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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE
Autoren: Paul Preuss
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und sinkt direkt in den heißen, zähflüssigen Mantel. Sie kocht. Die Kontinente bewegen sich auseinander, kollidieren erneut, bewegen sich auseinander, kollidieren. Irgendwann im Laufe dieses Prozesses wird die gekochte Platte herausgerissen und nach oben geschoben. Und sitzt dann fünfzehn Millionen Jahre auf dem Atlas, bis die Erosion schließlich einen Teil davon freilegt.«
    »Eine bezaubernde Geschichte.«
    »Solche Formationen finden sich im Rif und entlang des Mittelmeeres, in Spanien, in Beni Bousera und Ronda. Sie sind reich an oktaedrischen Kohlenstoffkristallen – die Kristalle sind jedoch Graphit. So weich wie ein Bleistift. Ich habe Ihnen gerade einen gezeigt. Pseudomorphe; ihre Gestalt trügt. Aber einst waren diese Kristalle Diamanten. Die Formationen, von denen sie stammen, sind in ihren Ausmaßen riesig und reich an Kohlenstoff. Wenn diese Platten ihre Reise an die Oberfläche etwas schneller zurückgelegt hätten, dann wären sie heute nicht ödes Gestein, sondern zehntausend Mal reicher als die reichsten Kimberlites.«
    »Leider haben sie es nicht.«
    »Nein, nicht sie. Aber es gibt andere kohlenstoffhaltige Formationen im Atlas – an anderen Stellen.«
    »Ein Phänomen, das für Wissenschaftler von großem Interesse sein dürfte«, sagte Alaoui höflich. Hinzuzufügen, daß es für einen Geschäftsmann weniger interessant war, sparte er sich. »Wollen Sie noch etwas Tee?«
    Leidy nickte, obwohl er von der süßen grünen Flüssigkeit bereits genug hatte. Alaoui füllte sein Glas mit dampfendem, aromatischen Minztee. Leidy schlürfte ihn hörbar und murmelte seine Anerkennung.
    Er stellte sein Glas nieder und holte eine weitere Plastiktasche aus dem Lederumschlag. Den Inhalt schüttete er auf den Tisch neben die Graphitkristalle. »Sie unterscheiden sich kaum, Colonel, und doch besteht ein Unterschied.«
    »Ja?«
    »Nehmen Sie einen. Tun Sie, was ich vorher tat.«
    »Sie meinen, ich soll ihn zerreiben?«
    Leidy nickte.
    Alaoui nahm einen der schwarzen Steine und rollte ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. Rußiger Puder rieselte auf den Tisch. Doch der Colonel bearbeitete den Stein weiter, drückte fester mit seinen kräftigen Fingern und legte allmählich einen harten mineralischen Kern frei – oktaedrisch wie die Hülle, die ihn umgeben hatte, aber trüb-durchsichtig, mit einem öligen Schimmer auf der Oberfläche.
    »Sie können eine Raspel nehmen, sogar Karborundum, und werden ihm keinen Kratzer zufügen können«, sagte Leidy.
    »Ein Diamant?«
    Leidy nickte. »Nicht vom Rif.«
    Alaoui zeigte auf die anderen Steine aus der zweiten Tasche. »Sie sind alle wie dieser?«
    »Neun von zehn, die ich untersucht habe, besitzen unter der Graphitkruste einen Diamantkern. Ich gebe zu, die Wahrscheinlichkeit, daß Sie einen Diamanten erhalten, beträgt nur neunzig Prozent.«
    Einen Moment lang dachte Alaoui nach. »Ein oder zwei Dinge erregen meine angeborene Neugier.«
    »Nur zu.«
    »Zum Beispiel … verzeihen Sie, Dr. Hudder, ich meine dies nicht persönlich … wie schwierig ist es für eine kluge Person, eine Handvoll Rohdiamanten mit einer Graphitkruste zu umgeben?«
    Leidy lächelte. »Wenn ich solche Steine kaufen würde, wäre ich sicherlich auch an diesen Dingen interessiert. Allerdings kenne ich die Antwort nicht.«
    »Ich fürchte, es befriedigt wenig, dies …« Er beendete den Satz nicht.
    »Ich verkaufe keine salzbestreuten Minen, Colonel.«
    »Salz interessiert mich nicht.« Alaoui hob sarkastisch eine Augenbraue.
    Alaoui wußte sehr gut, was er meinte, Leidy fügte trotzdem eine Erklärung an. »Ich meine, ich führe niemanden in die Berge und zeige ihm einige Felsen mit Diamanten, die ich dort selbst hingelegt habe. Was ich anbiete, ist fundiertes geologisches Wissen. Eine Karte. Wie diese.«
    Er präsentierte die Satellitenfotos und ihre Folien. »Die griechische Regierung hat mich dafür bezahlt – goldhaltige Formationen in Makedonien. Und das sind Nickelvorkommen in den Northwest Territories von Kanada; ein kanadisches Minenkonsortium sponserte diese Aufnahmen. Natürlich stehen Ihnen meine Referenzen – Namen, Telefonnummern, alle Einzelheiten, die nicht unter die Eigentümerrechte fallen – zur Verfügung.«
    Er legte hervorragend detaillierte Bilder der südlichen Gebirgszüge des Atlas, des Hohen Atlas und des Anti-Atlas vor, die mit Landsat-1 aufgenommen waren. »Was ich Ihnen anbiete, sind ähnliche Folien, die Sie darüberlegen.«
    »Was zahlte die griechische
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