Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
Regierung für die Karte mit den Goldminen?« wollte Alaoui wissen.
    »Um die Karte zu bekommen – meine Ausgaben. Das gleiche galt für die Kanadier.«
    »Ausgaben!« Alaoui konnte es nicht glauben.
    »Die bis dahin entstandenen Ausgaben. Plus eine Verpflichtungserklärung auf Seiten des Käufers, die Ressourcen auch auszubeuten. Ich behalte mir das Recht vor, sie weiterzuverkaufen, falls dies nicht geschieht. Das war allerdings noch niemals der Fall. Von ihren Erlösen erhalte ich einen Gewinnanteil. Gäbe es nichts zu verdienen, würden sie mir keinen Penny schulden.«
    Der Colonel nippte an seinem Teeglas. »Welche Ausgaben?«
    »Nicht besonders hohe, Sie können sie aus der Portokasse bezahlen.« Leidy lehnte sich nach vorne. »Die Karte mit den Formationen kostet Sie die Tickets für drei oder vier Flüge von und nach Kalifornien, dazu kommen die Kosten für den Transport hier, Hotel und Verpflegung, Fax, Telefon, eine Sekretärin etc. Am teuersten kommen wahrscheinlich die Anwaltsgebühren. Trotzdem sollten es nicht mehr als zehn- oder zwölftausend Dollar werden.«
    »Der Käufer müßte die Vorkommen inspizieren.«
    »Ich werde ihn nicht von einem zum nächsten Ort fahren. Ist er nicht zufrieden, dann gibt es keinen Vertrag. Das Gebiet ist groß, Colonel. Ich bin noch immer damit beschäftigt, es zu kartografieren.«
    »Was ist mit bereits bestehenden Minen- und Nutzungsrechten?«
    »Das ist Sache des Käufers.«
    »Ach ja.« Alaoui klang unzufrieden, Leidy nahm jedoch das Gegenteil an. Hier war ein Verhandlungspunkt, kein bedeutender Nachteil für jemanden, der soviel Land kontrollierte, wie es die Alaoui-Familie tat. »Ich muß Ihnen gestehen, dies alles klingt sehr aufregend. Beinahe romantisch. Aber offengestanden …«
    Leidy war neugierig, welche Entschuldigung sein Gastgeber vorbringen würde, um ihm weiszumachen, daß er nicht das geringste Interesse an einer Diamantmine hatte.
    »… werden heutzutage künstliche Diamanten auf sehr effiziente Weise hergestellt.«
    »Selbst der kleinste Qualitätsdiamant kostet in der Herstellung mehr, als ihn aus dem Boden zu graben.«
    »Sie sind ein Experte in diesen Dingen.«
    »Sie haben meine Vita.«
    »Wie kommt man dazu, einen Blick auf diese Karte zu werfen?«
    »Ist der Handel abgeschlossen, gehört die Karte dem Käufer, ihm allein. Inklusive des dazugehörigen Berichts. Daneben meine persönlichen Dienste als Erkundungsführer, falls man mich benötigt.«
    »Dennoch gibt es viele Ungewißheiten.«
    »Ich bin nicht in Eile.«
    Marokkaner lieben den Handel; viele Amerikaner sind schon allein bei dem Gedanken daran entsetzt. Sollte Alaoui allerdings denken, Leidy wolle nur widerwillig verhandeln, so mußte er mit einer Überraschung rechnen.
    »Ich habe eine Bitte an Sie«, sagte Alaoui. »Einige meiner Bekannten werden sich dafür sehr interessieren.« Er deutete auf die schwarzen Steine. »Könnte ich sie vielleicht über Nacht ausleihen? Ich werde sie Ihnen morgen in der Frühe zurückgeben. Natürlich erhalten Sie von mir eine Quittung.«
    »Colonel, Sie können sie behalten.«
    »Im Ernst, Dr. Hudder …«
    »Behalten Sie sie. Wirklich. Dort, wo sie herkommen, gibt es viele von ihnen.«
     
    Zwei Tage später, auf der Fahrt von Agadir nach Osten in die gewundenen präkambrischen Felsen des Anti-Atlas, erblickte Leidy seine Lieblingsgesteinsstruktur – ein dunkelgraues Felsbett, das er nicht vor Irherm erwartet hatte. Aber hier war es, etwa dreihundert Meter über der Schnellstraße, von der darüberliegenden Gesteinsschicht verdeckt, so daß nur ein horizontal blickender Satellit sie hätte wahrnehmen können. Er verlangsamte die Geschwindigkeit und suchte nach einer Route, die ihn näher heranführen würde.
    Ein Mercedes-Laster, mindestens zehn Jahre alt und heruntergekommen, bremste ab, als wollte er ihn nicht überholen – ein Verhalten, das für einheimische Fahrer nicht charakteristisch war –, schnell aber hatte der Fahrer seinen Elan wiedergefunden und rauschte vorüber. Auf der Ladefläche des Lasters starrten zwei windzerzauste Männer zu ihm zurück; ihre Kleider hatten die Farbe schmutzigen Salzes.
    Zerklüftete Felsen erhoben sich vor ihm und zogen vorüber. Der amerikanische Westen war voll mit Bergen wie diesen, in Nevada und Utah und Arizona, das Death Valley und die Mojave. Die Ähnlichkeit war oberflächlich; diese Berge hier enthielten gefaltete Gesteinsschichten, die pro Quadratkilometer eine größere geologische Vielfalt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher