sie ihn kennenlernen ?«
    »Das Blut auf dem Teppich
müssen Sie entschuldigen«, sagte ich leichthin. »Es stammt nicht von mir .«
    »Ich nehme an, es stammt von
Jonathan Carter ?« gab sie im gleichen Ton zurück. »Wie
ist es geschehen ?«
    Es war schließlich kein
Geheimnis, deshalb erzählte ich es ihr.
    »Was sagte die Polizei dazu ?« wollte sie wissen.
    »Nicht viel. Ich fürchte, der
Unterinspektor hat mir nicht geglaubt, als ich ihm erklärte, ich wüßte von
nichts .«
    »Was haben Sie ihm sonst noch
gesagt ?«
    »Nichts weiter. Ich behauptete,
Carter sei erst seit fünf Minuten bei mir gewesen, und wir wären noch nicht auf
das Geschäftliche zu sprechen gekommen .«
    »Das war sehr klug«, stellte
sie fest.
    »Sie sind äußerst gütig«,
erwiderte ich kurz. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich jetzt zu Bett gehe ?«
    Sie nickte langsam und
vielsagend.
    »Ich fürchte, daß Jonathans
Geschäfte jetzt noch dringlicher geworden sind, Mr. Kane. Wurde er wirklich
ermordet, bevor er dazu kam, Ihnen reinen Wein einzuschenken ?«
    »Er machte mir ein Angebot«,
berichtete ich ihr. »Es handelte sich um einen vergrabenen Schatz, der in der
Kwan-Po-Bucht liegen soll .«
    »Und? Haben Sie angenommen ?«
    »Ich erbat mir Bedenkzeit. Er
wollte mich morgen nachmittag anrufen. Er bot mir hunderttausend Dollar für den Fall, daß der Schatz gehoben
wird. Die Summe sollte mir bei unserer Rückkehr ausbezahlt werden. Sollten wir
den Schatz nicht finden, so wollte er für meine Spesen aufkommen und mir
zusätzliche dreitausend Dollar für meine Bemühungen zahlen .«
    »Hat er seine Partner erwähnt?
Sagte er, wer an der Fahrt teilnehmen würde ?«
    »O ja — Sie und ein gewisser
Corvo.«
    Irgendwo hinter meinem Rücken
spürte ich eine leichte Bewegung.
    »Ist hier mein Name gefallen ?« erkundigte sich eine höfliche Stimme.
    Langsam trat der Sprecher in
mein Blickfeld. Ein Mann von durchschnittlicher Größe, in einem blütenweißen
Tropenanzug. Das schwarze, ölige Haar war zurückgekämmt, seine Oberlippe zierte
ein schmales, dunkles Bärtchen. Vielleicht ein Philippino, aber ich war nicht
sicher.
    »Machen Sie sich einen Drink,
wenn Sie wollen«, sagte ich.
    »Hast du gehört, Phillippe ?« fragte die Blondine.
    »Jedes Wort«, erwiderte er.
»Ich glaube, Mr. Kane sagt die Wahrheit .«
    »Das glaube ich auch«, stimmte
sie zu.
    Dann konzentrierte sich ihre
Aufmerksamkeit wieder auf mich.
    »Angenommen, Jonathan wäre
nicht erschossen worden — wie wäre Ihre Entscheidung bis morgen
nachmittag ausgefallen ?«
    »Wahrscheinlich hätte ich das
Angebot ausgeschlagen«, gab ich zurück. »Es gibt weniger schmerzhafte Arten,
Selbstmord zu begehen .«
    »Aber Sie waren doch schon in
Rot-China«, meinte sie. »Das wissen wir. Deshalb haben wir uns an Sie gewandt .«
    »Soll ich ehrlich sein ?« fragte ich.
    Corvos weiße Zähne blitzten auf, als
er lächelte.
    »Warum nicht ?« sagte er. »Ehrlichkeit ist eine so rare Eigenschaft, daß sie interessant
geworden ist .«
    »Carter behauptete, der
versenkte Schatz sei von so großem Wert, daß er es sich leisten könne, mir für
die Hebung hunderttausend Dollar zu zahlen«, erklärte ich.
    »Gar kein Problem«, bestätigte
Corvo.
    »Ja, bis Sie den Schatz in
Händen haben«, entgegnete ich. »Aber vielleicht kommen Sie dann auf den
Gedanken, Mittel und Wege zu suchen, um Ihre Unkosten zu verringern. Sie
könnten sie um hunderttausend Dollar herabsetzen, wenn Sie mit einfach auf dem
Rückweg den Kragen umdrehen und mich den Fischen zum Fraß vorwerfen. Das ist
der Hauptgrund, weshalb mich das Angebot nicht unbedingt reizt. Ich nehme an,
Sie können folgen ?«
    Corvo lachte leichthin.
    »Sie sind ein
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