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Unternehmen Grüne Hölle

Unternehmen Grüne Hölle

Titel: Unternehmen Grüne Hölle
Autoren: Stefan Wolf
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„Das würde bedeuten, daß die
Zeitzwiebel vielleicht abgetrieben ist — und jetzt auf Bahn eins liegt. Oder in
der Sprunggrube.“
    „Wegen der Strömung mache ich mir keine
Sorgen“, meinte Tim, ohne die Miene zu verziehen. „Auch nicht wegen der
Unterwasser-Vulkane und der Seebeben. Aber was ist mit den Krokodilen und den
Seeschlangen? Wenn die Uhr verschluckt wurde, finden wir sie nie.“
    „Verstehe!“ nickte Klößchen. „Es gibt
keine Strömung.“
    „Wir nähen nicht doppelt“, sagte Tim,
„sondern vierfach. Ich gehe am Startklotz runter und krebse auf dem Grund
weiter — solange mein Luftvorrat reicht. Sobald ich zehn Meter weg bin, suchst
du hinter mir, Gaby. Dann Karl, dann Willi. Acht Augen und genauso viele Vorderflossen
müßten die Uhr eigentlich finden.“
    „Sechs Augen“, meinte Karl. „Blicklich
— als Späher jedenfalls — kannst du mich vergessen. Mir beißt das Chlor ( ätzende
Flüssigkeit, die im Wasser Krankheitskeime abtötet) gleich so in die
Glotzer, daß ich weniger sehe als ein tauchender Maulwurf. Ich kann nur
tasten.“
    „Dann laß mich an die dritte Stelle“,
erbot sich Klößchen. „Ich bin ganz wild auf die Suche. Hoffentlich vergesse ich
das Auftauchen nicht — wenn mich der Eifer überkommt. Sollte ich länger als fünf
Minuten unten bleiben, muß mir jemand Bescheid geben.“
    „Ich schicke dir ein Telegramm“, sagte
Gaby. „Geht’s jetzt los? Oder blödeln wir weiter?“
    Tim rannte unter die Dusche und ließ
Kaltwasser auf seine muskulöse Figur prasseln.
    Karl und Klößchen waren über den Rand
gestiegen und tauchten vorsichtig ins lauwarme Wasser.
    Gaby, die eben noch gedrängt hatte, war
plötzlich verändert. Statt sich auf Bahn drei zu konzentrieren, hüpfte sie
winkend zum Eingang: einem Mädchen entgegen, das einen rosafarbenen Badeanzug
trug. Von weitem sah er aus wie nichts. Aber das wäre hier nicht erlaubt
gewesen.
    Tim wischte sich Duschperlen aus den
Augen. Jetzt sah er, um wen es sich handelte: um Elisa von Jaburg, eine
14jährige, die seit kurzem zur Klasse 9 b gehörte und vom ersten Tage an mit
Gaby Freundschaft geschlossen hatte.
    Das beeinträchtigte Gabys
TKKG-Zugehörigkeit nicht, weder zeitlich noch gedanklich — denn Elisa tat
alles, um auch den Jungs kameradschaftlich näherzukommen. Insgeheim liebäugelte
sie sicherlich mit einer bestimmten Vorstellung: der Aufnahme in die
TKKG-Bande. Aber das war aussichtslos. Nicht nur für Elisa, sondern für jeden.
Die vier blieben ein Vierer-Club — sozusagen auf Lebenszeit — mit Gabys Hund
Oskar als einzigem Ehrenmitglied.
    „Super!“ rief Elisa. „Daß ich euch hier
treffe. Bei deiner Mutter, Gaby, habe ich angerufen. Hörte, daß ihr hier seid.
Es ist wegen der Party morgen. Wird ein Heuler. Und meine Mutti ist
einverstanden. Daß ihr bei uns übernachten könnt, meine ich. Wozu haben wir
denn die riesige Wohnung! Eine ganze Etage. Ihr“, gemeint waren die Jungs,
„kriegt das Gästezimmer. Und Gaby schläft bei mir.“
    Die Mädchen waren zum Startblock
gekommen.
    Tim bemerkte, daß Klößchen abermals die
Luft anhielt. Vermutlich zog er auch den Bauch ein, denn das Handtuch, in das
er sich gewickelt hatte, rutschte.
    „Tag, Elisa!“ sagte Tim. „Ist ja riesig
nett. Und du siehst, wie in uns die Vorfreude lodert. Deshalb müssen wir uns
abkühlen — in Neptuns Fluten. Aber ist der Aufwand nicht zu groß? Weshalb will
sich deine Mutter diese Mühe machen? Die Betten frisch beziehen — und so. Ihr
wohnt zentral — wir haben kürzeste Wege. Nach der Party schwingen wir uns auf
die Tretmühlen und sind schon zu Hause.“
    Damit war er in sämtliche Fettnäpfchen
getreten.
    „Seid doch nicht so knochentrocken!“
funkelte seine Freundin ihn an. „Es geht nicht ums Praktische! Jede
Übernachtung woanders ist irre abenteuerlich.“
    „Finde ich auch“, nickte Karl. „Und es
muß nicht immer Hotel sein. Ich genieße es, wenn ich in einem fremden Haus
schlafe. Die anderen Geräusche, die anderen Gerüche, die...“
    „Besonders das andere Frühstück am
nächsten Morgen“, pflichtete Klößchen bei. „Kannst ja deiner Mutter sagen,
Elisa, was ich bevorzuge. Nämlich...“
    „Schon gut!“ Tim grinste. „Ich bin
nicht dagegen. Habe nur kurz überrissen, daß wir Elisas Mutter nicht zuviel
zumuten.“ Elisa lachte. Sie war etwas größer als Gaby und trug die
blauschwarzen Haare als Mittelzopf, der schon bis zu den Nieren reichte. Sie
hatte große Augen. Der Mund war
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