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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen
Autoren: Werner Legere
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,A1-Dschezair’ mit dem Dey zu brechen und gegen die Korsaren zu kämpfen! Der größte Teil meiner Männer geht mit mir durch dick und dünn, fragt nicht nach dem Dey, ist ihm im Gegenteil feindlich gesinnt.«
    »Korsarenjäger? Das wolltest du, Livio, mein Junge?!
    Dieser Tag ist der herrlichste meines Lebens. Mein Sohn ist dennoch kein Araber oder Türke geworden, ist Italiener wie ich und alle meine Freunde. Dank dir, Dank dir, unendlichen Dank, mein Gott!« Luigi hat den Sohn wieder in die Arme gerissen und küßt ihn.
    »Wir werden zusammen die Macht der Türken brechen!« jubelt Livio.
    »Wir werden jahrhundertealte Fesseln sprengen!« versichert der Vater. »Doch zuerst gilt es das Heute. Ich schlage vor, Enrico führt dein Schiff, du das meine bis in meinen Schlupfwinkel auf der Insel Korsika. Gewähre mir diese erste Bitte, Livio. Ich möchte dich keine Sekunde fern von mir wissen. Bringe einen Teil deiner Mannschaft zu mir; ich gebe die gleiche Anzahl Leute Enrico mit auf den »Al-Dschezair«. Trotz aller Verbrechen, die deine Männer begangen haben, werden sie unsere Freunde sein.«
    »Und dann?«
    »Schicke die Korsaren nach Algier zurück. Ich kämpfe nicht gegen den einzelnen, sondern gegen die Sache, und werde deshalb den Mann nicht büßen lassen, was das System ihm Schlechtes zu tun befahl. Im Hafen liegen Prisen. Eine von ihnen stelle ich zu ihrer Heimkehr bereit. Jeder kann frei und unbehindert in die Heimat zu-rückkehren, wenn er nicht wünscht, weiterhin an deiner Seite zu bleiben. Die bei dir bleiben wollen, werden unsere Freunde und Brüder sein.«
    Livio hascht nach der Hand des Vaters, küßt sie. In Sichtweite voneinander segeln die beiden Fregatten in Luigis Schlupfwinkel.
    Parvisis »Genua« ist auf der gleichen amerikanischen Werft gebaut wie der »Al-Dschezair«. Ein Vertrauter Luigis in der französischen Botschaft in Algier hatte laufend Bericht über den »Al-Dschezair« gegeben. Xavier de Vermont war der Mittelsmann gewesen. So konnte das italienische Schiff dauernd dem jeweiligen Aussehen des »Al-Dschezair« nachgeahmt werden.
    Luigi Parvisi wußte, daß Omar auf ihn Jagd machen werde. Luigi Parvisi war der gleichen Ansicht wie der Sohn, daß ein großer Kampf gegen die Korsaren erst dann erfolgversprechend sein werde, wenn der andere nicht mehr das Meer kreuzte. Er hatte nach dem Überfall auf die algerischen Schiffe die Jagd erst einmal eingestellt, um seine Leute noch besser als bisher zu schulen.
    Man fuhr inzwischen als »Genua« in Gebieten, die nicht vom »Al-Dschezair« heimgesucht wurden.
    Am Krankenlager Benedetto Mezzos erfahren die beiden Männer manches aus vergangenen Zeiten. Der ehemalige Sklave kann zwar nur erzählen, erkennt die Zusammenhänge nicht, aber das genügt, um Luigi klar sehen zu lassen. Er weiß nun, daß Mustapha-Benelli die Fäden zu einem furchtbaren Teppich gewebt hatte; daß er es war, der alles gelenkt und geleitet hatte; daß der Renegat, der große Abenteurer, die Karten gemischt und ausgespielt hatte.
    Vorbei.
    In Zukunft werden neben den Franzosen noch zwei Schiffe Europas den Schrei nach Befreiung von Knecht-schaft und Sklaverei verfechten: die Fregatte »Genua«
    unter Führung Livio Parvisis, der einst der gefürchtete Korsarenreis Omar war, und die »Genua«, die einmal als
    »Al-Dschezair« für den Schrecken des Mittelmeers galt, unter Enrico Torzzi.
    Man wird die Korsaren jagen! In Ost und West, in Nord und Süd, zugleich in der Straße von Gibraltar, zugleich im Bereich der östlichen Inseln.
    »Aber wo willst du so bald eine zweite Mannschaft her-nehmen, Vater, denn ein großer Teil meiner Korsaren wird dein großzügiges Angebot annehmen und in die Heimat zurückkehren?«
    Luigi Parvisi lächelt, spricht aber ernst und fast feier-lich: »In Italien, deiner und meiner Heimat, gibt es genug Menschen, die bereit sind, ihr Leben für Freiheit, Menschlichkeit, Gleichberechtigung einzusetzen. Ich brauche nur zu rufen und werde junge Leute haben, die Tod und Teufel nicht fürchten. Die Mannschaft meines Schiffes besteht aus sogenannten ,guten Vettern’, das sind Menschen, die einem Geheimbund, den Karbonari, angehören. Auch ich bin Karbonaio. Der Bund kämpft für eine Einigung unserer Heimat, für ein großes, freies Italien, in dem alle glücklich leben können. Die
    ,Köhlerei’ hat schwere Schläge erlitten; es ist mit Lebensgefahr verbunden, sich zu ihr zu bekennen. Wir werden uns noch ausführlich darüber unterhalten müssen,
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