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Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)

Titel: Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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sind jetzt bedeutungslos«, sagte der Chefingenieur ruhig.
    »Was soll das heißen?«, fragte Conti und wunderte sich, dass der Ingenieur ausweichend antwortete.
    »Es ist die Schraube«, sagte Sala. »Ein Flügel wurde durch die Wasserbombe verbogen oder verdreht. Sie ist gegen den Rumpf geschlagen und abgebrochen.«
    »Einer der Flügel?«, fragte Conti.
    »Nein … die ganze Schraube.«
    Die Worte hingen in der Luft wie der Klang einer Totenglocke. Ohne ihren einzigen Propeller würde die Barbarigo von den Wellen hin und her geworfen werden – wie ein Korken. Ihr Heimathafen Bordeaux schien plötzlich genauso weit entfernt zu sein wie der Mond.
    »Was können wir tun?«, wollte der Kapitän wissen.
    Der vierschrötige Ingenieur schüttelte den Kopf.
    »Nichts anderes als beten«, sagte er leise. »Beten, dass die See uns gnädig ist.«

TEIL I
POSEIDON’S
ARROW



1
    JUNI 2014
MOJAVE-WÜSTE, KALIFORNIEN
    Es war ein Mythos, entschied der Mann, nichts als ein Ammenmärchen. Oft hatte er gehört, dass die kochende Tageshitze in der Wüste nachts in eisige Kälte umschlug. Das traf jedoch, wie er bezeugen konnte, nicht auf die hochgelegene Wüste von Südkalifornien zu. Schweiß tränkte die Ärmel seines dünnen schwarzen Pullovers und sammelte sich in einer kleinen Pfütze auf seinem Steißbein. Die Temperatur bewegte sich noch immer bei mindestens dreißig Grad Celsius. Er warf einen Blick auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr und holte sich die Bestätigung, dass es in der Tat zwei Uhr morgens war.
    Im Grunde machte ihm die Hitze nichts aus. Er war in Mittelamerika geboren worden und hatte sein ganzes Leben lang in den Dschungeln dieser Region gelebt und als Guerillero gekämpft. Aber die Wüste war etwas Neues für ihn, und mit einer solchen nächtlichen Hitze hatte er nicht gerechnet.
    Er blickte über das staubige Gelände auf eine Ansammlung leuchtender Straßenlampen. Sie markierten die Einfahrt zu einem ausgedehnten Bergwerksgelände, das sich über die ganze Hügellandschaft vor ihnen erstreckte.
    »Eduardo müsste die Position gegenüber dem Wachhaus bald erreicht haben«, sagte er zu dem bärtigen Mann, der neben ihm lag – ausgestreckt in einer Sandkuhle.
    Er war von seinen Kampfstiefeln bis hinauf zu der dünnen Mütze, die er sich tief in die Stirn gezogen hatte, ebenfalls ganz in Schwarz gekleidet. Schweiß glänzte auf seinem Gesicht, als er den Kopf hob und aus einer Wasserflasche trank.
    »Ich wünschte, er würde sich beeilen. Hier gibt es Klapperschlangen.«
    Eine Minute später meldete sich das tragbare Sprechfunkgerät an seinem Gürtel mit einem zweifachen kurzen Rauschen.
    »Das ist er. Los geht’s.«
    Die Männer erhoben sich und luden sich leichte Rucksäcke auf die Schultern. Lichter der Bergwerksgebäude verteilten sich auf dem Berghang vor ihnen und erhellten die Wüste mit ihrem fahlen Schein. Sie marschierten ein kurzes Stück bis zu einem Maschendrahtzaun, der den gesamten Komplex umgab. Der größere Mann ging auf die Knie hinunter und suchte in seinem Rucksack nach einer Drahtzange.
    »Pablo, ich glaube, wir kommen auch ohne Werkzeug auf die andere Seite«, flüsterte sein Partner und deutete auf ein ausgetrocknetes Bachbett, das unter dem Zaun verlief.
    Der sandige Untergrund war in der Mitte des Bachbettes noch nicht festgebacken, also konnte er einiges von dem losen Geröll mit dem Fuß beiseiteschieben. Pablo half ihm, indem auch er Sand und Geröll aus dem Weg räumte, bis sie ein kleines Loch unter dem Zaun gegraben hatten. Sie schoben die Rucksäcke hindurch und folgten ihnen.
    Eine Kombination leiser rumpelnder Geräusche – das mechanische Getöse eines Tagebaus, der rund um die Uhr in Betrieb war – erfüllte die Luft. Die beiden Männer hielten ausreichend Distanz zu dem Wachhaus, das rechts von ihnen stand, und bewegten sich über den sanft geneigten Berghang hinauf, und zwar in Richtung der eigentlichen Grube. Nach einem Fußmarsch von zehn Minuten erreichten sie eine Gruppe älterer Gebäude, zwischen denen kreuz und quer lange Förderbänder verliefen. Ein Schaufelbagger am hinteren Ende lud haufenweise Erz auf eines der Förderbänder, das einen auf Stelzen ruhenden Sammel- und Einfülltrichter belieferte.
    Das Ziel der beiden Männer war eine zweite Gebäudegruppe etwas weiter oben auf dem Berghang. Die Fördergrube versperrte ihnen den Weg und zwang sie, in den Verarbeitungsbereich auszuweichen, wo das Erz zertrümmert und zermahlen wurde. Sie hielten sich im
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